2024-05-08T14:46:11.570Z

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"Gießener Junge" bleibt Stadt erhalten

NACHGETRETEN: +++ ASV-Urgestein Chris Reuling freut sich auf neue Aufgaben +++ Adler, Mafia-Filme und Familie im Herzen +++ Lieber Ball am Fuß als am Kopf +++

Ein Wechsel, der so manchen Fußballkenner der Region verblüfft haben sollte: Goalgetter Chris Reuling wechselt von seinem Heimatclub ASV Gießen schon im Winter eine Etage tiefer zur FTSG Gießen. Wir haben nachgebohrt, wie es dazu kam und darüber hinaus gibt es in dieser Folge unseres NACHGETRETEN-Formats auch einiges Persönliches vom starken Angreifer zu erfahren.

Hallo Chris,

viele Jahre lang hast du in der A-Liga eine tolle Torquote bewiesen, warum wechselst du jetzt eine Liga tiefer zur Freien TSG?

Ein gewichtiger Grund ist, dass ich beruflich und mit meinem kleinen Sohn zeitlich so eingespannt bin, dass ich immer weniger trainieren kann. Bei meinem Kleinen (5) ist das Fußball-Fieber ausgebrochen, da will ich mich sehr um ihn kümmern und selbst nur noch just for fun kicken. Mit Robel Ambaye hat ein guter Freund von mir 2016 die FTSG übernommen und ich habe mir 2-3 Spiele angesehen. Das ist eine richtig geile Truppe, jetzt kommen neben mir ja noch sechs weitere Leute hinzu, die ich teilweise schon lange kenn. Ich möchte Teil dieses interessanten Aufschwung-Projekts bei der FTSG sein. Und es geht mir dabei wie gesagt einfach um Spaß, nicht um Geld. Dass so viele Freunde dort spielen, ist also auch ein großer Wechselgrund.

Auch beim ASV hattest du viele Freunde. Wie schwer ist dir der Abschied dort gefallen?

Sehr sehr schwer. Es ist ja immerhin auch mein Heimatverein, hier stand ich erstmals für die F-Jugend auf dem Platz. Ich würde sagen, ich kenne 80 Prozent der Leute dort schon extrem lange, bin teils mit ihnen aufgewachsen. Eigentlich bin ich überhaupt nicht der Typ, der im Winter geht. Und ich habe in den letzten Jahren einige höherklassige Angebote abgelehnt, auch deshalb, weil mir der Verein immer viel geholfen hat. Allerdings gab es zuletzt auch anhaltende Unstimmigkeiten. Irgendwann wurde es sehr frustrierend und ich habe mich häufig vertröstet gefühlt. Aufgrund der vielen tollen Erlebnisse und Erinnerungen beim ASV will ich dort aber wirklich niemandem auf die Füße treten – ich wünsche dem Club auch von Herzen viel Erfolg und alles Gute.

Wie ist denn dein Verhältnis zu den „Partner“-Neuzugängen?

Mit Williams Belloff Jr. Verbindet mich viel, das ist auch so ein Kumpel, mit dem ich groß geworden bin. Serdar Özkan ist auch ein klasse Typ. Natürlich kenne ich auch Ricardo Rinderknecht gut. Alles Leute, die natürlich auch ein Pluspunkt für den Wechsel zur FTSG darstellten. Wenn dann noch Leute wie Tommy Speier mit an Bord sind, das ist doch top!

Bei solch einer Welle an Verstärkungen kann man davon ausgehen, dass ihr den Titel wollt, oder?

Wir haben aktuell drei Punkte Rückstand und ich freue mich schon aufs Rückspiel gegen den Kurdischen FC. Klar ist der Aufstieg möglich, Relegation sowieso – das sind Erfolge, die jeder anstrebt und gerne mitnimmt.

Wir kommen zum Stalking-Teil: Dein Facebook-Profil weist dich auf den ersten Blick als glühenden Eintracht-Fan aus. Beim Derby gegen Mainz hattest du sicher deinen Spaß…

Ja, wobei wir in der 1. Halbzeit großes Glück hatten, dass wir die Führung in die Pause gerettet haben. Glück und Hradecky. (lacht) Ich mochte Vorgänger Kevin Trapp im Tor zwar sehr gerne, aber Hradecky ist auf der Linie auch wahnsinnig stark. Nach der roten Karte haben wir das Spiel dann jedenfalls dominiert und verdient gewonnen. Ganz allgemein: Dass das Duo Kovac/Bobic sich dermaßen gut schlägt, hätte ich nicht erwartet. Wie sie mit diesem auf den ersten Blick zusammengewürfelten Kader so eine Saison hinlegen, und das nach dem Elend der letzten Runde – einfach der Wahnsinn! Jetzt überwintern wir in Champions League-Regionen, undenkbar vor wenigen Monaten. Und defensiv plötzlich so stabil…

Von Frankfurt zurück nach Gießen. Hier bist du geboren und geblieben. Hat es dich denn niemals woanders hingezogen?

Nein, ich bin ein Gießener Junge. Hier leben meine Eltern, meine Oma und alle meine Freunde. Es hat mich nie gejuckt, woanders hinzugehen. Jetzt mit dem festen Job an der Uniklinik und Freundin und Sohn erst recht nicht. Ich fühle mich absolut heimisch hier.

Dein Filmgeschmack: Mafiafilme. Wie tief steckst du als Weststadt-Experte selbst in der Kriminalität?

Überhaupt nicht, zum Glück (lacht). Früher habe ich natürlich schon viel Blödsinn angestellt. Jetzt mit Familie und gutem Job genieße ich es aber, in der Verantwortung zu stehen und dieser entsprechend auch zu leben. Die Geburt meines Sohnes hat da auch sehr viel bewirkt, manche Einstellung um 180 Grad gedreht. Das war das beste, was mir im Leben passieren konnte. Naja, und jetzt gibt es sicher mal eine Kneipentour oder man ist mal mit Freunden anderweitig weg, aber das ist alles völlig harmlos, mit 28 Jahren bin ich ja auch nicht mehr der Allerjüngste (lacht)

Also nichts mit Mafia. Aber wo würdest du sagen, kannst du noch an dir arbeiten?

Hier und da bin ich etwas unzuverlässig. Fußballerisch würde ich gerne kopfballstärker sein. Ich bin zwar groß, aber eher gut, wenn der Ball am Fuß ist. Sonst, ja, könnte ich sicher mal konsequenter in der Erziehung sein. Ich lasse dem Kleinen recht viel durchgehen. Andererseits ist das vielleicht auch einfach eine Sache der Herangehensweise.

Jetzt wird es nochmal spannend: Seit 2011 bist du mit deiner Freundin verlobt. Wann geht ihr denn mal den zweiten Schritt?

Ich will nur einmal im Leben heiraten, natürlich wägen wir diese Entscheidung also gut ab (lacht). Klar ist: Sie ist eine tolle Frau, ich habe sehr lange gewartet, weil ich beruflich auf beiden Beinen stehen wollte. Und jetzt? Wir haben kein konkretes Datum im Kopf – wir schauen einfach mal ganz entspannt.

Zum Schluss darfst du traditionell noch jemanden grüßen!

Ich grüße die Freie TSG und freue mich sehr auf die bevorstehende Zeit. Aber genauso möchte die ehemaligen Kollegen vom ASV grüßen – viel Glück und Erfolg, Jungs! Außerdem grüße ich natürlich meine Freundin und meinen Sohn. Nicht vergessen möchte ich hierbei auch den Rest meiner Familie, besonders meine Schwester und ihren Freund Alex!

Aufrufe: 022.12.2016, 10:48 Uhr
Dennis BellofAutor