2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
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„Erfahrung gibt’s ja auch nicht an der Tanke"

Markus Burr hat mit seiner TSG Nattheim die Bezirksliga in der Hinrunde kräftig aufgemischt. Im Interview erzählt der TSG-Kapitän von den stärken seiner Mannschaft, der individuellen Klasse eines Patrick Brümmer und seinen sportlichen Ambitionen nach den beiden abgebrochenen Spielzeiten.

Die TSG Nattheim steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt so gut dar, wie lange nicht. Nach den beiden erst unter- und schließlich abgebrochenen Corona-Saisons kam Nattheim in der Hinrunde schnell wieder in die Gänge und zeigte als eine von nur sehr wenigen Mannschaften in dieser Liga dauerhaft richtig konstante Leistungen. Mit nur einer Niederlage gegen Herbstmeister Bettringen und einem Unentschieden gegen den Zweiten FV 08 Unterkochen rangiert die TSG unter Coach Maximilian Laible über Weihnachten auf Tabellenplatz drei.

Wichtige Faktoren sind dabei schnell ausgemacht: Nattheims Bezirksligaauswahl stellt sowohl die zweitbeste Offensive als auch Defensive der Liga – Letzteres vor allem auch dank ihrem Kapitän Markus Burr. Der 31-Jährige, der in dieser Saison bislang zwölf Ligaspiele absolvieren konnte, ist einer der Garanten für den Nattheimer Höhenflug. Grund genug einmal nachzufragen, was die Stimmung in Nattheim gerade ausmacht und wie die Verantwortlichen die bisherigen Leistungen bewerten.

Michael Feindert: Hallo Markus! Eine lange und sicher strapaziöse Hinrunde ist am vergangenen Sonntag für euch zu Ende gegangen. Mit welchen Gefühlen gehst du in die Winterpause?

Markus Burr: Hallo, mit gemischten Gefühlen. Sportlich gesehen stehen wir sehr gut da, wir haben eine klasse Vorrunde gespielt und können uns kaum beklagen. Allerdings sind das schon verrückte Zeiten aktuell, deshalb kann ich nicht alles positiv betrachten.

Die TSG Nattheim ist von vielen Beobachtern als das „Team der Stunde“ beschrieben worden. Hattest du mit so einem Saisonverlauf gerechnet?

Nein, um ehrlich zu sein nicht. Nach der langen Pause vor dieser Saison standen alle Mannschaften etwas in der Luft, so auch wir, und wussten somit nicht so ganz, wo man sich einordnen wird. Dass es dann so lief, darüber freuen wir uns sehr. Ich bin stolz auf die Mannschaft und die Coaches, dass wir alle so fokussiert durchziehen!

Was hat euch in der ersten Saisonhälfte so stark gemacht?

Wir haben uns keine allzu großen Ziele gesetzt und haben somit einfach von Spiel zu Spiel gedacht. Das hat offensichtlich gut funktioniert. Hinzu kommt, dass wir bisher von größeren Verletzungen verschont geblieben sind und dadurch sehr konstant auf gutem Niveau trainieren und auch spielen konnten. Was ich hier auch noch erwähnen möchte: Viele Spieler haben sich wirklich gut entwickelt und übernehmen jetzt noch mehr Verantwortung.

Welchen Beitrag leistet euer Trainer Maximilian Laible zu eurer momentanen Siegesserie?

Er trägt natürlich auch großen Anteil daran. Er ist jetzt die zweite Saison als Trainer bei uns und wir wissen inzwischen auch besser, was er von uns erwartet und wie wir seine Vorgaben umsetzten müssen. Ich hoffe, wir können diese Saison dann auch komplett durchspielen, um das auch noch weiter zu verbessern.

Außerdem habt ihr mit Patrick Brümmer vorne einen drinstehen, der in dieser Saison gefühlt nochmal eine Schippe draufgelegt hat. Was ist Patrick für ein Typ und wie erklärst du dir seine sensationelle Torstatistik?

Vom Typ her ist er eher ruhig und zurückhaltend – vielleicht nicht ganz das, was man erwartet, wenn man Saisons mit 30 Toren hinlegt. Aber genau das macht ihn aus. Ob er nochmal eine Schippe draufgelegt hat, weiß ich nicht, denn meiner Meinung nach spielt er seit Jahren auf sehr hohem Niveau und ist für uns natürlich immens wichtig. Wenn ich wüsste, wie er das macht, dann würde ich das auch mal selbst probieren lacht.

Ihr habt aber nicht nur den zweitbesten Sturm der Liga, sondern auch die zweitbeste Defensive, zu der du als Abwehrchef ja maßgeblich beiträgst. Wie würdest du deine eigenen Leistungen in der Hinrunde bewerten?

Um ehrlich zu sein, bin ich da etwas selbstkritischer: Nach meiner Kreuzband-OP im Mai 2020 bin ich noch nicht auf demselben Level wie davor, auch bedingt durch die vielen und langen Saisonunterbrechungen. Da nochmal hinzukommen, wird sicherlich schwer. Deshalb würde ich die klasse Defensivarbeit an meine gesamte Mannschaftskollegen adressieren. Aber ich versuche der Mannschaft immer, wo es geht, weiterzuhelfen. Erfahrung gibt’s ja auch nicht an der Tanke!

In der Hinrunde konnte euch nur Herbstmeister Bettringen schlagen. Brennst du schon auf die Revanche gegen die Topmannschaften? Oder auf welche Begegnungen der Rückrunde freust du dich am meisten?

Ich freue mich auf jedes Spiel, das wir bestreiten können, ohne dass es wieder einen Saisonabbruch oder Ähnliches gibt – solange die Spiele unter fairen Bedingungen ausgetragen werden können. Ich denke, das geht den meisten Mannschaften so, denn so wie die letzten zwei Runden möchte sicher keiner, dass es zu Ende geht. Aber sicher sind die Topspiele immer etwas Besonderes.

Gehen wir schon einen Schritt weiter und blicken ein bisschen in die Zukunft: Was sind eure Ziele für die Rückrunde? Was ist in dieser Saison noch drin?

Ich denke, unsere Ziele haben sich wenig verändert, denn allzu schnell geht es ja im Fußball auch mal wieder in eine ganz andere Richtung. Deshalb sind wir meiner Meinung nach gut beraten, so weiterzuarbeiten wie bisher und wir sollten einfach versuchen, so lange wie möglich oben ein Wörtchen mitzureden.

Du gehörst mittlerweile auch schon zu den erfahreneren Spielern, wobei man dich weder in der Mannschaft noch in der Liga zum alten Eisen legen sollte. Aber was sind denn deine persönlichen Ambitionen? Was möchtest du in deiner Karriere noch erreichen?

Danke für die nette Ausdrucksweise lacht. Ich muss definitiv fitter werden, um der Mannschaft auf dem Platz noch mehr zu helfen. Beides hat bei mir oberste Priorität. Was sich darüber hinaus ergibt, wird sich zeigen. Ich möchte so lang wie möglich auf gutem Level spielen – und wenn sich dadurch mal ein Titel ergibt, würde ich auch nicht nein sagen.

Welchen Einfluss spielt dabei die Pandemie und die zwei mehr oder minder verlorenen Saisons?

Naja, es ist natürlich schade, zwei Saisons quasi ‚verloren‘ zu haben, aber da ist man machtlos. Für mich persönlich war es für die Saison 19/20 sogar von Vorteil, denn dadurch habe ich nicht so viel verpasst durch die OP. Aber ich denke, da sollte man nicht zurückschauen, denn schließlich hat uns diese Zeit auch gezeigt, dass es Wichtigeres gibt.

Lassen wir das Sportliche einmal beiseite. Was steht jetzt in den kommenden Tagen und Wochen bei euch als Mannschaft und bei dir persönlich an?

Die Winterfeier wird es wohl dieses Jahr nicht geben, zumindest nicht so wie wir uns das wünschen würden. Als Team veranstalten wir da eigentlich jedes Jahr einen Nikolauslauf durch Nattheim, um uns bei unseren Unterstützern zu bedanken. Leider mussten wir das bereits absagen. Weihnachtsstimmung kommt bei mir dann meistens erst kurz vor den Feiertagen auf, also habe ich noch drei Wochen Zeit bis dahin lacht.

Dann wünsche ich dir eine schon mal eine schöne Vorweihnachtszeit und natürlich eine gute Vorbereitung auf die Rückrunde. Vielen Dank fürs Interview!

Sehr Gerne!

Aufrufe: 05.12.2021, 13:47 Uhr
Michael FeindertAutor