2024-04-30T13:48:59.170Z

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Sinnbildlich für die Partie im Niedersachsenpokal-Viertelfinale zwischen Heesligen und Hagen/Uthlede: Kampf um jeden Zentimeter.
Sinnbildlich für die Partie im Niedersachsenpokal-Viertelfinale zwischen Heesligen und Hagen/Uthlede: Kampf um jeden Zentimeter. – Foto: Thies Meyer

Fußball-Klassiker: Pokalfight im Heeslinger Waldstadion

Frühe Holler-Führung, später Sobolewski-Ausgleich +++ Spannungshöhepunkt im Elfmeterkrimi +++ FC Hagen/Uthlede triumphiert im Niedersachsenpokal-Viertelfinale beim Heeslinger SC

In loser Reihenfolge wollen wir euch von unseren verrücktesten, spektakulärsten und dramatischsten Spielen berichten, die wir besucht haben. Heute haben wir für euch einen spannungsgeladenen Pokalkampf, wie man ihn nicht hätte besser schreiben können: Heeslinger SC gegen den FC Hagen/Uthlede

Heeslinger SC - FC Hagen/Uthlede (Viertelfinale Krombacher Niedersachsenpokal (Amateure) 19/20)

„Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, „Das Spiel lebt von der Spannung“ oder „Ein Spiel dauert 90 Minuten - manchmal auch 92“ sind den Fußballjunkies bekannte, teilweise auch nervige Phrasen. Aber: An diesem Fußballnachmittag sollten sie sich in irgendeiner Form wieder einmal bewahrheiten.

Die Vorzeichen: Heeslingen hatte den Heimvorteil auf seinen Seiten. Zudem sprach die aktuelle Form klar für den Gastgeber: In dieses Kräftemessen ging der SC als Tabellenzweiter der Oberliga Niedersachsen (7 Siege, 2 Niederlagen). Die Elf von der Blumenstraße hingegen erlebte damals einen durchwachsenen Auftakt in die Saison mit Tabellenplatz 14.

„Das Spiel stand unter besonderen Vorzeichen. Heeslingen hat sich bis zu dem Zeitpukt in der Saison durch eine große Effizienz ausgezeichnet“, so Hagens Cheftrainer. „Dennoch waren wir uns bewusst, dass wir nicht chancenlos dorthin fahren würden.“ Ein Pokalspiel sei nochmal etwas Besonderes, so könne man mal „frei vom Ligadruck“ aufspielen.

Perfekte Vorraussetzungen für ein geiles Fußballspiel

Auf der kurzen Anreise ins nahe gelegene Heeslingen machte sich bei mir schon ein ungemein positives Gefühl breit, dass die Begegnung zu einem denkwürdigen "Pokalfight" werden könnte. Zumal die Rahmenbedigungen nicht hätten besser sein können: Ins Bild passte da einerseits das Wetter an diesem Tag, das perfekte für einen jeden Fußballer.

So zahlreich besucht sah man das Waldstadion lange nicht mehr. Eine Kulisse, die Ansporn für die Spieler gewesen sein dürfte. Auch Bremen-Profi Philipp Bargfrede, der aus der Heeslinger Jugend in die Werder-Talenschmiede wechselte, ließ es sich nicht nehmen, an jenem für ihn fußballfreien Tag an der alten Wirkungsstätte vorbeizuschauen. Vielleicht begegnet er mit seinen Werderanern in der kommenden Pokalsaison ja dem Sieger dieses "Oberligaduells" in der 1. DFB-Pokalrunde.

Ein "Pokalfight" wurde auch am 15. August 2010 auf dem Rasen des Heeslinger Waldstadions ausgetragen, allerdings auf der Bühne DFB-Pokal. Zu Gast waren 5.000 Zuschauer und der gerade aus der höchsten deutschen Spielklasse in die 2.Bundesliga abgestiegene FC Energie Cottbus. Der damalige TuS Heeslingen verpasste denkbar knapp die Sensation, musste sich lediglich mit 1:2 geschlagen geben. Mit dabei waren auch Dominik Bremer oder auch Oliver Gerken. Die Routiniers hatten gegen die Hagener die erneute Möglichkeit, einen Schritt in Richtung zweite DFB-Pokal-Teilnahme zu machen. Da schließt sich der Kreis.

"Geschafft ,das Spiel zu emotionalisieren"

Für die Gäste hätte dieser Showdown nicht besser starten können. Fabio Hausmann kratzte die Spielkugel vor dem Überqueren der Torauslinie weg und löffelte sie in den Strafraum zu seinem Teamkollegen Marc Holler (1.). Der Stürmer köpfte den frühen FC-Jubel herbei. Carsten Werde kam der Auftakt nach Maß super gelegen: „Durch das frühe Tor konnten wir die Partie emotionalisieren. So haben wir auch die Zuschauer mitreißen können.“ Das sei aber für das Hagener Spiel immer wieder ein wichtiger Faktor, Spiele emotional zu gestalten.

Das Pokalmatch bewegte sich neben dem angesprochenen Kampf aber dennoch auf einem hohem spielerischen Niveau. Heeslingen riss das Zepter an sich, wollte schnellst möglich den Ausgleich. Ein Mazreku-Distanzschuss (27.) an den Querbalken und eine herauskombinierte Sobolewski-Riesenchance waren dazu die besten Möglichkeiten im ersten Durchgang.

Ein Match, das von seiner Intensität und natürlich den Emotionen lebte: „Heeslingen ist ein Gegner, der ein kämpferisches Spiel auch gut zugelassen hat. Der Schiedsrichter hat die Partie auch großartig geleitet, die intensiven Zweikämpfe auch durchgehen lassen“, so der Gästetrainer. Der Lüneburger Referee Andre Schönheit machte in der Tat einen super Job. Vor allem aus Sicht derer, die die berühmte "englische Härte" mögen. Die Zweikämpfe bewegten sich in einem harten Rahmen, aber allzeit im Sinne des Erlaubten. Voller Einsatz und Siegeswille!

Waldstadion bebt nach Sobolewskis Last-Minute-Treffer

In der zweiten Spielhälfte waren Großchancen eher eine Rarität, was das Spiel aber nicht weniger attraktiv machte. Auf dem Feld wurde von den Akteuren beider Farben Fußball gearbeitet und gelebt.

Als nur noch wenige an eine Verlängerung der Partie ins Elfmeterschießen geglaubt haben, belehrte Marco Sobolewski (92.) alle Pessimisten mal wieder eines Besseren. Der eingewechselte Oliver Warnke schnibbelte das Spielgerät mit einem langen Schlag an den zweiten Pfosten zum quirligen Sobolewski, dessen Kopfball zur Ekstase führte.

Nicht zu halten: Marco Sobolewski (rechts), der den HSC ins Elfmeterschießen rettete, und Mitspieler Malik Gueye drehen jubelnd ab.
Nicht zu halten: Marco Sobolewski (rechts), der den HSC ins Elfmeterschießen rettete, und Mitspieler Malik Gueye drehen jubelnd ab. – Foto: Thies Meyer

Mit dem Last-Minute-Ausgleich erfüllte sich auch wieder der übliche Auftrag für das Phrasenschwein, denn die berühmten Sätze von Sepp Herberger & Co, die zu jeder Fußballfachsimpelei dazu gehören, sollten mal wieder zutreffen. „Ein Spiel dauert 90 Minuten“, „Totgesagte leben länger“ oder „Abgerechnet wird am Ende“.

Den Zuschauern schien die Begegnung ebenfalls zu gefallen, sie spendeten Applaus für das Heeslinger Ausgleichstor, kreierten an diesem 03. Oktober eine lebendige Atmosphäre über die kompletten 90 Minuten plus. Das erlebt man in dieser Art und Weise nicht jedes Wochenende. Amateurfußball at it´s best!

Zu guter letzt: Elfmeterkrimi

Das Füllhorn an Emotionen ging damit sogar noch in eine nächste Runde: Crunchtime im Elfmeterschießen. Als Fußballfanatiker freut man sich doch, wenn ein DFB-Pokalspiel vor dem Fernseher in die Verlängergerung geht oder sogar die Elfmeter-Lotterie die Spannungskurve in die Höhe treibt, so kam es auch damals.

Jeder einzelne Schuss schaukelte die Gemüter hoch. Für den HSC waren vier Schützen erfolgreich, für den FC fünf. Das Glück war an diesem Tag auf Hagener Seite: Zum Held der Partie zeichnte sich FC-Keeper Yannick Becker mit zwei parierten Strafstößen aus. Als Hagens Nankishi den entscheidenden, letzten Elfmeter versenkte, waren Freud und Leid schnell nah beieinander.

Erleichterte Hagener, die zum Jubellauf vor ihren mitgereisten Anhängern ansetzten, auf der Gegenseite blickte man bei der Lemke-Elf verständlicherweise in gefrustete Gesichter. „Achterbahnfahrt der Gefühle“ waren da die passenden Worte vom Hagener Übungsleiter, um das Spiel perfekt zusammenzufassen.

Und raus mit den Emotionen: Die Hagener Auswechselbank jubelt über einen gehaltenen Strafstoß von Teamkollege Yannick Becker.
Und raus mit den Emotionen: Die Hagener Auswechselbank jubelt über einen gehaltenen Strafstoß von Teamkollege Yannick Becker. – Foto: Thies Meyer

Der Traum lebt also weiter: „Während des Viertelfinals hatte man natürlich den vollen Fokus auf das Spiel gelegt“, erinnert sich Carsten Werde im Gespräch. Das Träumen von einer tatsächlichen DFB-Pokalteilnahme kam laut Werde dann schon mal vor, die „Vorfreude auf das Halbfinale“ sei aber ebenfalls groß gewesen. Der Trainer: „So ein Halbfinale im Pokal spielen zu dürfen ist doch auch schon was.“

Andere Spiele, bei denen ich Gast sein durfte, boten vielleicht ein Spektakel mit Torflut. Doch das brauchte dieser "Pokalfight" nicht. Ein Highlight-Spiel an das sich der ein oder andere noch länger erinnern wird, weil es das beinhaltete, was diesen Sport so ausmacht: Leidenschaft, Spannung, Unberechenbarkeit, Emotionen.

Hier gibt es die Spieldaten, eine Bildergalerie und weitere Infos zum Spiel: Heeslinger SC - FC Hagen/Uthlede

An welche Spiele müsst ihr immer wieder denken? Welches waren eure verrücktesten Partien, die ihr als Spieler, Trainer, Schiedsrichter oder Zuschauer auf den Plätzen unserer Region erlebt habt? Schreibt uns per Mail an lueneburg@fupa.net oder kontaktiert uns auf einer unserer Facebookseiten.

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Aufrufe: 026.3.2020, 09:40 Uhr
FuPa Lüneburg / Thies MeyerAutor