2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Einen Dreikampf um den Ball liefern sich hier Mischa Wenzel (links), Andreas Himmelsbach (Bildmitte) und Erik Eiberle (rechts) | Foto: Pressebüro Schaller
Einen Dreikampf um den Ball liefern sich hier Mischa Wenzel (links), Andreas Himmelsbach (Bildmitte) und Erik Eiberle (rechts) | Foto: Pressebüro Schaller

Ein emotionaler Bonus für den SV Oberschopfheim

Die Kicker aus dem Schuttertal nivellieren auf dem Kunstrasen den Klassenunterschied +++ Glücklicher Erfolg für Oberschopfheim

Obwohl dieser Wettbewerb nicht bei allen Beteiligten den Spitzenplatz auf der Liste der sportiven Prioritäten einnimmt, schreibt er doch besondere Geschichten, die sich oft um leidenschaftlich kämpfende Außenseiter und späte Treffer drehen. So wie am Mittwochabend auf dem vom Flutlicht beschienenen Niederschopfheimer Kunstrasen.

Ausgepumpt, mit leeren Blicken, lagen die Burschen aus dem oberen Schuttertal auf dem künstlichen Grün. Ratlos blickten sie auf die Spielertraube, die nur ein paar Meter von ihnen entfernt zur Melodie aus Pippie Langstrumpf tanzte. Dem Gegner beim Feiern zuzusehen, ist nie die reine Wonne, aber dies tat besonders weh. Nicht viel hatte gefehlt, und die Rollen wären vertauscht gewesen. Die Oberschopfheimer hätten sich nicht beschweren dürfen, wäre es anders gekommen. Die Szene, die sich immer wieder vor dem geistigen Auge der Beteiligten abspielte, war jene aus der 86. Minute. Jürgen Singler, der Goalgetter der ganz in Schwarz gekleideten Gäste, lief frei auf das Tor zu und zog flach ab. Die SG-Fans, die schlechte Sicht hatten, jubelten schon. Doch der Ball strich wenige Zentimeter am Pfosten vorbei. Dies wäre das 1:2 gewesen, möglicherweise die Entscheidung zu Gunsten des Außenseiters. Wenige Minuten zuvor hatte derselbe Spieler verdientermaßen die Oberschopfheimer Führung aus der 7. Spielminute egalisiert. Kurz vor dem Schlusspfiff zerstörte Julian Burg mit einem Treffer aus kurzer Distanz die Träume der Kicker aus dem Schuttertal. Diese hatten wohl die Mehrheit der rund 600 Zuschauer im Rücken. Hinterher spendeten sie warmen Beifall. Mehr als Trost war nicht drin.

SG-Stürmer Tim Rothweiler bemühte hernach kopfschüttelnd einen Begriff aus der Boxersprache: „Es war ein Lucky Punch, der uns besiegt hat“, sagte er, ein „glücklicher Schlag“. Desmond Igbinovia, der kräftige Innenverteidiger des SVO, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, sich mit der quirligen SG-Offensivkraft auseinanderzusetzen, sah das ebenso: „Heute war viel Glück dabei.“

Ein Unterschied von zwei Spielklassen war ganz gewiss nicht auszumachen zwischen dem SVO, dem Tabellenzweiten der Bezirksliga, und der SG, dem Tabellendritten der Kreisliga B, 3. Julian Burg, der SVO-Regisseur, hatte eine Erklärung dafür: „Wir haben nicht das gespielt, was wir normalerweise spielen können. Gegen solch einen Gegner spielt auch der Kopf eine Rolle, da gibt man vielleicht nur 90 Prozent. Und die hauen alles rein.“ Das Fehlen dieses erwarteten Unterschieds hat wohl auch damit zu tun, dass dies ein „Alles-oder-Nichts-Spiel“ war, wie es der Oberschopfheimer Coach Sebastian Bruch zuvor formuliert hatte. Obwohl die Schuttertäler ihre Prioritäten auf die Punkterunde legen, liefen sie am Mittwoch, als ob es um ihr Leben ginge. Schon nach einer Stunde erkannte SG-Coach Markus Lach im Zwiegespräch mit seinem Cotrainer: „Da sind schon Einige im roten Bereich.“

Unbestritten ist: Lange bevor Jürgen Singler zum Ausgleich getroffen hatte, hätten sie diesen schon erzielen müssen. „Wir hatten mehr Chancen als Oberschopfheim“, stellte Tim Rothweiler fest. SG-Torwart Noah Rothweiler, mit dem Stürmer nicht verwandt, erklärte enttäuscht: „Wir waren so nahe dran.“ Die Oberschopfheimer betreten nun wieder vertrautes Terrain: das Endspiel des Bezirkspokalwettbewerbs, in dem sie am Ostermontag dieses Jahres mit 1:2 gegen den FV Langenwinkel noch den Kürzeren gezogen hatten. Gegner ist dann der ebenfalls sehr pokalerfahrene SV Oberharmersbach. „Für uns ist der Pokal sehr wichtig“, sagte Julian Burg. „Wir haben jetzt die Chance, diese Niederlage wieder gutzumachen.“
Die Kicker aus Dörlinbach und Schweighausen tun nun das, was sie sich ohnehin vorgenommen hatten. Ihr Fokus liegt ab sofort wieder auf der Kreisliga B. Noah Rothweiler: „Das Wichtigste ist jetzt die Runde.“ Der frustrierte Jürgen Singler erklärte: „Wir haben in der Runde noch große Ziele. Das war ein Bonus heute Abend.“

Aufrufe: 018.10.2018, 16:15 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor