2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Rocco Bartsch

Gemischte Teams im Amateurfußball – Kann das funktionieren?

+++Bayern macht es vor: Frauen dürfen nun bei Herren-Amateurmannschaften auflaufen+++

Vor circa einem Jahr sorgte der niederländische Fußballverband KNVB für europaweites Aufsehen und Interesse, nachdem er mit einem Beschluss erlaubte, dass Frauen im niederländischen Amateurfußball bis zur dritten Liga (Tweede Divisie) in Männerteams mitspielen dürfen. Diesem Pilotprojekt schloss sich jetzt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) vor Kurzem ebenfalls an und erlaubte, dass volljährige Frauen zur neuen Saison nun auch für ein Männeramateurteam auflaufen dürfen. Viel Lob, aber auch mindestens genauso viel Kritik gab es für diese Entscheidung.

Die Idee von gemischten Teams ist bei Weitem nicht neu. Schon vor einem Jahr starteten die Alten Herren des TSV Oberreitnau (WFV) als Reaktion auf die niederländische Idee ein Projekt, welches Frauen ermöglichen sollte, bei der AH-Mannschaft unter entspannten Bedingungen im Training mitzuspielen. Das Interesse daran war aber praktisch nicht existent: „Es hat sich keine einzige Dame gemeldet“, wie der Coach Holger Bruckmann der Schwäbischen mitteilte. Die Tür für dieses Projekt ist aber bei Weitem noch nicht geschlossen, wie er ankündigte: „Wir sind aber immer noch offen, Frauen sind bei uns auch gern auf dem Fußballfeld willkommen.“

Nun ist die Entscheidung des BFV also getroffen: Von jetzt an sollen Frauen auch am „Tagesgeschäft“ im aktiven Spielbetrieb teilhaben dürfen. Die Reaktionen darauf sind - wenig überraschend - nicht nur positiv. Der sportliche Leiter des FV Ravensburg Fabian Hummel findet die grundsätzliche Entwicklung an sich eigentlich gut, wie er der Schwäbischen mitteilte: „Ich bin ein klarer Befürworter von solchen Vorschlägen wie vom bayerischen Verband“. Mädchen würden laut ihm robuster werden, wenn sie sich so lange wie möglich mit Jungs messen dürfen. Allerdings findet er auch kritische Worte: „In der Pubertät driftet vor allem die Athletik auseinander“. Deshalb stellt sich aus seiner Sicht die Frage, ob es wirklich erstrebenswert wäre, wenn beispielsweise eine talentierte Fußballerin in einer unterklassigen Liga der Männer aufläuft. Ebenfalls kritisch eingestellt gegenüber der neuen Regelung ist die sportliche Leiterin der Frauenfußballabteilung des TSV Tettnang Karin Rasch-Boos. Sie findet, dass der Frauenfußball und der Männerfußball nicht unbedingt vergleichbar sind. „Unsere Erfahrung zeigt uns, dass es außer für Ausnahmetalente für Frauen ab der B-Jugend ganz schwierig wird“, wie sie der Schwäbischen erzählte.

In Baden-Württemberg ist noch nicht vollständig geklärt, ob es auch hier vom WFV, wie in Bayern und den Niederlanden, die gleiche Regeländerung geben könnte. Aktuell weiß also noch niemand, in welche Richtung es sich entwickeln wird. „Der WFV steht der ganzen Entwicklung offen und positiv gegenüber - wir leben von der Vielfalt der Gesellschaft und somit auch der Fußballfamilie“, wird José Macias, der für den Spielbetrieb beim WFV verantwortlich ist, in der Schwäbischen zitiert. Jedoch ist er nicht davon überzeugt, dass viele Frauen in Zukunft für Männerteams auf dem Platz auflaufen werden, da hierfür die körperlichen Voraussetzungen zu unterschiedlich seien. Man wird also sehen, was die Zukunft bringt.

Aufrufe: 013.7.2022, 19:39 Uhr
Nicolas BläseAutor