2024-06-06T11:30:11.560Z

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Timo Hildebrand hat in seiner bewegten Fußballkarriere 301 Bundesligaspiele bestritten
Timo Hildebrand hat in seiner bewegten Fußballkarriere 301 Bundesligaspiele bestritten

Ein echter "Howwemer Bu"

Der Torwart blickt auf eine bewegte Karriere zurück / Deutscher Meister und WM-Teilnehmer

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Die Zahl, sie ist in Stein gemeißelt: 884. So viele Minuten blieb Timo Hildebrand als Torhüter des VfB Stuttgart im Jahr 2003 saisonübergreifend ohne Gegentor. Diese Serie brachte ihn deutschlandweit ins Gespräch und letztlich auch in die Nationalmannschaft. Sieben Länderspiele bestritt Hildebrand, war 2006, bei der WM im eigenen Land, die Nummer drei hinter Jens Lehmann und Oliver Kahn.

In Hofheim steht die „TimoRena“

Großes Schaulaufen im Lampertheimer Stadtteil Hofheim, als Timo Hildebrand vor einigen Jahren zur Eröffnung des nach ihm benannten DFB-Minispielfeldes „TimoRena“ wieder einmal seinen Heimatort besuchte. Die Laudatio der Hofheimer Ortsvorsteherin Rita Rose, sie hätte treffender nicht ausfallen können: „Du bischd und bleibschd en Howwemer Bu.“

Bodenständig war der am 5. April 1979 geborene Blondschopf aus dem Ried seit eh und je. „Ich bin ein sesshafter Typ. Deswegen ist es schon verwunderlich, warum ich letztlich bei so vielen Vereinen am Ball war. Aber jede Station hat ihre eigene Geschichte“, blickt Timo Hildebrand auf seine bewegte Fußballerzeit zurück, die er im März diesen Jahres offiziell beendete.

Beim VfB Stuttgart hätte Timo Hildebrand 2007, nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft, alt werden können, doch er entschied sich für einen Wechsel zum FC Valencia, auch, um der internationalen Erfahrung im Anforderungsprofil eines Nationaltorhüters gerecht zu werden.

„Der VfB war für mich ein Stück Komfortzone, ich kannte alle Abläufe, alle Bundesligastadien, alles. Vielleicht wäre das der einfachere Weg gewesen. So aber habe ich bei anderen Vereinen im In- und Ausland andere Blickwinkel kennengelernt, auf den Fußball und aufs Leben. Das hat mich als Mensch weitergebracht“, blickt Hildebrand auf seinen Wechsel im Sommer 2007 zurück.

Im Frühjahr 2008 aber gab es einen Moment, den der Hofheimer am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen würde. Andreas Köpke, Torwarttrainer der Nationalmannschaft, teilte ihm mit, dass er nicht für die EM 2008 nominiert ist. René Adler und Robert Enke erhielten den Vorzug. Hildebrand: „Ich fuhr zum Clubgelände in Valencia und bat um eine Pause. Und jeder hat danach gespürt, dass ich nicht mehr der Alte war.“

Der Wechsel blieb nach seinen anderthalb Jahren beim FC Valencia das Beständige: Sporting Lissabon, Hoffenheim, Schalke, zuletzt Eintracht Frankfurt. Es waren Kurzgastspiele. Doch Timo Hildebrand zeigte, dass er nichts verlernt hatte. Mit Schalke 04 qualifizierte er sich für die Champions League und spielte dort auch. Und bei der Frankfurter Eintracht durchbrach er die Schallmauer von 300 Bundesligaspielen.

„Ich bereue nichts. Jede Entscheidung war zum damaligen Zeitpunkt die richtige“, blickt Timo Hildebrand auf ein spannendes Fußballerleben mit vielen Aufs und manchen Abs zurück: „Es gab so viele schöne Momente, und es sind tolle Freundschaften auf und neben dem Platz entstanden. Aber besonders bleibt mir die deutsche Meisterschaft mit dem VfB und die WM 2006 in Deutschland in Erinnerung. Wann immer ich heute noch Bilder sehe oder darüber spreche, bekomme ich ein wenig Gänsehaut“, sagt der Siebenunddreißigjährige, der sich beim Vegetarierbund „Vebu“ engagiert: „Ich lehne Massentierhaltung strikt ab und bin in meinen Sichtweisen auch konsequent.“

Auch jetzt nimmt der Fußballsport einen hohen Stellenwert im Leben Timo Hildebrands ein. Bei verschiedenen TV-Sendungen ist er als Experte gefragt, hat die Lizenz zur „DFB-Elitejugend“ erworben. Bei der Stuttgarter Kommunikationsagentur Taylormade „bekomme ich viele Einblicke in die Bereiche Marketing, Sportbusiness und digitale Vermarktung. Das hilft mir, um später im Management tätig werden zu können.“

Auch als Schriftsteller trat Timo Hildebrand in Erscheinung. Sein Erstlingswerk „Noja und die magischen Torwarthandschuhe“ stieß auf gute Resonanz, und Hildebrand ließ es sich auch nicht nehmen, bei zahlreichen Kindernachmittagen selbst daraus vorzulesen. Das junge Auditorium war begeistert. Das Buch widmete er seinem Sohn Neo, der 2012 geboren wurde.

Trotz der weiten Entfernung nach Stuttgart, längst Hildebrands Lebensmittelpunkt, ist Neo immer wieder bei Oma Karin und der Familie von Onkel Volker in Hofheim zu Besuch. „Familie ist mir ganz wichtig“, sagt Timo Hildebrand, sagt ein echter „Howwemer Bu.“

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Zur Person

Timo Hildebrand wurde am am 5. April 1979 in Worms geboren.

Stationen: 1984 bis 1994 FV Hofheim, 1994 bis 2007 VfB Stuttgart (deutscher Meister 2007), 2007 bis 2008 FC Valencia, 2009 bis 2010 TSG Hoffenheim, 2010 bis 2011 Sporting Lissabon, 2011 bis 2014 FC Schalke 04, 2014 bis 2015 Eintracht Frankfurt.

Von 1993 bis 2001 36 Spiele in der U 15-, U 18- und U 21-Nationalmannschaft. 2004 bis 2007 sieben Einsätze in der Nationalmannschaft, darunter Teilnahme an der EM 2004 und der WM 2006. Insgesamt 301 Bundesligaspiele.

Aufrufe: 027.12.2016, 08:00 Uhr
redAutor