2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Ein Jahrzehnt des Erfolgs: Manni Brenner

Fupa sprach mit dem Erfolgstrainer des TSV 1912 Lütersheim e.V.

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Ob im Profibereich oder bei den Amateuren, es wird immer seltener, dass ein Spieler oder ein Trainer 10 Jahre bei einem Verein bleibt. Mit Manni Brenner vom TSV Lütersheim allerdings haben wir genau solch einen Trainer im Interview.

Der „Lützer“ Erfolgstrainer vom Eichholz übernahm 2004 in der Kreisliga B das Ruder und ist momentan mit seiner Mannschaft in der Waldecker Königsklasse vertreten. Mit drei Meisterschaften und damit verbundenen Aufstiegen (2005, 2008 und 2012) ist er wohl einer der erfolgreichsten Trainer im Waldecker Land des letzten Jahrzehnts.

Hallo Manni, dein 10. Jahr beim TSV Lütersheim. Das ist beachtlich und nicht zu unterschätzen. Was ist dein Geheimnis, dass Vorstand und Mannschaft ein Jahrzehnt hinter dir stehen? Und es wahrscheinlich auch noch länger tun werden.

Da gibt es kein wirkliches Geheimnis !
Über all die Jahre habe ich mich in erster Linie darum bemüht aus meiner fussballerisch talentierten und charakterlich wirklich außergewöhnlichen Truppe das positive herauszukitzeln und dabei nicht den Oberlehrer heraushängen zu lassen. Ich habe den Jungs ganz bewusst weitestgehend die lange Leine gelassen und auch mal Fehler – menschlich wie sportlich - verziehen.
Ich wollte den „Spassfussballer“ fördern und nicht zu viel reglementieren.
Ohne dabei allerdings jemals Gefahr zu laufen, in Richtung Thekenfußball abzudriften.
Hin und wieder habe ich durchaus auch mal wirkungsvoll auf den Tisch gehauen –auch das brauchten die Jungs ab und an einmal.
In all den Jahren haben sich dann auch vor allem die langjährigen Säulen der Elf individuell merklich weiterentwickelt – bis in die Kreisoberliga eben.
Vorstand und Umfeld des Clubs haben im vergangenen Jahrzehnt niemals auch nur ansatzweise
Forderungen an Trainer und Mannschaft gestellt, waren stets loyal und unterstützten wo es nur ging.
Irgendwelchen Druck haben weder ich noch die Mannschaft jemals wirklich gespürt.
Auch der KOL - Abstieg 2010 wurde von allen ohne Groll akzeptiert, weil man eben die eingeschränkten Rahmenbedingungen in Lütersheim nur zu gut kannte.
Der Wiederaufstieg in 2012 war letztlich die Belohnung für den unerschütterlichen Glauben an die eigene Mannschaft.
Wichtig war in all den Jahren vor allem natürlich auch die Tatsache, dass Abwerbeversuche anderer Vereine stets erfolglos blieben und alle Teammitglieder
Teil des Ganzen bleiben wollten.
Wir sind eine durch und durch verschworene Truppe, die sicherlich als Team ihresgleichen sucht und einmalig ist.

Wenn man den Waldecker Fußball etwas verfolgt, scheint der TSV Lütersheim eine „Sackgasse“ für Spieler und Trainer zu sein. Nahezu die komplette Mannschaft spielt seit längerem für den TSV und ein Großteil stammt noch von deinen Jugendmannschaften. Andere hatten noch nie einen anderen Trainer. Wie ist das zu erklären?

Sackgasse ist sicherlich das falsche Wort.
Sicherlich hätte der ein- oder andere Spieler auch das Zeug dazu, es vielleicht auch einmal in der Gruppenliga oder höher zu versuchen – da gibt es sicher keine zwei Meinungen !
Die Jungs haben aber andererseits – durchaus zum Segen des TSV Lütersheim -
ein feines Gespür für Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Kameradschaft und so etwas wie sportliche Heimat.
Und genau diese Aspekte werden grossgeschrieben am Lütersheimer Eichholz.
Auch für mich selbst waren Angebote anderer Vereine nie auch nur ansatzweise ein Thema, mit dem ich mich ernsthaft beschäftigt hätte.

Ein Gruppenligastürmer, der mehrere Spieltage nicht trifft, findet sich angesichts der Konkurrenzsituation in den höheren Klassen auch schnell einmal auf der Bank wieder.
Oft droht ihm das gleiche Schicksal, wenn er – warum auch immer – das Trainingspensum nicht im vollen Umfang leisten kann.
Bei uns liegen die Schwerpunkte – sicher auch angesichts des schmalen Kaders – natürlich etwas anders.
An Stürmern mit Ladehemmung oder Torhütern mit einem „schwarzen Tag“ wird bei uns durchaus auch festgehalten, wenn es mal nicht so läuft, wie es eigentlich laufen sollte. Schon allein aus menschlichen Aspekten heraus. Das schätzen sicherlich die meisten besonders und führt letztlich dazu,
dass das „Wir - Gefühl“ in Lütersheim besonders ausgeprägt ist.

Wie auf dem Bild zu sehen, bist du an der Außenlinie immer unter Strom, voll dabei und läufst selbst auch pro Spiel deine Kilometer. Wird man mit der Zeit und dem Alter nicht ruhiger?

Ich habe es mir schon des Öfteren vorgenommen – es ist aber bis dato meist beim guten Vorsatz geblieben.
Andererseits gehören für mich Emotionen beim Fußball zwingend dazu – zumal ich mich als Teil der Mannschaft fühle.
Wie andere darüber denken ist mir eigentlich auch egal.

Rückblickend auf das letzte Jahrzehnt, was sind deine persönlichen Highlights beim TSV gewesen?

Sportlich sicherlich alle drei Aufstiege gleichermaßen.
Für mich persönlich ganz besonders jedoch - auch wenn man das in Volkmarsen sicherlich ungern liest – der 3:1 Derbysieg beim VfR in der Henkelmann-Arena am Pfingstmontag in Volkmarsen vor stattlicher Schützenfest-Kulisse.
Für die Prognose, dass der TSV Lütersheim einmal beim VfR Volkmarsen I ein Kreisoberligaderby für sich entscheidet, hätte man mir vor 10 Jahren sicherlich noch eine Zwangsjacke verpasst …..


Letztes Jahr hat der TSV ziemlich eindrucksvoll unterstrichen, dass die Mannschaft in die Liga gehört und sich dort auch festigen kann. Mit welchen Zielen gehst du mit deiner Mannschaft dieses Jahr in die Vorbereitung?

Naja – Fakt ist, dass wir am 7. Spieltag der abgelaufenen Saison mit gerade mal einem Zähler auf dem Konto für die meisten der selbsterklärten Fussballfachleute im Kreis quasi schon abgestiegen waren.
Da sah es wahrlich nicht so aus, als gehörten wir in die Liga.
Auch am Ende der Saison, als wir uns im Monat Mai in den letzten 6 Partien mit
4 Niederlagen insgesamt 30 Gegentreffer einfingen, sprach wenig für Kreisoberligareife meiner Elf.
Da gab es an der Außenlinie wieder ein paar graue Haare mehr ………….
Dazwischen allerdings gab es allerdings auch Phasen, in denen wir vor allem gegen Teams von der Tabellenspitze ein Highlight nach dem anderen rausgehauen haben.
Da sprach natürlich vieles dafür, dass wir zwingend in die Liga gehören.
Das ist auch unser Ziel – dasPotential dazu haben wir sicherlich.
Bleibt die Personaldecke optimal, sollten wir auch kommende Saison die nötigen Zähler einfahren können, um zumindest diesmal das verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg mit dem Klassenerhalt zu krönen. Nicht mehr und nicht weniger.

Nun sind 2 Spieltage gespielt in der Saison 2013/14 und beide wurden gewonnen. Sprich im Gegensatz zum letzten Jahr ist euch euer Saisonstart geglückt. Wie wichtig war dieser Start für den dich und deine Jungs?

Die Tabelle des zweiten Spieltages sagt eigentlich gar nichts aus. Eine Tendenz wohin die Reise wohl gehen wird, wird sich meines Erachtens frühestens nach 6-8 Spieltagen erkennen lassen.

In der vergangenen Saison war die SG Massenhausen/Gembeck noch am 5.Spieltag Tabellenführer und von dann ab ging´s unaufhörlich bergab bis in die A-Klasse – so schnell kann´s gehen !
Die beiden Siege in Ungedanken und gegen Vöhl/Basdorf/Ungedanken werden wir deshalb sicherlich auch nicht überbewerten.
Den eindringlichen Appell meinerseits, in dieser Saison endlich auch vor allem einmal gegen die unmittelbare Konkurrenz um den Klassenerhalt zu punkten haben meine Jungs aber offenbar verinnerlicht. Zumindest bisher. In dieser Hinsicht lag in der letzten Saison gerade da einiges im Argen.
Ganz wichtige Punkte gegen den Abstieg haben wir nämliche vor allem bei unseren „Paukenschlägen“ gegen hochfavorisierte Teams eingefahren.
Das wird nicht in jedem Jahr so klappen, insofern waren die 6 Punkte aus den beiden ersten Spielen schon eminent wichtig.

Somit wünsche ich dir und deiner Mannschaft für die Saison und Zukunft alles Gute und bedanke mich für das Interview.

Christian Jüttner (FuPa Ligaleiter Kreisoberliga Waldeck)

Aufrufe: 016.8.2013, 13:56 Uhr
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