2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Die einen feiern, die anderen trauern: Arminias Torhüterin Lisa Venrath (vorn) nach dem Gegentor zum 1:4.
Die einen feiern, die anderen trauern: Arminias Torhüterin Lisa Venrath (vorn) nach dem Gegentor zum 1:4. – Foto: Dünhölter

FSV Gütersloh feiert triumphalen 5:1-Erfolg gegen Arminia Bielefeld

Bittere DFB-Pokalniederlage für Arminia im Derby beim FSV Gütersloh. rnMangelnde Einstellung und zu wenig Souveränität im Offensivspiel der Gäste.

Wie begossene Pudel schlichen die Spielerinnen des DSC Arminia vom Platz. Der Dauerregen war nicht allein Schuld daran. Es war die in dieser Höhe überraschend klare Niederlage im Prestigeduell beim FSV Gütersloh. Mit 5:1 kämpften und kombinierten, schossen und köpften sich die Gastgeberinnen am Samstagabend (26 September 2020) in die 2. Runde des DFB-Pokalwettbewerbs. Anschließend feierten sie im Kreis tanzend ihren Erfolg und skandierten immer wieder „Derbysieger“ und „Hier regiert der FSV“. Arminen-Trainer Markus Wuckel zeigte sich nach der Niederlage „richtig enttäuscht. Wir haben taktisch einige Sachen verkehrt gemacht, aber letztlich hatten wir zu viele Totalausfälle. Einige Leistungsträgerinnen, die auch schon höher gespielt haben, waren völlig von der Rolle.“ Vor allem mit der Einstellung einiger Spielerinnen war Wuckel nicht einverstanden: „Sie haben gewollt, aber sie haben nicht genug gewollt.“


Mit dem für die Gütersloherinnen triumphalen Ende war in der Anfangsphase und auch noch nicht in der Halbzeitpause zu rechnen gewesen. Es dauerte einige Zeit und einige wackelige Abwehrsituationen, bis die FSV-Elf die durchaus gewagte offensive Ausrichtung im 4-3-3-System so dominant umsetzte, wie sich Trainer Steffen Enge das erhofft hatte. Mit etwas mehr Zielstrebigkeit von Arminia-Stürmerin Gentiana Fetaj, die in der 38. Minute an der überzeugenden FSV-Keeperin Sarah Rolle scheiterte und die in der zweiten Halbzeit einen Lattentreffer zu verzeichnen hatte, hätte es nach dem ersten Abschnitt auch 2:2 stehen können. „Wir hatten Chancen und auch einige gute Standards, haben uns letztlich aber schlecht angestellt“, kritisierte Wuckel. So führte der FSV mit 2:1. Die 1:0-Führung hatte Linksverteidigerin Melissa Schulz in der 22. Minute erzielt, nachdem die herausragende Innenverteidigerin Melanie Schuster die Angriffskombination von Shpresa Aradini und Isabelle Wolf mit einem herrlichen Diagonalpass eingeleitet hatte.

Zwar glich die erst 16-jährige Verlerin Maja Sternad mit einem leicht abgefälschten 25-Meter-Schuss rasch für Arminia aus (31.). Doch noch schneller nutzte Celina Baum in der 34. Minute einen durch forsches Pressing erzwungenen Ballgewinn gegen die im Spielaufbau trägen und unsicheren Bielefelderinnen eiskalt zum 2:1. Arminias Abwehrchefin Sandra Hausberger hatte zuvor den Ball vertändelt. Bereits jetzt zeichnete sich ab, dass die Gütersloherinnen die mutigere Einstellung, die reifere Spielanlage und die größere Ballsicherheit hatten. „Wir haben nach der Anfangsphase gemerkt, dass wir 120 Prozent geben müssen“, erklärte Noreen Günnewig, warum sich der FSV auch zu einer physisch beeindruckenden Leistung steigerte.

Dass die Gütersloherinnen ihrer Linie treu blieben und zudem in der Offensive noch zielstrebiger und effektiver agierten, zahlte sich in der 2. Halbzeit aus. „Eine eindrucksvolle Vorstellung“, schwärmte „Sportdirektor“ Markus Graskamp angesichts der vielen tollen Aktionen vorne und hinten. Anna Aehling sorgte mit dem 3:1 in der 49. Minute – ein Kopfball nach einer Schulz-Ecke – für die frühe Weichenstellung. Markus Wuckel hatte schon kurz vor Wiederbeginn ein schlechtes Gefühl, als er sah, wie entschlossen sich die Gütersloherinnen aufwärmten: „Die haben Antritte gemacht und miteinander geredet. Man muss Regen und Kälte annehmen. Das hat mir gefehlt.“ Es fehlte den Bielefelderinnen auch die Souveränität im Spiel nach vorn. Sturmspitze Sarah Grünheid hatte so gut wie keine gefährliche Szene. Nach dem Nackenschlag direkt nach der Pause riskierten die Gäste mehr und eröffneten dem FSV Möglichkeiten.

Das 4:1 durch Shpresa Aradini, die einen Günnewig-Pass nervenstark einschob, war in der 69. Minute bereits die Entscheidung. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so früh entspannt sein konnte“, staunte Steffen Enge. Er sprach insgesamt von einem „begeisternden Spiel“ und stellte den Einsatz aller Spielerinnen heraus: „Was die für Meter gemacht und wie sie die Zweikämpfe angenommen haben, war einfach klasse.“ Nach dem 5:1 in der 74. Minute hätte Strothmann das Ergebnis in die Höhe schrauben können, doch sie scheiterte in der 82. Minute an DSC-Keeperin Lisa Venrath. „Das war ein geiles Spiel von der ganzen Mannschaft“, jubelte Noreen Günnewig, als nach dem Abpfiff Erinnerungsfotos geschossen wurden. „Wir waren im ersten Spiel voll da – und wir waren laut, was gegen Bielefeld immer besonders wichtig ist“, sagte Kapitänin Melanie Schuster. Schon in zwei Wochen müssen die Gütersloherinnen wieder laut sein: Dann kommt Arminia Bielefeld zum ersten Heimspiel der 2. Liga in die Tönnies-Arena.

Aufrufe: 027.9.2020, 15:30 Uhr
Peter Burkamp, Wolfgang Temme / FuPaAutor