2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Philipp Karaschewitz, Sportdirektor beim Ludwigsfelder FC. Foto: Otmar Winter
Philipp Karaschewitz, Sportdirektor beim Ludwigsfelder FC. Foto: Otmar Winter

"Für Vollzeitgehälter in der Liga habe ich kein Verständnis"

Philipp Karaschewitz vom Ludwigsfelder FC über seine Arbeit als Sportdirektor.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Philipp Karaschewitz

Herr Karascheiwitz, Sie haben Ihre sportliche Karriere beendet, trotzdem stehen zwei Einsätze in der Oberliga Süd und einer in der Kreisoberliga auf dem Konto. Hat es wieder gekribbelt?

Um ehrlich zu sein, es kribbelt jedes Wochenende. Ich hatte mir aber vorbehalten nur auszuhelfen, wenn die Personalsituation es verlangt. Wir hatten Mitte der Hinserie mit sehr viel Verletzungspech zu kämpfen, somit haben wir entschieden, dass ich aushelfe.

Also wird es auch in der Rückrunde nur zu Gelegenheitseinsätzen kommen?

Sollte die Situation nochmals eintreffen, dann könnte es schon passieren. Ich hoffe aber, dass alle Spieler gesund bleiben und jeder sich in seiner ursprünglichen Position einbringt, um unsere Ziele zu erreichen.

Warum kam überhaupt das frühe Ende der sportlichen Laufbahn? Wären nicht noch einige Jahre dringewesen? Und die Oberliga zum Abschluss nochmal das Highlight?

Ich hatte schon vor anderthalb Jahren das Angebot, den Posten des Sportdirektors zu übernehmen und es war damals schon eine sehr interessante Aufgabe für mich. Mein großes Ziel war es nicht, in der Oberliga zu spielen. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen, die Mannschaft als Spieler und Kapitän von der Landesliga wieder in die Oberliga zu führen. Das ist uns zum Glück noch gelungen. Dazu kommt, dass ich parallel neben dem Fußball im Öffentlichen Dienst arbeite, studiere und auch in diesem Jahr noch Nachwuchs erwarte. Feste Trainingszeiten würden also eh nicht so ganz passen.

Also getreu dem Motto: aufhören, wenn es am schönsten ist?

Da auch ich nicht in die Glaskugel schauen konnte, würde ich eher sagen, ich habe in dem für die Mannschaft und für mich schönsten Moment aufhören dürfen. Hätte man mir vorher gesagt, wie der Abschied ablaufen würde, hätte ich es genauso unterschrieben.

Wie lief der Übergang zu Ihrem neuen Posten?

Der Übergang lief relativ flüssig ab, da ich sämtliche Gespräche schon in der Rückserie der letzten Saison für die aktuelle Spielzeit geführt habe und auch in den formellen Sachen vom Präsidium gut in die Tätigkeit eingearbeitet wurde. Das gesamte Spektrum ist schon eine große Nummer. Aber das Schöne ist, dass ich weiter im Fußball beziehungsweise im Verein arbeite und manchmal auch noch selbst meinen nicht besser werdenden Körper auf den Platz schleppen darf.

Können Sie genauer werden, welches Aufgabenfeld Ihre Position als Sportdirektor beim LFC umfasst?

Ich sehe mich in meiner Tätigkeit als Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand, zu dem ich ja seit November auch gehöre. Das heißt, dass ich für diverse Probleme der Spieler als Ansprechpartner zur Verfügung stehe und auch selbst die Gespräche mit den Spielern und dem Trainerteam suche. Neben den Vertragsgesprächen mit den Spielern unseres Kaders, bis hin zu Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen, die ja auch gefunden werden müssen. Glücklicherweise werde ich aber zum Beispiel beim Scouting und bei Spielbeobachtungen vom Trainerteam um Volker Löbenberg unterstützt. Zudem landen die meisten Anliegen über unser Postfach, was den Männerbereich betrifft, bei mir. Dann gibt es noch viele offizielle und inoffizielle Termine.

Der Aufstieg hat den Verein auch attraktiver gemacht. Gab es Anfragen von Spielern die aus Vereins-Sicht eher unmoralisch waren?

Ich habe da meine ganz eigene Meinung: Wer andere Vorstellungen hat als ich, oder der Verein, der passt einfach nicht. Wenn zum Beispiel Spielerberater von 19-Jährigen vor mir sitzen, die in eine Oberligamannschaft wechseln wollen, aber Vollzeitgehälter verlangen, dann habe ich dafür absolut kein Verständnis. Viele Spieler wollen auch ihre beruflichen Defizite durch den Fußball vollständig ausbessern. Nach dem Motto: Meine Träume und Wünsche soll mir der Fußball erfüllen. Da muss ich dann schon schmunzeln bei drei Trainingseinheiten in der Woche. Alles muss und wird größtenteils in der Relation zum Aufwand stehen.

Der Saisonstart war gelinde gesagt: durchwachsen. Mittlerweile hat sich das Team gefangen. Blau-Weiß 90 hatte als Aufsteiger aus Berlin ähnliche Probleme. Woran lagen die Startschwierigkeiten?

Wie die Lage im Vergleich zu Blau-Weiß 90 aussieht, kann und will ich nicht bewerten. Ich denke, wir haben mit unseren Mitteln vor der Saison eine super Mischung gefunden. Es war natürlich zu Beginn der Serie für den größten Teil eine große Umstellung, da die physische Komponente und die Intensität in der Oberliga viel größer sind. Wenn du dadurch dann erstmal nicht die Erfolge hast wie erhofft, fällst du automatisch in ein Loch. Wichtig ist, rechtzeitig eine Lösung zu finden und dort rauszukommen. Das hat die Mannschaft eindrucksvoll bewiesen und man hat gemerkt, dass viele Sachen plötzlich gelingen, die Zahnräder greifen und die Mannschaft auch die Spielphilosophie des Trainerteams super umgesetzt hat. Ich ärgere mich schon ein wenig, dass nach dem Derbysieg in Luckenwalde die Winterpause begonnen hat.

Kann das Team die gute Stimmung mit in die Rückrunde nehmen?

Es geht dabei eigentlich gar nicht ums Können, sondern eher ums Müssen. Die letzten Wochen verliefen schon sehr positiv und wurden durch den Sieg in Luckenwalde gekrönt, nicht mehr aber auch nicht weniger. Fußball ist ja bekanntlich auch eine Kopfsache. Das heißt, es gilt in der Vorbereitung nicht nur die Fehler zu korrigieren, sondern auch all die positiven Dinge und Erlebnisse aufzuzeigen. Dazu gehört auch die gute Stimmung zum Ende der Hinserie.

Wird der LFC im Winter nochmal am Kader arbeiten, gibt es mögliche Zu- und Abgänge?

Uns wird Tim Rodenhagen leider wieder verlassen, der zurück zur zweiten Vertretung von Babelsberg 03 wechseln wird. Ansonsten werden wir noch einen Neuzugang präsentieren. Ansonsten schauen wir, ob noch etwas passiert.

Der LFC hält die Klasse, weil...?

...die Mannschaft gezeigt hat, dass eine Menge Qualität in ihr steckt und wozu sie in der Lage ist, wenn sie diese regelmäßig abruft. Ich freue mich auf die Rückrunde.

Wohin soll der Weg mit dem LFC führen und welchen Teil möchten Sie dazu beitragen?

Der Weg sollte erst einmal der sein, sich beständig in der Oberliga zu etablieren. Ich sehe, dass alles aber immer im Ganzen. Wir wollen auch eine gute A-Junioren Mannschaft und eine gute 2. Männermannschaft aufbauen. Ich will durch meine Arbeit ein Stück weit die Grundlagen für eine Beständigkeit schaffen und versuchen, die Mannschaft weiter aufzubauen. Das geht natürlich nur in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen.

Profil: Philipp Karaschewitz

Die Fragen stelle Marcel Peters.

Aufrufe: 07.1.2019, 14:44 Uhr
Marcel PetersAutor