2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Foto: System/ Stock.Adobe
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Erfolg weckt den Ehrgeiz

Nachspielzeit mit Yannick Gans +++ Spielertrainer der SG Weinsheim ist von seiner dritten Mannschaft begeistert +++ Altersschnitt von 40 Jahren und beim Saisonabbruch zweimal Tabellenerster

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Yannick Gans. Mit der dritten Mannschaft der SG Weinsheim beendete der Spielertrainer die beiden abgebrochenen Saisons jeweils auf Platz eins. Wie man bei der Drittvertretung des Bezirksligisten über das Thema Aufstieg denkt und warum man trotz Altersschnitt von 40 Jahren vorne mitspielt, verrät der 28-Jährige im Interview.

Yannick, 2019 wurde bei euch in Weinsheim die dritte Mannschaft ins Leben gerufen. Zwei Spielzeiten wurden seitdem angefangen, aber nicht zu Ende gespielt. Dennoch standet ihr beides Mal ganz vorne. Habt ihr damit gerechnet?

Die erste Saison war für uns natürlich eine Fahrt ins Blaue. Keiner wusste so genau, wie das so wird mit Spielern, die größtenteils AH gespielt haben und solchen, die aus anderen Gründen gesagt haben: ‚Wir wollen einmal die Woche trainieren und einmal am Wochenende kicken.‘ Das war alles ja nur Just-for-fun. Wir haben keine Vorbereitung gemacht und nichts.

Gar keine Vorbereitung?

Keine im klassischen Sinn. Klar haben wir jetzt nicht erst eine Woche vor dem ersten Spiel angefangen, aber wir haben nur einmal die Woche trainiert. Abgesehen von ein paar Freundschaftsspielen haben wir auch nichts Zusätzliches gemacht.

Was hat sich seitdem geändert?

Klar haben wir uns auch entwickelt und weil es so gut gelaufen ist, hat uns sicher auch der Ehrgeiz gepackt. Natürlich haben wir uns in der ersten Saison aber auch nicht auf den Platz gestellt, um zu verlieren und danach zwei Kisten Bier zu trinken. Der Erfolg hat uns da schon mitgerissen, aber trotzdem trainieren wir nur einmal wöchentlich.

Unterscheidet sich euer Training dann besonders von anderen Mannschaften oder wie muss man sich das vorstellen?

Zunächst muss ich sagen, dass immer Zug drin war und da ziehe ich vor allem vor unseren alten Hasen den Hut. Wenn man sieht, wie ehrgeizig und diszipliniert alle mitgezogen haben, das hat schon Spaß gemacht. Klar machst du mit denen keine Ausdauerläufe oder so etwas. Wir starten meistens mit einem Eckchen und einem ordentlichen Warmmachprogramm, vor allem in den Wintermonaten. Ansonsten machen wir alles mit Ball, meistens verschiedene Spielformen.

Euer Durchschnittsalter lag vergangene Runde bei 40 Jahren. Wie erklärst du dir euren Erfolg?

Zum einen hatten wir das Glück, dass wir immer aus dem Vollen schöpfen konnten. Das hat geholfen, unsere spielerische Klasse sonntags auf den Platz zu kriegen. Dazu muss man die gute Mischung zwischen Jung und Alt beachten, denn wir haben auch außerhalb des Platzes viel zusammen unternommen. Für viele zählt eben diese Gemeinschaft und das Zusammensein, die woanders sicher seltener geworden sind. Auch, dass man nach dem Training oder den Spielen noch länger zusammen sitzt. Das ist sicher auch ein Hauptgrund für den Erfolg.

Unabhängig vom Abbruch der Saison ist der Aufstieg für euch unmöglich, weil die zweite Mannschaft in der B-Klasse spielt. Ist das nicht ärgerlich?

Nein! In erster Linie ist es sehr ärgerlich, dass wir noch keine Runde komplett durchspielen konnten. Natürlich muss man darauf achten, dass alle Spieler zufrieden sind, weshalb wir bestmöglich auch die zweite Mannschaft unterstützt haben. Ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam geschafft hätten, mit der Zweiten die Klasse zu halten und mit der Dritten Meister zu werden. So kann jeder selbst entscheiden, wo er spielen möchte. Ich finde, der Unterschied zwischen C- und B-Klasse ist nochmal ordentlich, obwohl es nur eine Klasse ist. Mit Anfang 50 hast du aber auch einfach nicht mehr den Ansporn, diesen Aufwand zu betreiben.

Andererseits habt ihr auch viele Jungspunde mit im Team. Verträgt sich das?

Definitiv, die Mischung passt. Wir haben ja keine klare Trennung, wer Erste, Zweite oder Dritte spielt. Wenn du dasselbe Trikot anhast, fragt auf dem Platz auch niemand mehr nach deinem Alter. Aber gerade auch für die Jungen, die jetzt aus der A-Jugend kommen und den Sprung vielleicht nicht direkt schaffen, ist das viel wert. Die nehmen von den alten Hasen extrem viel mit und gewöhnen sich sehr gut an den Erwachsenenfußball. Das erleichtert dann den Schritt in die Zweite oder Erste.

Zum Abschluss noch ein Ausblick. Wie geht es ab Sommer weiter?

Wir gehen auf jeden Fall wieder an den Start, können vielleicht sogar noch den ein oder anderen externen Neuzugang für unser Projekt gewinnen. Die Spieler hängen mir auf jeden Fall schon die ganze Zeit in den Ohren, wann es endlich wieder losgehen kann. Ich habe den Eindruck, dass der Ehrgeiz durch die lange Pause beim ein oder anderen nochmal gestiegen ist. Alle haben Bock, eine komplette Runde zu spielen und sportlich Meister zu werden. Für dieses Ziel werden wir in der Anfangszeit vielleicht sogar zwei Einheiten pro Woche machen müssen, damit der Durst gestillt wird. (lacht) Wichtig ist aber weiterhin, dass die Chemie stimmt, sich alle wohlfühlen und uns die Stange halten. Nur so geht es auch in Zukunft.

Aufrufe: 018.5.2021, 10:30 Uhr
Martin ImruckAutor