2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Die SpVgg Ansbach voll im Bild, der TSV Neustadt/Aisch mit einem eher verwaschenen Bild: So stellte sich das Formbarometer der beiden Mittelfranken in der Landesliga Nordwest in den letzten Wochen dar. Foto: Zink
Die SpVgg Ansbach voll im Bild, der TSV Neustadt/Aisch mit einem eher verwaschenen Bild: So stellte sich das Formbarometer der beiden Mittelfranken in der Landesliga Nordwest in den letzten Wochen dar. Foto: Zink

Ein Derby, dessen Ergebnis vorprogrammiert scheint

Vorschau 22. Spieltag: Primus Ansbach ist gegen kriselnden TSV Neustadt glasklarer Favorit +++ Match soll unbedingt stattfinden

Selten war er so passend wie diesmal: Der altehrwürdige Vergleich von David und Goliath passt vor dem Gastspiel des personell gebeutelten TSV Neustadt/Aisch beim zuletzt glänzend aufspielenden Tabellenführer SpVgg Ansbach wirklich wie die Faust aufs Auge. Oder wie der neue Gästecoach Reinhold Fischer sagt: "Die Voraussetzungen sind vollkommen verschieden, wir wissen, dass wir eigentlich keine Chance haben."

SpVgg Ansbach - TSV Neustadt/Aisch (Sa 14:00)

Während sich die Heimelf seit Wochen in toller Form befindet und in den drei bisherigen Novemberpartien drei Siege mit einer Torbilanz von 9:1 Treffern einfuhr, erleben die Mineralwasserstädter den umgekehrten Trend. Null Punkte gab es aus den letzten vier Begegnungen, in den beiden Spielen seit dem Dienstantritt von Trainerroutinier Reinhold Fischer beträgt die Torbilanz 2:9. Durch die Absage der jüngsten Heimpartie gegen Karlburg (soll am 5. Dezember neu angesetzt werden) ist der TSV in die Abstiegszone abgerutscht. Hintergrund: Nach Differenzen auf der Jahreshauptversammlung trat ein Großteil der Elf in den Streik, Coach Uwe Neunsinger wurde einige Tage später freigestellt. Seitdem ist der Kader um rund zehn Akteure geschrumpft, Patrick Mai und Frank Hartlehnert stehen am Samstag zudem verletzt nicht zur Verfügung.

"Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung", meint Fischer, den die derzeitige Entwicklung nicht überrascht. "Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse. Der jetzige Kader ist mit dem Saisonstart überhaupt nicht vergleichbar und wird die Klasse so wohl auch nicht halten können", sagt der gebürtige Neustadter und Ex-Coach des ASV Vach über seine neue Aufgabe. 23 Akteure hätten bislang zugesagt, auch über die Winterpause hinweg für die Aischgründer aufzulaufen - für beide Mannschaften zusammengezählt. Bei drei weiteren ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Zusätzlich laufen - so Fischer - umfangreiche Gespräche mit einigen potentiellen Verstärkungen. "Ein Ritt auf der Rasierklinge", nennt der Trainer die Suche nach einem landesligatauglichen Kader für 2016. "Die finanziellen Mittel sind begrenzt." Eines scheint aber sicher: Die Elf des TSV Neustadt/Aisch soll auf einigen Positionen neue Gesichter bekommen, um sich weiterhin Ziele setzen zu können. "Es wird eine Mammutaufgabe und bezüglich der Umsetzung gibt es noch einige Unbekannte. Aber wir wollen etwas aufbauen, die Erste versuchen in der Landesliga zu halten und parallel mit der Reserve solange als möglich um den Aufstieg in die Kreisliga mitspielen."

Heid: "Würden Neustadt auch mit dem vollen Kader schlagen"

"Wir wollen unbedingt spielen, unsere super Serie erfolgreich abschließen und Platz eins festigen", sagt Ansbachs Coach Andreas Heid. Dass der Gegner dabei in einer Krise stecke und in der Rückrunde eventuell mit einem anderen Kader auflaufen könne, spiele dabei keine Rolle. "Wir würden Neustadt auch mit dem vollen Kader schlagen", zeigt der 47-Jährige überhaupt keine Angst vor dem Gegner, der seine Elf in dieser Saison schon zweimal geschlagen hat (Anm. d. Red.: 2:1 in der Liga am 5. August und 3:0 im Verbandspokal am 12. Juli). "Wir schauen generell nur auf uns, wollen für uns ein gutes Spiel machen. Wegen den Zuschauern und wegen der internen Konkurrenzsituation." Personelle Engpässe wie die Neustadter, die hatte der Trainer aus der Bezirkshauptstadt zuletzt nämlich eher selten. So konnte er es sich zuletzt leisten, viel zu rotieren. "Wir haben eigentlich keine Ersatzspieler, die Jungs sind alle auf einem Niveau", erzählt der SpVgg-Coach von der Ausgeglichenheit eines Spitzenteams.

Das Erfolgsrezept des Bayernligaabsteigers, der viele Akteure des starken 94er-Jahrgangs vor der Saison aus der Bezirksliga-Reserve nach oben gezogen hat und seine eigene Stärke im Vorfeld nicht recht einschätzen konnte. "Die Mannschaft versteht sich auch außerhalb des Platzes super, das war im Vorjahr nicht immer so." Zusätzlich hätten auch die externen Zugänge wie zum Beispiel Patrick Pfahler oder Sebastian Mechnik voll eingeschlagen, der neue Torwarttrainer Ray Steed sei ebenfalls ein Glücksgriff gewesen. Heid: "Das Paket stimmt." Nach einer tollen Hinserie fühlt man sich in Ansbach wieder gerüstet für die Rückkehr in die Fünftklassigkeit. "Wenn man nach 21 Spielen so gut dasteht, will man das natürlich verteidigen", sagt Heid und weiß: "Gewinnen wir gegen Neustadt, hätten wir für 2016 eine extrem gute Voraussetzung." Es könnte also sein, dass das derzeitige Model der Grün-Weißen, Erfolg und Spaß gleichzeitig zu haben, dann noch etwas weitergeht.

In Neustadt starten sie in das Mittelfranken-Duell hingegen ganz realistisch (Fischer: "Wir werden Lauf- und Einsatzbereitschaft in die Waagschale werfen, Ansbach wird uns aber sicher gut beschäftigen."), sehen für die Zukunft aber auch nicht vollkommen Schwarz. "Es ist auch eine Riesenchance", sagt Fischer und erinnert an das junge Durchschnittsalter und den unbedingten Willen seiner Truppe. "Die ältesten sind 25, im Schnitt sind die Jungs 21. Und sie wollen lernen, 20 Mann kommen immer zum Training, sind wissbegierig und hören zu." So werde es für die Partie im PIGROL-Sportpark gelten, nicht die Fehler der 1:7-Abfuhr in Höchberg zu wiederholen. "Uns interessiert nicht, was war, sondern was ist", gibt der neue Übungsleiter als Motto vor. Nicht nur kurzfristig fürs Derby, sondern für die gesamte Saison. "Wir überwintern auf einem Relegationsplatz, nicht schlechter. Die Lage ist noch nicht aussichtslos."

Schiedsrichter: Sven Bode (Eibach)
Aufrufe: 026.11.2015, 06:02 Uhr
Andreas SchmittAutor