2024-05-17T14:19:24.476Z

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„Wie ein Kampf zwischen zwei Boxern“: Die Wittlinger feiern ihren Pokaltriumph. | Foto: Gerd Gründl
„Wie ein Kampf zwischen zwei Boxern“: Die Wittlinger feiern ihren Pokaltriumph. | Foto: Gerd Gründl

FC Wittlingen und SF Schliengen gewinnen den Bezirkspokal

FCW schlägt SV 08 Laufenburg mit 3:1 +++ SF-Frauen bezwingen Titelverteidigt FC Hauingen mit 3:0

Sonniges Frühlingswetter in Fahrnau - und zwei strahlende Sieger im Bezirkspokalfinale: Bei den Männern gelang dem FC Wittlingen im dritten Anlauf seit 2013 der erste Finalsieg, bei den Frauen wiederholten die SF Schliengen ihren Triumph von 2017.
SV 08 Laufenburg – FC Wittlingen 1:3 (1:1)
Für einen Moment wechselte Tiziano Di Domenico die Sportart, verließ sein angestammtes Terrain als Fußballtrainer. „Es war wie ein Kampf zwischen zwei Boxern, die in den Seilen hängen“, sagte der Coach des FC Wittlingen über die letzten 25 Minuten im Bezirkspokalfinale. In Fahrnau lag sein Team im Duell zweier Bezirksliga-Spitzenteams gegen den SV 08 Laufenburg mit 2:1 in Führung. Nach 95 Minuten – oder um im Boxerjargon zu bleiben, zwölf Runden – stand ein Wittlinger Punktsieg: Mit 3:1 holte der FCW den Pott.

In der Liga hatten die Wittlinger zuletzt mehrere, schmerzhafte Haken kassiert. Rückschläge im Aufstiegsrennen, unter anderem im Topspiel in Laufenburg (0:3). Die Laufenburger hingegen wirkten wie ein Boxchampion, dem die Meistergürtel zufliegen: Elf Siege aus zwölf Pflichtspielen, dazu ein Remis, „Laufenburg war zuletzt unschlagbar“, so Di Domenico.



Diese Gefühlslage manifestierte sich in der ersten Hälfte, die einer Laufenburger Machtdemonstration glich. Als ob sich zwei Boxer aus verschiedenen Gewichtsklassen in einen Ring verirrt hätten. Hier die Nullachter, ein Schwergewicht. Dort die Wittlinger, Halbschwergewicht, doch irgendwo auf dem Weg nach Fahrnau abgemagert ins Mittelgewicht. Wann immer die Wittlinger zuschlagen wollten, waren die Laufenburger schon ganz woanders, flink und fintenreich ausgewichen, tänzelnd im Fußballring, mit druckvollem, temporeichem und zielstrebigem Kombinationsspiel.

„In der ersten Halbzeit hatten wir keinen Zugriff“, so Di Domenico. Das Laufenburger Tempo „war horrend“, so der FCW-Coach, wohlwissend, „dass sie das nicht durchhalten werden“. In der Anfangsphase wirbelten allen voran Sandro Knab und Fabian Frieling (vier Großchancen). Es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Wittlinger erstmals in den Seilen hingen. Doch obgleich der FCW im Finale nicht oft zuschlug, wenn er es tat, durchbrach er die Laufenburger Deckung effektiv. Mit der ersten Chance traf Imad Kassem-Saad zum 1:0 (13.), nach dem Ausgleich durch Knab per Strafstoß (20.) aber „sind wir geschwommen“, bekannte Di Domenico.

Auf sein Team prasselten die Laufenburger Schläge ungehindert ein: fünf Großchancen verzeichneten die Nullachter bis zur 30. Minute (Armenio, Frieling, Esser, Nowak), „wir müssen in der ersten Halbzeit fünf Tore machen“, haderte SV-08-Coach Michael Wasmer. Doch es blieb beim 1:1, auch weil sich die Wittlinger mehrfach im Strafraum in die Schüsse warfen und blockten. Fußballerisch lief es nicht beim FCW, doch „wir haben alles reingeworfen“, lobte Di Domenico.

SV-08-Coach Wasmer: „Glück war nicht auf unserer Seite.“

In der zweiten Hälfte begegneten sich die Kontrahenten in derselben Gewichtsklasse. Wittlingen stand nun stabiler, was Laufenburg seiner Durchschlagskraft beraubte. Die Kontrahenten schlichen im Ring umher, doch ihre Schläge prallten an der gegnerischen Deckung ab. Den einzig wirkungsvollen Treffer landete der FCW: Felix Klein traf zum 2:1 (65.), danach „war es ein zerfahrenes Spiel“, so Wasmer. Sein Team mühte sich, aber es fehlte die Kraft, die Wittlinger Deckung zu durchbrechen, der Lucky Punch blieb aus – dafür machte Alexander Herbst den FCW-Sieg perfekt (3:1/88.).

Und so stand Wasmer vor dem Gefühlsdilemma, dass er „zufrieden mit dem Spiel“ war, ihm angesichts des Resultats aber nur das Resümee blieb: „Schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Das Glück war heute nicht auf unserer Seite.“ Die Wittlinger machten nach den Finalniederlagen 2013 (1:3 gegen Laufenburg) und 2015 (1:2 gegen FC Zell) ihren Traum vom Pokalsieg diesmal wahr. Balsam für Di Domenicos Seele. Denn Titel sind ein rares Gut. Mit dem SV Weil II wurde er 2014 Bezirksliga-Meister, aber weil durch die „Erste“ der Weg in die Landesliga blockiert war, blieb der Titel unvollendet. Nun also ist er Pokalsieger. In seinem ersten Finale.

SV 08 Laufenburg – FC Wittlingen 1:3 (1:1)
SV 08: Er; Mäder (89. Halili), Zölle (60. Schmidle), Nowak, Bouhouch; Mathis, Völz (77. Sevda), Knab, Esser; Frieling (70. Schmidt), Armenio. FCW: Kaya; Lorenz (59. Hug), Stammler, Wagner (46. Keller); Arian Palatini, Felix Klein (75. Böhler), Kassem-Saad, Leisinger, Schneider; Di Mattia (67. Arsentjew), Herbst. Tore: 0:1 Kassem-Saad (13.), 1:1 Knab (20./Foulelfmeter), 1:2 Felix Klein (65.), 1:3 Herbst (88.). Schiedsrichter: Wolf (Rheinfelden). Zuschauer: 700.



Lässiges Siegerlächeln: Torschützinnen Miriam Scheuble (links) und Leonie Amann. | Foto: Gerd Gründl
Lässiges Siegerlächeln: Torschützinnen Miriam Scheuble (links) und Leonie Amann. | Foto: Gerd Gründl
SF Schliengen – FC Hauingen 3:0 (1:0)Den Frauen der SF Schliengen liegt der Sportplatz in Fahrnau, denn der Pokalcoup ist ihnen dort erneut gelungen. Wie bereits vor zwei Jahren setzen sie sich auch heuer im Finale des Bezirkspokals durch. Traten sie im Jahr 2017 noch als SG Schliengen/Neuenburg auf und besiegten den SV Görwihl knapp mit 1:0, gelang den Schliengenerinnen diesmal ein ungefährdeter 3:0-Erfolg.
Schliengens Torjägerin Miriam Scheuble dürfte ihr Treffer zum 1:0 nach einer guten halben Stunde wie eine Erlösung vorgekommen sein. Endlich zappelte der Ball im Netz. Das zuvor in dieser Partie an ihr heftende Abschlusspech war besiegt. Denn in den ersten 30 Minuten sah es so aus, als ob ihr diesmal in Fahrnau schlicht nichts gelingen wolle. Dreimal stand Scheuble in aussichtsreicher Position vor dem Tor, dreimal blieb ihr der Erfolg verwehrt, bis zu eben dieser 31. Minute. Anne Sommerhalter legte von links quer in den Strafraum, Scheuble umkurvte FCH-Torhüterin Katharina Keßler und schob den Ball an zwei Verteidigerinnen vorbei über die Linie. „Wenn man unsere Torchancen heute gesehen hat, dann gibt es an dem Sieg nichts zu rütteln. Das 1:0 war eine Erlösung“, wusste auch SF-Coach Rene Sinkewitsch.



Um einiges geruhsamer wäre für den Schliengener Trainer das Endspiel verlaufen, wenn sein Team eine der vielen Gelegenheiten zuvor bereits genutzt und mit einer höheren Führung in die Pause gegangen wäre, „wir müssen viel früher treffen und auch alles klar machen“, so Sinkewitsch, doch Sarah Dosenbach (6., 26.), Scheuble (11., 15., 22.) und Anne Sommerhalter trafen partout nicht. So ihre Schwierigkeiten mit den schnellen Schliengenerinnen hatten in Durchgang eins die Frauen des FC Hauingen: Mit der großen Hoffnung waren sie in das Finale gestartet, ihren vergangenes Jahr errungenen Titel zu verteidigen. In der ersten Hälfte verzeichneten sie jedoch gerade einmal zwei Abschlüsse durch Sandrina Hubrich (10., 39.), waren vielmehr in der Abwehr gefordert.

Und auch eine zehnminütige Drangphase unmittelbar nach der Pause ließ die Hauingerinnen nicht den Ausgleich erzwingen. Vielmehr berappelten sich die Schliengenerinnen, erhöhten durch Miriam Scheuble, die so zur Matchwinnerin avancierte, auf 2:0 (71.), ehe Leonie Amann sechs Minuten vor dem Ende für die endgültige Entscheidung und somit für Riesenjubel in den eigenen Reihen und Enttäuschung auf Hauinger Seite sorgte. „Wir haben heute den Willen gehabt, den Pokal zu holen, obwohl wir personell bereits die ganze Saison arg gebeutelt sind“, erklärte Sinkewitsch, dem gerade einmal zwei Ersatzspielerinnen zur Verfügung standen. Enttäuschung pur herrschte hingegen bei Sinkewitschs Gegenüber Armin Kant: „Nach dem 0:1 müssen wir den Ausgleich machen und wenn man so oft allein auf die gegnerische Torhüterin zuläuft, dann müssen ein paar Treffer rausspringen, doch fehlte uns heute schlicht die Effektivität, die uns noch im Halbfinale ausgezeichnet hat.“

Und wie sollte es nach dem Pokalcoup weitergehen? „Wir sind gemeinsam mit dem Bus hergekommen und fahren jetzt dann nachher alle zusammen zurück nach Schliengen. Dort wird dann noch groß gefeiert“, blickte Sinkewitz schon mal auf den weiteren Ablauf des Abends voraus. Kleiner Randaspekt: Bereits am Samstag, 17 Uhr, treffen beide Teams in der Bezirksliga erneut aufeinander, dann in Hauingen. „Doch der Sieg heute war eindeutig der wichtigere“, ergänzte ein strahlender Sinkewitsch.

SF Schliengen – FC Hauingen 3:0 (1:0)
SFS: Wacker; Weiß (73. Dercho), Meier, Dosenbach, Paulina Sommerhalter; Scheuble, Prculj, Amann, Anne Sommerhalter; Penner (86. Huber), Hoßlin. FCH: Keßler; Korff, Brugger (90. Reiss), Kohls, Höß (60. Kant) – Letort (78. Lenz), Bernbach, Schäfer, Smith; Scheurer, Hubrich. Tore: 1:0 Scheuble (37.), 2:0 Scheuble (71.), 3:0 Amann (84.). Schiedsrichter: Gaspare Lombardo (Rheinfelden). Zuschauer: 300.
Aufrufe: 01.5.2019, 21:19 Uhr
Benedikt Hecht und Matthias Konzok (BZ)Autor