2024-06-17T07:46:28.129Z

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Nicht nur aufgrund der neonfarbenen Trikots auffällig: Die Germania – hier Koray Münch (links) gegen Nick Brabender von Schwarz-Weiß – stürmt Richtung Kreisoberliga. Archivfoto: rscp/Corinna Beck
Nicht nur aufgrund der neonfarbenen Trikots auffällig: Die Germania – hier Koray Münch (links) gegen Nick Brabender von Schwarz-Weiß – stürmt Richtung Kreisoberliga. Archivfoto: rscp/Corinna Beck

Germania Wiesbaden: Starker Teamspirit, keine Söldnertruppe

A-Ligist Germania Wiesbaden lässt sich von Kritik nicht beirren – und führt die Tabelle ungeschlagen an

Wiesbaden. Bei der SG Germania weiß mittlerweile niemand mehr so wirklich, wie es sich anfühlt – dieses Verlieren. Wie auch? Seit über zwei Jahren hat man das Wort „Niederlage“ an der Waldstraße nach Pflichtspielen nicht mehr in den Mund nehmen müssen. Zuletzt am 4. Dezember nach einer 4:2-Heimniederlage im Kreispokal gegen den Kreisoberligisten Meso-Nassau. Die jüngste Siegesserie in der diesjährigen A-Ligasaison hält nun bereits 20 Spiele an und sicherte der SG die verdiente „Wintermeisterschaft“. Mit Blick auf den überragend besetzten Kader des Primus mag diese Bestandsaufnahme den wenigsten Ligakonkurrenten anerkennenden Applaus entlocken. Bei der Germania ist sich dagegen jeder bewusst, dass der bisherige Saisonerfolg bei Weitem kein Selbstläufer ist und es für das große Ziel des Kreisoberligaaufstiegs in der verbleibenden Runde weiter akribischste Arbeit aller Beteiligten benötigt.

„Nach den bisherigen Saisonergebnissen ist jeder Gegner noch mal heißer, uns endlich zum Stolpern zu bringen. Dessen sind wir uns natürlich bewusst, insbesondere Michel Badal und ich. Wir versuchen, unsere Serie so lange wie möglich zu halten, wissen aber, dass sie früher oder später reißen wird“, kommentiert Coach Alexander Kopp den beachtlichen Lauf. Tatsächlich sah es in der Saison 2021/22 recht früh so aus, als würde die Germania in der A-Liga ins Straucheln geraten. Mit zwei Testspielniederlagen gegen Nieder-Olm und Hochheim in der Vorbereitung startete man durchaus durchwachsen in das Projekt Aufstieg. Auch der Ligaeinstand bei der zweiten Garde des FC Bierstadt, der nur knapp 1:0 gewonnen werden konnte, ließ wenig auf eine derart dominante Serie schließen.

„Wenn du Erfolg hast, wirst du nicht gemocht“

So holprig der Start, so souverän absolvierte man den September mit den entscheidenden Spielen gegen die Top-Teams der Liga. In den sieben Partien traf man mit Delkenheim, dem FSV Wiesbaden und der Spvgg. Sonnenberg II auf alle drei direkten Konkurrenten. Mit einem Torverhältnis von 13:5 und drei Siegen bewies man einmal mehr die eigene Dominanz in der Liga. Zehn der 13 erzielten Treffer steuerten dabei die Leistungsträger Schambel Getnet, Ilias Amallah und Nabil Morchid bei. Alle drei spielten bereits in höheren Klassen und schlossen sich trotz A-Liga der Germania an, in Getnets und Amallahs Fall sogar schon zu B-Liga-Zeiten. Mit Blick auf solch hochkarätige Neuzugänge wird der Mannschaft häufig ein Söldner-Image auferlegt und die Germania als Verein abgestempelt, der mit Geld nur so um sich wirft. „Ich muss ganz ehrlich sagen, mittlerweile lachen wir meistens nur noch darüber, was dort über uns gemutmaßt wird. Bei den Summen, die dort immer wieder genannt werden, müsste ich morgens gar nicht mehr zur Arbeit fahren. Das ist teilweise wirklich utopisch“, so Trainer Alex Kopp zu den Spekulationen. Präsident Vassily Anagnostakis ergänzt: „Grundsätzlich ist es einfach so, wenn du Erfolg hast, wirst du nicht gemocht. Es hat keinen zu interessieren, was genau bei uns abläuft, aber ich kenne diese ganzen Mutmaßungen natürlich schon aus meiner Zeit bei Hellas. Ich kann nur sagen, wir haben keine Söldner bei uns. Unsere Spieler vertrauen uns und sehen das Projekt als sehr interessant an, deswegen wollen sie diesen Weg mit uns gehen.“

Auch Kapitän Edis Sikiric, der seine Mannschaft mit seinem Treffer gegen Delkenheim im Pokal jüngst in die nächste Runde schoss und für das Trainer-Duo Badal/Kopp als verlängerter Arm auf dem Platz dient, bekräftigt: „Dieser Söldnervorwurf prallt an mir mittlerweile ab. Die Jungs und ich wissen, was wir für einen starken Zusammenhalt haben. Wir machen auch privat ganz viel zusammen, jeder Vorwurf schweißt uns nur noch weiter zusammen. Diese gute Stimmung im Team ist definitiv auch Folge des Gleichgewichts, das die Trainer schaffen. Jeder bekommt bei uns seine Spielminuten.“ Dieses Gleichgewicht gilt es für Badal und Kopp auch im Rest der Saison zu wahren. Ende Januar möchte man wieder in die Vorbereitung starten. Ende März wartet auf den Aufstiegsanwärter im Pokalhalbfinale mit dem Verbandsligisten SV Niedernhausen ein echtes Highlight. „Auf dieses Spiel sind wir extrem heiß“, freut sich Kopp auf den Kracher. „Es ist schön, dann auch mal Außenseiter sein zu dürfen.“



Aufrufe: 016.12.2021, 11:00 Uhr
Alexander KnittelAutor