Es braucht noch mehr Balance

TOR, Dennis Raschka: Der 29-Jährige ist die unumstrittene Nummer eins bei 04/19. Dennoch hat er erst zehn von 17 Saisonspielen absolviert – weil er sich zum Ende der Vorsaison eine Rote Karte eingehandelt hatte, die ihm eine Sperre von sieben Spielen einbrachte. Am 10. Oktober gab er beim 2:2 im Heimspiel gegen den SC West sein Comeback – und kassierte seitdem 20 Gegentore. Davor waren es acht Gegentreffer in sieben Spielen. Der sehr hohe Wert ist aber nicht auf Raschka zurückzuführen, sondern auf die riskante, offensive Spielweise seines Teams. Außerdem gab es fünf Gegentore beim Spitzenreiter SSVg Velbert und vier gegen den Tabellenvierten 1. FC Kleve. Zu Raschkas Stärken gehören seine Reflexe, Verbesserungspotenzial gibt es beim Herauslaufen und bei der Strafraumbeherrschung.

Luca Fenzl Der 19-Jährige ersetzte Raschka während dessen Sperre vorbildlich, mit ihm gab es auch eine Serie von vier Spielen in Folge zu null. Zwar ist Fenzl für einen Torwart recht klein, keine 1,80 Meter groß, aber das macht er mit einer starken Sprungkraft und dem Mut, sich in jeden Zweikampf zu werfen, mehr als wett. Auf dieser Position hat Ratingen 04/19 keine Sorgen.

Dario Ljubic Der Zugang hat noch kein Oberliga-Spiel für Ratingen bestritten und überzeugte in den Testspielen nicht immer. Sein Manko ist die fehlende Spielpraxis, durch die ihm gewisse Automatismen und eine Grund-Sicherheit abgehen.

Konstanten bei Ratingen

ABWEHR: Fynn Leon Eckhardt Wird ein Spiel von 04/19 angepfiffen, ist der Linksverteidiger auf dem Platz. Wenn es abgepfiffen wird, ebenso. Der 23-Jährige ist der einzige Ratinger, der jede Sekunde in dieser Saison gespielt hat. Er ist nicht nur gesetzt, er ist geradezu alternativlos auf seiner Position. Erledigt in der Regel seinen Job sehr zuverlässig und unaufgeregt in der Defensive, dazu immer mit dem Vorwärtsgang, um die Außenspieler mit seinen tiefen Läufen zu unterstützen.

Bo Lasse Henrichs Vielleicht die defensive Entdeckung dieser Saison: Henrichs hat auch schon 1098 von 1530 möglichen Minuten in dieser Saison absolviert, meist als Rechtsverteidiger. Man könnte ihn ähnlich beschreiben wie Eckhardt, allerdings ist er noch schneller. Dafür fehlt ihm noch etwas die Routine. Kein Wunder mit erst 21 Jahren.

Luca Paura Als Henrichs in der Saison mal ein, zwei Fehler in aufeinanderfolgenden Spielen unterlaufen waren, da sprang Paura ein. Machte seine Sache ebenfalls sehr ordentlich, ab und an fehlt ihm indes die Robustheit. Die wird er sich noch zulegen müssen, im ersten Seniorenjahr ist ein Mangel daran aber verständlich.

Phil Spillmann Seit 2015 ist „Spille“ bei 04/19 und damit dienstältester Feldspieler – nur Raschka ist ein Jahr länger an Bord. Mit ihm haben die Ratinger einen robusten, zweikampf- und kopfballstarken Innenverteidiger, der sich zudem mit wuchtigen Dribblings in die Offensive einschalten kann. Mit fünf Saisontoren ist er auch gefährlichster Verteidiger von 04/19.

Pascal Kubina Der 22-Jährige stand lange an der Seite von Spillmann und überzeugte neben seinen körperlichen Qualitäten auch mit einer guten Spieleröffnung. Dass er derzeit in der Innenverteidigung nicht gesetzt ist, hat nichts mit ihm zu tun, sondern mit:

Gianluca Silberbach Der 26-Jährige ist eigentlich Mittelfeldspieler, doch als Spillmann im Heimspiel gegen Kleve die Rote Karte bekam, zog Trainer Martin Hasenpflug seinen Sechser in die Innenverteidigung zurück. Da überzeugte Silberbach ebenfalls mit seiner Kopfball- und Zweikampfstärke, zudem kann er das Spiel blendend eröffnen. Aus der Notsituation ist eine einstweilige Dauerlösung geworden.

Noah Jecksties 155 Oberliga-Minuten durfte der 19-Jährige in seinem ersten Seniorenjahr bereits sammeln, und er deutete schon an, dass er trotz fehlenden Gardemaßes ein sicherer Innenverteidiger sein kann dank seines Stellungsspiels und seiner Cleverness.

Samuel Derkum Beim 8:2-Heimsieg über den Cronenberger SC durfte der 19-Jährige seine ersten fünf Oberliga-Minuten erleben.

Marvin Roch Der 22-Jährige hat wegen einer hartnäckigen Verletzung noch keinen Einsatz in dieser Saison.

FAZIT Mit 28 Gegentoren in 17 Spielen hat Ratingen 04/19 die drittschlechteste Defensive aller elf Mannschaften, die aktuell in die Aufstiegsrunde gehen würden; unter den Top Sechs der Tabelle ist es gar der schlechteste Wert. Aufgrund der mangelnden Erfahrung einiger Abwehrspieler sind Gegentore ein Stückweit eingepreist, der aktuelle Schnitt ist aber zu hoch: Mit 1,64 Gegentreffern pro Spiel wird es auf Dauer schwer. Da ist dann aber nicht nur die letzte Reihe gefragt, Verteidigen muss jede Mannschaft kollektiv. Dass die Ratinger mit derart vielen Gegentoren Tabellensechster sind, haben sie der drittbesten Offensive der Liga mit 43 Treffern zu verdanken. Die Zahlen bringen eine erstaunliche Parallele zu Bayer 04 Leverkusen: Der Bundesligist ist Vierter mit 40:28 Toren und 28 Punkten, 04/19 hat 43:28 Tore und einen Zähler mehr. Beide Teams stehen für Spektakel, etwas mehr Balance täte ihnen aber gut.