Fulminante Rückkehr in die Kreisliga

1) Wie zufrieden seid ihr mit der Vorrunde? Habt ihr die gesteckten Ziele erreicht?
Mit der Vorrunde im Allgemeinen können wir, so denke ich, sicherlich sehr zufrieden sein. Vor der Runde und nach unserem überraschenden Aufstieg waren die Euphorie und die Vorfreude auf Bruchsals höchste Spielklasse sehr groß. Mit dem 1:4 am ersten Spieltag in Büchig wurden wir, nach elf Jahren Abstinenz, nicht gerade freundlich begrüßt, aber so konnten wir schon am zweiten Spieltag mit unserem ersten Saisonsieg zeigen, dass wir und unser nicht immer so leichtes Publikum sicherlich in die Kreisliga gehören.
Von Anfang an war uns klar, dass wir zuerst einmal diese Saison nutzen wollen, um in der neuen Liga richtig anzukommen. Es ist gerade bei unserer Mannschaft für einige das erste Jahr im Seniorenbereich, daher mussten wir auch erst abwarten, wie sie mit der Umstellung von Jugend zu Aktivität, klar kommen. Aber es war auch für viele Spieler, wie z. B. für mich, eine neue Situation, auch wenn ich aufgrund des Kreuzbandrisses nur in den Genuss von drei Spielen kommen durfte. Wir spielen endlich mit einem kompletten Schiedsrichtergespann, so kannst du auch mal auf Abseits spielen, zumindest in der Theorie. Wir mussten aber allgemein unser Spiel umstrukturieren, denn seit dem dritten Spieltag müssen wir ja auf unseren Terrier und Coach Tim Ronecker verzichten. Für ihn und auch für die Truppe sehr ungewohnt, denn plötzlich gibt es sehr oft Feuer von der Bank aus. Tim und ich haben gemerkt, dass als Zuschauer dein Puls definitiv noch höher ist, als wenn du auf dem Platz stehst. Die Erfahrung aber tut ihm richtig gut.
In der Mannschaft musste dann jeder Woche für Woche noch ein paar Prozent mehr abrufen, was sie auch absolut gemacht hat und was uns so nach dem Derbysieg sogar auf den zweiten Tabellenplatz hievte. Da sprach plötzlich schon mancher von der Relegation zur Landesliga. Daher muss ich sagen, dass es gar nicht so schlecht war, gegen Ende der Hinrunde mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden, auch wenn die ein oder andere Niederlage auf alle Fälle vermeidbar gewesen wäre. Zu Beginn haben wir uns vielleicht auch in einen Lauf gespielt und gegen Ende fehlte uns dann ab und an das Quäntchen Glück, das zuvor noch auf unserer Seite war. Doch schlussendlich sind die Fans und die Verantwortlichen mit Sicherheit zufrieden. Der Sieg gegen den Zwölfer und der Einzug ins Pokalfinale des Fußballkreises Bruchsals hat der Mannschaft da einigen Kredit gutgeschrieben (lacht).

2) Gibt es Veränderungen im Team? Transfers, Änderungen im Trainer- und Betreuerteam?
Als erstens muss ich sagen, dass gegen aller Spekulationen unsere Vereinsikone Josef Gentner dem TSV treu bleibt und nicht zum Zwölfer wechseln wird. Nein Spaß, ein kleiner Insider aus Mannschaftskreisen, jeder weiß, dass die Wahrscheinlichkeit einer neuen Eiszeit größer ist als der Wechsel von unserem Seppl.
Unsere Truppe bekommt Zuwachs von drei jungen und talentierten Spielern, die mit Sicherheit sich unserem fußballerischem Konzept nahtlos anpassen werden. Mit Mark Stassen kommt ein sehr guter Kicker aus Philippsburg zu uns, der aber für viele aus der Mannschaft kein Unbekannter ist. Das macht uns, glaube ich, auch aus. Wir verfolgen die Transferpolitik, Spieler zu holen, die schon einen Bezug zur Mannschaft haben. So haben wir bei unseren letzten Neuzugängen vielleicht nur einen dabei gehabt, der weniger als mindestens fünf bis sechs Leute aus der Mannschaft vorher schon kannte. Da fällt dir das Einleben im neuen Umfeld um einiges leichter. Mit Joshua Vogt kehrt eigentlich ein Wiesentäler Jung zurück. Nach Stationen in Kirrlach und Hambrücken entschied er sich, trotz im vergangenen Sommer noch erteilter Absage für unseren TSV und sorgt im zentralen Mittelfeld von nun an für mehr Optionen. Zu den zwei Feldspielern komplettiert noch ein neuer Torwart unser Neuzugangstrio. Marc Neuber schließt sich uns vom Ortsnachbarn FC Olympia Kirrlach an und wird bei uns ab sofort von Star-Torwarttrainer Gerald Dimmelmaier betreut und für den Seniorenbereich fit gemacht. Alle drei werden mit unserem verrückten Haufen auf jeden Fall zurecht kommen und ich denke, einige freuen sich auch schon auf die ein oder andere Song-Performance zum Einstand.
Leider mussten wir ebenso viele Spieler auch abgeben. So verlässt uns mit Noel Roßteutscher ein super Charaktertyp, der in den letzten eineinhalb Jahren eine extrem positive Entwicklung hinter sich hat. Wenn man sich dann aber letztendlich wieder für seinen Heimatverein entscheidet, darf man das keinem krumm nehmen und das macht beim TSV auch keiner. Mit Paul Schäffer geht der zweite talentierte Spieler von unserem Schiff, zumindest für die Rückrunde. Aufgrund seines, durch Tanzbattles geschädigten Knies hat er seit Ende Oktober sowieso eine Verletzungspause eingelegt. Jetzt ist er seit Anfang Januar für vier Monate in Barcelona als Au Pair und versucht, Spanierinnen den Kopf zu verdrehen. Da drückt die Mannschaft ihm alle Daumen, dass ihm dabei mehr Treffer als in dieser Hinrunde gelingen (lacht). Außerdem verlässt uns noch Leon Fehling, der vor der Runde aus der Not heraus verpflichtet wurde. Den Namen Ronecker will er aber anscheinend nicht los lassen und so zieht es ihn zu Senior Ronecker nach Zeiskam in die Verbandsliga. Viel Erfolg hierbei!
Unser Betreuer Marcus Herberger ist an dieser Stelle noch zu erwähnen, der einen super Job in der Hinserie gemacht hat und nun aber aus persönlichen gesundheitlichen Gründen ein wenig kürzer treten wird. Wir wünschen ihm alles Gute.

3) Welche Ziele strebt ihr in der Rückrunde an?
Für die Rückrunde nehmen wir uns vor, nicht weiter nach unten abzurutschen. Ich denke, das kriegen wir auch locker hin, bis auf das erste Spiel in Büchig fand ich uns nie komplett chancenlos. Von vielen wurden wir vor der Saison als erster feststehender Absteiger tituliert, das waren die gleichen, denen dann nach dem Derbysieg das Leberwurstbrötchen Montagmorgen im Hals stecken blieb, als sie den TSV Wiesental auf Platz zwei sahen. Wir werden, da bin ich mir absolut sicher, die nötigen Punkte für den Klassenverbleib frühzeitig einfahren. Wir werden in der Rückrunde auch nicht so viele Spieler haben, die uns fehlen. Berufsbedingt fehlten uns zwei Abwehrkanten mit Thorben Hemmelgarn und Florian Fichtner, welche die Hälfte der Hinrunde verpassten. Unter anderem kommt auch ein neuer Offensivmann hinzu, der eigentlich im Sommer als Neuzugang schon dabei sein sollte, jedoch aber so heiß war und sein Kreuzbandriss nicht lang genug ausheilen ließ. Er war jetzt in der Wintervorbereitung dabei und gibt uns noch einmal mehr Variation. Das Highlight der Rückrunde wird aber das Pokalfinale. Da hat jetzt schon jeder Bock drauf und die „Alten“ legen sich jetzt schon jede mögliche Fahrradroute zu Recht, wie sie zum Pokalfinale fahren. Das gibt für alle nochmal eine riesige Erfahrung für ihre Fußballerkarriere. Das I-Tüpfelchen wäre natürlich das Wiesentäler Pokalfinale gewesen, aber auf das müssen wir halt dann bis nächstes Jahr warten.

4) Welches Team hat euch in eurer Liga am meisten überrascht?
Pauschal fällt mir da eigentlich keine Mannschaft ein. Von Büchig wurde der erste Platz quasi schon erwartet und dem sind die Kickers auch bis jetzt absolut verdient gerecht geworden. Stettfeld steht auf Platz zwei und war auch ein heißer Aufstiegsanwärter, daher ist eigentlich fast alles so gekommen, wie schon prognostiziert wurde. Am Anfang war ich lediglich vom FC Flehingen überrascht, der immer eine Rolle im oberen Viertel der Tabelle spielt. Zuletzt konnten die Flehinger sich aber auch fangen und arbeiten sich Schritt für Schritt nach vorne. Den FC Odenheim hätte ich vielleicht durch die fußballerischen Qualitäten einen Tick weiter vorne eingeordnet, aber es ist ja auch erst Halbzeit und es sind noch zwölf Spiele zu gehen, daher warten wir es mal ab. Ansonsten finde ich, dass die Kreisliga sehr ausgeglichen und absolut von der Tagesform abhängig ist. Durch die vielen Lokalkämpfe macht sie das allemal attraktiver als die Landesliga. Wir selbst stehen mit 20 Punkten fast identisch wir vor zwei Jahren in unserer ersten A-Klassesaison. Am Ende wurden wir damals Siebter. Das würde diese Saison auch einstimmig unterschrieben werden.

5) Wenn ein Spieler für seine Entwicklung hervorgehoben werde müsste, wer wäre es und warum?
Die Frage kommt eigentlich immer und wird aber nie explizit so beantwortet, wie sie gestellt wird. Ich erbarme mich und spende zwei Euro ins Phrasenschwein. Es ist kein einzelner herauszuheben, denn letztendlich gewinnen und verlieren wir alle zusammen. Bei uns ist es das Kollektiv und die Kameradschaft, die uns dahin bringt, wo wir im Moment stehen. Viele junge Spieler kamen aus der A-Jugend Verbandsliga und haben gleich gezeigt, was sie auf dem Kasten haben. T. Hemmelgarn und J. Becker sind eine gute Bereicherung für unser Spiel. M. Blüm, unsere Vaterfigur, wurde vor zwei Jahren für die zweite Mannschaft in der C-Klasse geholt und ist heute Abräumer auf der Sechser-Position in der Kreisliga. N. Roßteutscher hat sich, wie davor schon erwähnt, sehr ins Positive entwickelt und ist definitiv final im Herrenbereich angekommen. P. Dujmovic ist mit jedem Aufstieg nochmal ein bisschen mehr über sich hinaus gewachsen. M. Sahin, letztes Jahr noch in der B-Klasse Linksverteidiger, macht seine Sache ausgesprochen gut und steigert sich wirklich Spiel für Spiel. Falls man das schönste Eigentor der Saison küren müsste, würde ich mir sein Tor gegen Büchig definitiv mal vormerken. Eiskalt per Kopf über den Torwart gechippt, eigentlich Weltklasse. L. Leitz, der zwar in dieser Runde noch nicht so in Schwung gekommen ist, aber uns letztes Jahr mit seinen Toren ab und zu gerettet hat. Vorne drin haben wir mit E. Usiobaifo und R. Köhler zwei geile Typen. Usiobaifo ist die Ruhe selbst und pinkelt, glaube ich, Eiswürfel, das war ein echter Glücksgriff vor der Saison. Für R. Köhler freut es mich absolut, dass er so oft trifft. Letztes Jahr einen Schritt zurückgegangen und in der B-Klasse durch viele Tore für den FC Kirrlach Selbstvertrauen geholt. Das hat ihm und seinem Spiel einiges gebracht und umso toller, dass es in diesem Jahr Früchte erntet. Zu guter Letzt dürfen wir auch nicht unseren Capitano M. Käpplein vergessen, der wahrscheinlich am Montag nach den Spielen eine ganze Packung Ibuprofen runterwürgt, da seine Knochen so langsam aber sicher ein wenig anfälliger werden. Aber für die Mannschaft und als Leitfigur unheimlich wichtig. Viele Jungs können von ihm viel lernen, so hab auch ich mir einiges abschauen können. Jetzt hab ich doch einige Namen genannt und entschuldige mich bei allen, die ich nicht aufgezählt habe. Aber auch die gehören zu unserem stetigen Wachstum dazu. Jeder einzelne hat seinen Beitrag zu unserem Erfolg geleistet und darauf kann auch jeder stolz sein. Wenn die Entwicklung die Jahre über so weiter geht, will ich gar nicht wissen, wo das enden könnte (lacht).

6) Gibt es außerdem noch Informationen, die ihr uns gerne mitteilen würdet?
Bis auf die Transfernews von oben gibt es eigentlich keine neuen Infos zu verkünden. Es bleibt soweit alles beim Alten, wir tragen weiterhin blau/weiß, der Coach geht immer noch nicht zum Frisör und P. Zentner hofft weiterhin auf den alleinigen Rekord bei den „90 Minuten Bank“-Einsätzen. In diesem Sinne hoffen wir auch in der Rückrunde auf tatkräftige Unterstützung unserer Ultras, ein spannendes Pokalfinale und freuen uns auf eine neue Auflage des Wiesentaler Stadtduells im heimischen Stadion. Allen anderen Vereinen wünschen wir eine erfolgreiche und hoffentlich verletzungsfreie Rückserie.