2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Das waren noch Zeiten: Jana Denise Bogateck vom FFC Pohlheim im Spiel gegen Bayern München.	Foto: Bär
Das waren noch Zeiten: Jana Denise Bogateck vom FFC Pohlheim im Spiel gegen Bayern München. Foto: Bär

Ein Euro für fünf Kilometer und Übungen per Video

FRAUENFUSSBALL: +++ Auch der Spielbetrieb im Frauenfußball liegt lange schon auf Eis / Fit halten, so lautet das Motto +++

GIESSEN. Still ruht der See. Dieser Satz trifft im Amateurfußball den Nagel auf den Kopf. Die Sportplätze sind gesperrt, Mannschaftstraining ist verboten. Wir haben bei den höherklassigen Frauenteams nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen und die Spielerinnen bei Laune halten.

Beim Hessenligisten Eintracht Lollar setzt man auf die Eigenverantwortung der Spielerinnen. Trainer Peter Antschischkin beginnt in diesen Tagen damit, die Basis für die Fortführung des Spielbetriebs zu schaffen. Er hat Trainingspläne für Ganzkörperfitness zu Hause verteilt, auch über Videos. Da die Sportplätze gesperrt sind, ist Gruppentraining immer noch nicht möglich. Sinn macht es aus seiner Sicht erst, wenn mindestens zehn Personen auf eine Platzhälfte dürfen. Nach seinen Informationen geht man beim Landesverband davon aus, dass der Ball frühestens wieder Anfang April rollt. Antschischkin hofft, dass zumindest die Hinrunde zu Ende gespielt werden kann.

Auch beim FFC Pohlheim herrscht „tote Hose“, wie es Trainer Turgay Schmidt salopp formuliert. Für die U 17-Juniorinnen in der Bundesliga verteilt das Betreuerteam jede Woche einen neuen Fitnessplan. Jana Leib hält zweimal in der Woche eine Übungseinheit über die Internetplattform Zoom ab. Die Beteiligung der Mädchen liege bei 100 Prozent. Die Frauenmannschaft in der Verbandsliga trainiert separat. Teambuilding, das Einstudieren von Standards und von Laufwegen falle dabei unter den Tisch, bedauert Schmidt. Den Schaden für den Fußball durch die Corona-Einschränkungen hält er für unabsehbar. Es sei zu befürchten, dass Spielerinnen dem Sport den Rücken kehren, weil sie sich während des Lockdowns für andere Dinge begeistert haben. In gewisser Weise sei die Situation surreal. Die Diskrepanz zum Profifußball sei schwer vermittelbar, sagt der Pohlheimer, der auch allein vertretungsberechtigter Notvorstand des FC Gießen ist, für den – im Gegensatz zu den unteren Ligen – aktuell Englische Wochen anstehen.

Auch beim Gruppenligisten TSV Klein-Linden setzt man auf Freiwilligkeit. Das Trainerteam hält den Kontakt zu den Spielerinnen und macht Vorschläge für individuelle Fitnessübungen, die auch ein- oder zweimal pro Woche online kommuniziert werden. Darüber hinaus betätigt sich Dauerläuferin Janina Thür als Motivatorin. Die Mitorganisatorin des „Parkruns am Schwanenteich“, der ebenfalls auf Eis liegt, spendet einen Euro für jede fünf Kilometer, die eine ihrer Mitspielerinnen in Eigenregie gelaufen ist. Die Aktion läuft seit zwei Wochen. Bisher sind knapp 50 Euro zusammengekommen. Nach aktuellem Stand der Dinge werde man Mitte Februar – so die Politik es zulässt – in die Vorbereitung für die Fortführung des Spielbetriebs einsteigen, sagt Betreuerin Anke Lörch. Da die Verbandsliga in dieser Saison in zwei Gruppen geteilt wurde, sei die Vorrunde fast beendet, kehrt sie das Positive der Neuerung hervor. Bei einer Verlängerung der Spielzeit um zwei oder drei Wochen könne man vielleicht sogar die Rückrunde spielen, übt sich Lörch in Zweckoptimismus.

Darüber hinaus gab es eine personelle Veränderung beim TSV. Daniel Bäcker, Torwart bei den Herren, hat Renè Heeb als Trainer der 2. Damenmannschaft abgelöst. Die Gründe für Heebs freiwilligen Rückzug: Nachwuchs und Hausbau.

Jan Becke übt sich in Gelassenheit. Der Trainer der SG Reiskirchen/Saasen steht in regem Kontakt zu seinen Schützlingen, die sich aber weitgehend selbst organisieren. Der von ihm ausgearbeitete Trainingsplan sieht keine Kontrollmaßnahmen vor. Nach Beckes Beobachtung sind die Spielerinnen motiviert und können es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Die Gemeinschaft mit Präsenzkontakt fehle allerdings sehr. Auf Dauer sei es schwierig, die Mädels zu halten, wenn sie kein Ziel vor Augen haben.

Aufrufe: 019.1.2021, 17:00 Uhr
Wolfgang Oelrich (Gießener Anzeiger)Autor