2024-05-02T16:12:49.858Z

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Entspannt: Andreas Arr-You.	Foto: jf
Entspannt: Andreas Arr-You. Foto: jf

»Es gibt im Moment viele wichtigere Dinge«

KOL HOCHTAUNUS: +++ Andreas Arr-You bleibt gelassen in der Zwangspause / „Werden jede Entscheidung akzeptieren“ +++

ESCHBACH/WERNBORN (anr). Nach wie vor ruht der Spielbetrieb auf den Fußballplätzen im Usinger Land, die Zukunft auf dem grünen Rasen ist weiter offen. Der Usinger Anzeiger fragte nach: Wie geht es den Spielern, Trainern und Verantwortlichen während der Corona-Fußball-Pause? Was machen die heimischen Vereine, damit die Zeit ohne die schönste Nebensache der Welt überstanden und sinnvoll gestaltet wird. Diesmal gibt Andreas Arr-You, Trainer des Kreisoberligisten SG Eschbach/Wernborn, Auskunft über die Stimmung im Team sowie die Zukunftsplanungen.

Wie gestaltet sich die Situation aufgrund von Corona innerhalb ihrer Mannschaft? Tauschen Sie sich mit Ihren Spielern regelmäßig aus?

Andreas Arr-You: Der Austausch ist praktisch stillgelegt. Die Jungs haben eine interne Gruppe. Jeder ist bei sich und versucht, dass im eigenen Umfeld alles gut läuft. Sie halten sich an die Regeln, helfen sich untereinander sowie anderen. Das ist sehr vernünftig. Es geht 0,0 Prozent um Fußball. So hatte ich die Jungs eingeschätzt. Es gibt keine Instruktionen, aber jeder weiß, dass er sich immer bei mir melden kann, in jeder Lebenslage. Es ist jetzt nicht die Zeit über Fußball zu sprechen. Daran haben die Jungs kein Interesse.

Ein Mannschaftstraining ist derzeit ja nicht möglich. Bekommen die Spieler stattdessen Trainingsanweisungen?

Jeder ist alt genug, genauso wie in der Winter- und Sommerpause ein bisschen für die Fitness zu tun. Keiner weiß, wie es weitergeht. Es wäre vermessen, irgendetwas anzuordnen. Wir sollten gar keine Vorgaben und Pläne machen. Alle Spieler standen voll im Saft und können selbst etwas für sich tun. Ansonsten gibt es jetzt genug andere Dinge im Kopf. Ich bin nicht wichtig.

Der Spielbetrieb liegt brach abgesagt. Soll die Saison abgebrochen, die Tabelle eingefroren oder die Runde über den 30. Juni fortgesetzt werden? Haben Sie ein Wunschszenario?

So wie entschieden wird, werden wir uns daran halten. Man kann viel darüber philosophieren, aber das ist nicht wichtig. Bei Corona spielt es keine Rolle, wer Geld hat. Alle sind gleich. Wir werden nach den Vorgaben handeln, die nach bestem Wissen und Gewissen entschieden werden. Wenn wir in den Sommerferien spielen müssen, werden wir das auch umsetzen. Wir sitzen ganz am Ende der Kette. Es gibt im Moment wichtigere Dinge, die die Menschheit bewegt.

Der Ball ruht, blicken wir trotzdem noch einmal auf das Sportliche: Wie hat sich Ihr Team in dieser Runde aus ihrer Sicht entwickelt?

Was wir bisher geschafft haben, ist aller Ehren wert. Wir hatten uns zusammen vom ersten Tag an etwas vorgenommen und dabei Höhen sowie Tiefen erlebt. Als Trainer in der ersten Saison mit einer neuen Philosophie ist es völlig normal, dass es Sprünge nach vorne gibt und Rückschläge. Ich bin sehr glücklich bei Eschbach/Wernborn. Hier passt alles. Hier macht es Spaß und es wird alles wohlwollend behandelt. Ich freue mich auf das, was noch kommt.

Kommen wir noch einmal zu Ihnen: Erhalten Sie als Trainer im Vereinsalltag eigentlich viel Unterstützung?

Ich erwarte nichts extra vom Verein. Es wird sich nicht extra gekümmert. Es gibt keine besondere Erwartung, sondern einen normalen Umgang. Das ist völlig ok. Deswegen verzichte ich auf mein Trainergehalt. Das ist Miteinander. Das haben im übrigen beide Trainer gemeinsam mit dem Vorstand kommuniziert. Das Miteinander funktioniert. Da ist weniger manchmal mehr. Wir können uns aufeinander verlassen.

Sie haben ihren Vertrag im Dezember 2019 verlängert. Welche Ziele, Ansprüche gibt es für die nächste Saison?

Für mich selbst gilt es, auch in Zukunft bei mir selbst zu bleiben. Je älter man wird, umso reifer wird man. Ich nehme mir mehr Zeit für mich. Bei einer Weiterbildung habe ich mit Mentaltrainern gearbeitet. Bleib bei Dir, nur Du kannst etwas bei Dir ändern, aber nicht bei anderen. Bei mir bleiben. Das ist mein Grundsatz, mit dem ich in die nächste Saison bei Eschbach/Wernborn gehe.



Aufrufe: 09.5.2020, 08:00 Uhr
Andreas RomahnAutor