2024-04-25T14:35:39.956Z

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Aufwärmübungen der Sulzer Fans beim Anpfiff der Partie.     | Foto: Wolfram Köhli
Aufwärmübungen der Sulzer Fans beim Anpfiff der Partie. | Foto: Wolfram Köhli

FV Sulz muss unbesiegt dem TSV Loffenau gratulieren

Sulz und Loffenau trennen sich im Aufstiegsspiel-Rückspiel um die Landesliga 0:0 +++ Nach dem 3:3 im Hinspiel entscheidet die Auswärtstorregel

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Eigentlich sei es ein gerechtes Ergebnis, befand der Sulzer Trainer Reiner Heitz, „nur uns hilft es halt nichts.“ Nach dem 3:3 im Hinspiel jubelte der TSV Loffenau nach einem Spiel, in dem keinem der beiden Kontrahenten der Nachweis der Landesligatauglichkeit gelang.

Zwei Mol nit verlore und doch nit dabi, sagte ein Fan aus Lahr. Dieser Satz war der erste verbale Fluchtpunkt fast aller, die sich am Samstag zu Schwarz-Gelb bekannten. Und das waren einige. Allein mehr als 100 Fans waren mit zwei Sonderbussen angereist. Bereits vor dem Spiel hatte die Sulzer Vereinsführung versucht, viel Druck von den Akteuren zu nehmen. Vorsitzender Rochus Becherer stellte klar, die Ligazugehörigkeit habe auf das Konzept, an der Jugendarbeit festzuhalten, keinerlei Einfluss. Sein Stellvertreter Clemens Beck: „Wir können es entspannt sehen. Allein dabei zu sein ist klasse für die Jungs.“ Es klang nach Überzeugung, die zwei Stunden später von der Realität eingeholt wurde. Da ging der Vorsitzende herum, tröstete jeden seiner Jungs. Allen war schon vorher klar, das 3:3 war mehr als eine Hypothek.


Trainer Reiner Heitz schien zu ahnen, was auf ihn und sein Team zukommen würde. Gerade hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet. Da waren noch rund 15 Minuten zu spielen. Er tigerte vor seiner Bank herum, unter deren kleinem Dach einige versuchten, dem Regen zu entkommen. Man wird halt nervöser, gab er einen Einblick in das Innere eines Trainers. Später wird er sagen: „Wir sind halt enttäuscht.“
Nach dem Schlusspfiff herrschte tiefe Enttäuschung bei der jungen Mannschaft des FV Sulz. Total durchnässt hatte der Schlusspfiff einigen Akteuren scheinbar die Beine weggezogen. Sie lagen auf dem Spielfeld, hielten sich die Hände vors Gesicht. Es flossen Tränen. Am längsten bei Ousman Bojang, der sich in seinem Trikot gleichsam verkriechen wollte. Dem 19 Jahre alten wieselflinken Stürmer war in diesem Spiel eine Schlüsselrolle zugedacht worden. Von TSV-Trainer Patrick Ebner. Er ließ den auffälligsten Fußballer des Hinspiels permanent eine Sonderbewachung angedeihen. Kein Schritt, keine Ballannahme ohne störende Begleitung. Und es schien, als habe dieses Konzept den Nerv des Sulzer Spiels getroffen.


Über weite Strecken ging den Sulzer Fußballern die Freude am gepflegten Flachpassspiel verloren. Das Spielgerät wie der Platz schienen kein Herz für den FVS zu haben. Im Mittelpunkt stand kein Stürmer. Es war Torhüter Andreas Braun. Der 25 Jahre alte Toreverhinderer zeigte sich als starker Rückhalt und schien als einziger auf dem idyllischen Waldplatz seine Nervosität abgelegt zu haben. „Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir so lange im Spiel waren“, lobte Trainer Heitz. Als der Keeper bereits geschlagen war, kratzte Adrian Rothmann das Leder in höchster Not von der Torlinie. (21.). Ein warnendes Ereignis.


Trainer Reiner HeitzBereits zu diesem frühen Zeitpunkt war deutlich, spielerische Mittel würden nicht über den Aufsteiger entscheiden. In der 50., 54., 72. und 84. Minute standen Andreas Braun und Fortuna einer durchaus möglichen Führung der Loffenauer im Weg. Von wegen Effektivität, die diese Elf vor einer Woche noch ausgezeichnet hatte. „Meine Aufgabe ist es hinten keinen rein zu kriegen“, beschrieb Braun sein Handwerk. Darüber hinaus versuche er, Kraft und Ruhe auszustrahlen.


So richtig arbeiteten die Gäste aber nie die Entschlossenheit heraus, die eine Mannschaft an den Tag legen sollte, der nur ein Sieg oder ein Torfestival zum Erreichen des Zieles verhelfen. Mit harmlos mussten die Sulzer Bemühung auf ein Tor beschrieben werden. Zumindest während 90 Minuten. Die Zuschauer auf der Terrasse des Clubhauses unkten schon, warum nicht abgepfiffen werde. Die können noch ne Stunde spielen, ohne aufs Tor zu schießen. Als ob dieser Spruch auf dem Rasen zu hören gewesen sei, starteten die Gelb-Schwarzen eine Schlussoffensive, die manchen der rot gekleideten Heimfans den Atem stocken ließ.


An einer Flanke von Jens Kindle rutschte Bojang nur um Millimeter vorbei (90.). In der letzten Minute der vierminütigen Nachspielzeit fehlten bei einem Abschluss von Bojang nur Zentimeter am Aufstieg. Da war es so knapp, dass fast vergessen wurde, dass insgesamt nur noch ein Lattentreffer von Christian Reinholz (52.) auf der Chancenseite des FV Sulz zu vermerken war. Eine Erklärung dafür lieferte Jens Kiesele: „Bis auf Markus Häberle und mich hat noch keiner der Jungen jemals Relegation gespielt. Dafür haben sie es super gemacht.“ Diese Einschätzung teilte auch Trainer Reiner Heitz zum Abschluss seiner Dienstzeit und fügte hinzu, „da spielte sicher auch die Aufregung und das Publikum eine Rolle.“
Der erfahrene Jens Kiesele (28) urteilte noch auf dem Spielfeld: „Es war trotzdem ein einmaliges Erlebnis.“ Daraus gilt es, Motivation zu ziehen.

Aufrufe: 010.6.2018, 18:56 Uhr
Wolfram Köhli (BZ)Autor