Neubiberg/Ottobrunn – Als der FC Biberg am 17. November 2019 zuletzt in einem Punktspiel auf dem Platz stand, war Corona für die meisten Menschen nur eine Biermarke und eine Maskenpflicht kannte man höchstens von der letzten Halloweenfeier. Mehr als zehn Monate sind seitdem vergangen, in denen das Coronavirus nicht nur den Alltag eines jeden verändert, sondern auch im Amateurfußball tiefe Spuren hinterlassen hat: Training unter Einhaltung der Abstandsregeln, Hygienekonzepte auch bei den kleinsten Klubs und eine stetige Ungewissheit über den Fortgang dieser außergewöhnlichen Saison. Vor allem aber mussten zahlreiche Amateurkicker monatelang auf einen wesentlichen Bestandteil ihres liebsten Hobbys verzichten – das Spiel.
Und doch ging Bibergs Trainer Thiemo Christau mit gemischten Gefühlen in die erste Kreisklassen-Meisterschaftspartie seiner Mannschaft seit November 2019. „Klar ist man froh, dass man wieder spielen darf, aber es bleibt auch ein mulmiges Gefühl“, schildert Christau, der es seinen Spielern freigestellt hatte, ob sie das Risiko zu spielen angesichts des sich verschärfenden Infektionsgeschehns eingehen wollten. Tatsächlich entschieden sich einige seiner Mannen vorerst gegen eine Rückkehr auf den Fußballplatz. Die Zweifel, ob ein Restart nicht doch noch zu früh kommt, halten sich auch nach zehnmonatiger Unterbrechung hartnäckig.
Aus sportlicher Sicht dagegen, kann Christau mit dem Wiederbeginn nach dem 3:1-Erfolg seiner Mannschaft durchaus zufrieden sei – zumal mit der Zweitvertretung des TSV Ottobrunn gleich ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt im Sportpark Neubiberg gastierte. „Die drei Punkte tun uns echt gut“, freute sich der Biberger Coach über den gelungenen Einstand.
Auf die ersten Pflichtspieltore des Jahres mussten die Zuschauer allerdings ein wenig warten. In einer Partie auf Augenhöhe leisteten sich beide Mannschaften im ersten Durchgang zunächst immer wieder kleinere Fehler im Mittelfeld, die jedoch weder die Gäste noch die Hausherren in Tore ummünzen konnten – auch, weil Bibergs Schlussmann Paul Tögel zunächst einen Ottobrunner Abschluss stark parierte und wenig später Ruben Adelmund die Gästeführung knapp vergab.
Nach einer torlosen ersten Hälfte sollte die Partie im zweiten Durchgang jedoch deutlich an Fahrt aufnehmen. Kurz nach Wiederanpfiff vollendete Roland Döring zunächst eine schöne Kombination der Biberger mit dem ersten Treffer des Tages (54.), nur Minuten später war das Spiel für den Torschützen nach zwei gelben Karten binnen weniger Sekunden (beide 62.) jedoch vorzeitig beendet.
Und auch der nächste Nackenschlag für die Hausherren ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem Foul an der Biberger Strafraumgrenze zeigte Schiedsrichter Torsten Stroll auf den Punkt, Valentin Strobl ließ Tögl im Tor der Gastgeber keine Chance und egalisierte die FCB-Führung (64.).
Die Freude über die vermeintliche Wende zugunsten des TSV währte jedoch nur kurz. Nach einem Missverständnis zwischen Ottobrunns Keeper Hrvoje Benko mit seinen Vorderleuten war Amin Shaaban zur Stelle und stellte den alten Abstand wieder her (67.), ehe Benedikt Wolters eine knappe Viertelstunde vor Abpfiff mit einem satten Schuss aus 16 Metern den 3:1-Endstand für den FC Biberg besorgte. „In der zweiten Halbzeit haben wir vor allem läuferisch und kämpferisch eine sehr gute Leistung gezeigt“, freute sich Christau, der mit dem Sieg den Abstand zu Ottobrunn auf neun Punkte vergrößerte.
Beim TSV dürfte man dagegen mit sorgenvoller Miene in Richtung Tabellenkeller blicken. „Das kann schnell gehen“, warnte Ottobrunns Fußballchef Matthias Schmidt angesichts des kleinen Polsters von vier Punkten auf einen Abstiegsplatz. „Das wird eine spannende Saison, aber für dort, wo wir stehen, war das heute okay“, bleibt Schmidt dennoch optimistisch.
(Simon Hüsgen)