2024-05-23T12:47:39.813Z

Ligabericht
So kennt man Ferdi Speier.	Foto: bir
So kennt man Ferdi Speier. Foto: bir

Ein immer verlässlicher Helfer

EHRUNG: +++ Ferdi Speier ist das „Mädchen für alles“ bei der TSG Wieseck / Im Radio als einer von „Hessens Helden“ gekürt / Seit Jahrzehnten Betreuer +++

GIESSEN. Der Treffpunkt zum Gespräch hätte nicht typischer sein können: 12 Uhr Mittag corona-bedingt vor dem Cafe Künkel. Dort in der Fußgängerzone in Gießen ist an Werktagen täglich in den Mittagsstunden das Revier von Ferdinand, den alle nur Ferdi nennen, Speier. Hier ein Plausch, dort eine Flachserei und da eine mehr oder weniger ernsthafte Diskussion. Immer gepflegt und stets adrett gekleidet bekommt Ferdi bei seinen Rundgängen alles mit, was auf und um den „Seltersweg“ passiert, kennt sich mit jedem und allem aus und hat zu jedem Thema eine Meinung. Egal, um was es geht, meistens aber geht es um Fußball. Sein sehr ausgeprägtes Selbstvertrauen nimmt ihm keiner übel. So ist er halt, so kennt man ihn, und so mag man ihn. Und seit letzter Woche ist es sogar amtlich: Ferdi gehört zu „Hessens Helden 2020“.

Und das kam so. Der hessische Radio-Sender HR 4 kürt jedes Jahr „Die Helden des Alltags“, ursprünglich initiiert vor Jahren von Ministerpräsident Volker Bouffier. Und dieses Jahr gehört Ferdi Speier zu „Hessens Helden 2020“. Dem Sender empfohlen wurde der 66-Jährige von Joachim Besier von der Fußball-Abteilung der TSG Wieseck, zu deren Betreuerstab Speier gehört. „Ferdi ist eine gute Seele, ein Mädchen für alles bei uns. Für mich ist er ein Paradebeispiel für Top-Service. Was er alles bei uns bei der TSG an Unterstützung leistet, ist vorzeigenswert für den Amateurfußball. Ferdi ist eine gute und lustige Seele, die der Mannschaft auch guttut.“ So, in Ausschnitten, die Laudatio von Besier, die auch über den Sender ausgestrahlt wurde. Speier ist in der zweiten Saison bei der TSG und kümmert sich praktisch um alles, was vornehmlich die Mannschaft in der Kreisoberliga betrifft, packt aber auch schon mal bei der Renovierung der Kabinen mit an. „Ferdi kommt am Spieltag als Erster, bereitet vor der Partie das Elektrolyt-Getränk für die Spieler, legt Trikots, Hosen und Stutzen für jeden bereit, kümmert sich nachher um das Aufräumen der Kabinen und geht als Letzter raus“, ist auch Jörg Hildebrand, der Sportliche Leiter der Fußballer, voll des Lobes für Speier, und „hofft, dass er noch lange bleibt, denn genau solch einen Mann haben wir gesucht: ein feiner anständiger Kerl, der sich 100 Prozent mit der Aufgabe identifiziert.“

Vor seinem Engagement in Wieseck hat Speier schon reichlich Spuren in der mittelhessischen Fußballszene hinterlassen. Aber nur außerhalb des Spielfeldes, denn ihm war schon in ganz jungen Jahren durch eine Verletzung die Lust am Kicken vergangen. Da sein Vater Hermann 1953 Mitbegründer des ASV Gießen war, übernahm Ferdi dort für viele Jahre eine Betreuerfunktion bei den Fußballern. Es folgte 1990 der Wechsel zum FSV Steinbach, dem heutigen Hessenligisten FSV Fernwald. Nach zwei Jahren heuerte er für vier Jahre beim Bezirksoberligisten TSV Allendorf (Lahn) an, wo er das Team um Dietmar Schäfer und Trainer Josef „Peppi“ Pistauer unterstützte. Es folgten der VfR Lich und ab 2001 der SC Sachsenhausen, für den zu der Zeit unter anderen solche Größen wie Ralf Rennert, Stefan Mattern und Trainer Michael Breidenbach im Einsatz waren. „Da habe ich einige Meisterschaften und Abstiege mitgemacht“, erinnert sich Speier. 2005 ging es zurück zum Landesligisten FSV Steinbach, den Speier nach Differenzen mit Trainer Claus-Peter Zick nach einem Jahr wieder verließ. Er landete beim TSV Klein-Linden, wo Trainer Markus Müll den Bezirksoberligisten um Rudi Haßler und Patrick Neubert trainierte. „Da habe ich als Betreuer und Physiotherapeut alles gemacht“, weiß Speier noch „und dazu den Aufstieg und auch den Abstieg aus der Landesliga erlebt.“

Gerne erinnert sich Speier, der auch einen Uhren-Tick hat („Zu jedem Outfit habe ich eine andere passende Armbanduhr“) auch an seine sechs Jahre bei Eintracht Lollar ab 2008. Dort erlebte er beim Süd-Bezirksligisten drei Aufstiege in Folge bis in die Landesliga, einen Abstieg und einen erneuten Aufstieg unter Coach Trainer Peter Sichmann 2008/09. Außerdem hatte er es bei der Eintracht mit den Trainern Ronny Baumbach, Harry Karger und Timo Becker sowie mit dem Spielertrainer-Duo Daniel Steuernagel und Ralf Landgraf zu tun.

Und dort erlebte der begeisterte Fan von Borussia Mönchengladbach auch ein Highlight, als die Traditionsmannschaft vom Bökelberg mit vielen ehemaligen Assen und auch mit dem heimischen Torwart Jörg Kässmann in Lollar gastierte. Anschließend ab 2014 unterstützte er beim VfB 1900 Gießen den legendären Trainer Niko Semlitsch und 2015/16 Daniyel Bulut mit unter anderen Pierre Chabou, Dusko Olujic, Kevin Kaguah und Viktor Riske, der heutige Coach der FSG Grünberg, im Verbandsliga-Team. Danach folgte über die einjährigen Stationen SG Trohe/Altenbuseck (2017/18) und MTV 1846 Gießen der Wechsel zur TSG Wieseck, seiner derzeitigen sportlichen Heimat.

„Ich habe mich natürlich sehr gefreut über die Empfehlung der TSG und bin stolz über die Ehrung, das ist eine coole Sache“, kann Speier nun von HR 4 eine Urkunde erwarten als einer von „Hessens Helden 2020“.

Aufrufe: 027.11.2020, 21:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor