2024-05-23T12:47:39.813Z

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Nicht mehr länger Seite an Seite: Das Vertrauensverhältnis von FCG-Sportleiter Stefan Kerle zu Coach Martin Weng (rechts) war mit der Verkündung des Trainerwechsels zum Saisonende nach Rain schlagartig zerbrochen.
Nicht mehr länger Seite an Seite: Das Vertrauensverhältnis von FCG-Sportleiter Stefan Kerle zu Coach Martin Weng (rechts) war mit der Verkündung des Trainerwechsels zum Saisonende nach Rain schlagartig zerbrochen. – Foto: Walter Brugger

Ein alter Bekannter übernimmt in Gundelfingen

Stefan Anderl springt beim Bayernligisten ein, nachdem sich der Verein zuvor von Trainer Martin Weng getrennt hatte +++ Gründe sind Ärger und Enttäuschung über Wengs angekündigten Wechsel

Es war ein sportliches Beben, das den Bayernligisten FC Gundelfingen nach der 0:1-Heimniederlage gegen 1860 München II erschütterte. Hatte Trainer Martin Weng nach dem Abpfiff noch davon gesprochen, „dass uns das nicht umwirft und wir gemeinsam den Klassenerhalt schaffen“, war es Stunden später mit der Gemeinsamkeit vorbei. Am Sonntagabend teilte der Sportliche Leiter Stefan Kerle dem 37-Jährigen mit, dass der mit sofortiger Wirkung beurlaubt ist.

Aber nicht die Heimniederlage, auch nicht der Gedanke, dass die Grün-Weißen einen neuen Impuls im Abstiegskampf brauchen könnten, waren der Grund. Vielmehr war das Vertrauensverhältnis schlagartig zerbrochen, nachdem Weng seinen Wechsel zum Regionalligisten TSV Rain/Lech zur kommenden Saison angekündigt hatte.

Wobei es nicht nur um die Beziehung zu Kerle oder FCG-Abteilungsleiter Christian Renner geht, mit denen Weng noch im Januar die weitere Zusammenarbeit für die Saison 2022/23 vereinbart hatte. Auch aus dem Mannschaftsrat kam die Empfehlung, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden. Die Wirkung, die seine Wechselankündigung auslösen würde, hatte Weng unterschätzt. Das gibt er selbst zu und weiß, dass der ganze Vorgang „moralisch nicht in Ordnung“ sei.

Deutliche Kritik am Vorgehen des TSV Rain

Deutlichere Worte findet Stefan Kerle – vor allem in Richtung des TSV Rain. Kerle geigte Alexander Schroder, selbst ehemaliger Gundelfinger Trainer und nun Geschäftsführer der Lechstädter, umgehend am Telefon die Meinung. „Wir müssen jetzt die Rainer Inkompetenz bei der Trainersuche ausbaden. Schroder wusste, dass Weng bei uns verlängert hatte. Es gab keine sogenannte Ausstiegsklausel. Und trotzdem ist er unseren Trainer nach den gescheiterten Gesprächen im Winter noch einmal angegangen. Dieses Verhalten ist unsäglich und äußerst niveaulos.“

Hätte sich Weng für das im Januar konkret vorgelegte Rainer Angebot und für einen Wechsel entschieden anstatt in Gundelfingen zu verlängern, wäre aus Sicht von Abteilungsleiter Christian Renner alles in Ordnung gewesen. „Wir hätten zusammen die Saison zu Ende gebracht. Doch dieses Verhalten können und wollen wir nicht akzeptieren“, lässt er ebenfalls seine Enttäuschung klar durchklingen, zumal die Gundelfinger nun zu einem sehr späten Zeitpunkt einen neuen Trainer suchen müssen.

„Urgestein“ Stefan Anderl soll die Gundelfinger als Interimslösung zum Bayernliga-Klassenerhalt führen.
„Urgestein“ Stefan Anderl soll die Gundelfinger als Interimslösung zum Bayernliga-Klassenerhalt führen. – Foto: Walter Brugger

Zumindest bis Saisonende ist schon eine Lösung gefunden. „Urgestein“ Stefan Anderl kehrt für die ausstehenden sechs Spiele noch einmal auf die FCG-Bank zurück. „Er kann die letzten Prozentpunkte rauskitzeln, die zum Klassenerhalt nötig sein werden und die aus meiner Sicht durch die mit dem Vertrauensverlust in Weng neu entstandene Situation jetzt gefehlt hätten“, erklärt Kerle.

Anderl soll den sportlichen Schaden minimieren

Selbst Weng glaubt, dass durch die Personalie Anderl der entstandene Schaden zumindest sportlich noch in Grenzen gehalten werden kann und hofft inständig, dass der FCG die Bayernliga hält. Denn die vergangenen knapp vier Jahre hätten ihn durchaus geprägt, er konnte sich ebenso wie seine Schützlinge weiterentwickeln. Dadurch geriet der Trainer überhaupt ins Blickfeld eines Regionalligisten. „Eine höhere Liga, eine kürzere Anfahrt von meinem Wohnort Dasing und sicherlich bessere Verdienstmöglichkeiten – die Möglichkeit wollte ich nutzen“, gibt Weng zu.

„Die Chance hätte es in den nächsten vier, fünf Jahren noch mehrmals gegeben“, ist derweil Kerle überzeugt, „und das ist nicht nur meine Meinung.“ Denn von der fachlichen Kompetenz seines Trainers war Gundelfingens Sportlicher Leiter immer überzeugt, deshalb kam für ihn eine vorzeitige Trennung weder in der Landesliga-Saison 2018/19, als der FCG nach einem Katastrophenstart bis zum letzten Spieltag in Abstiegsgefahr schwebte, noch in der aktuellen Runde, in der die Gundelfinger zwischendurch 14 Mal in Serie sieglos blieben, ernsthaft in Betracht.

Da musste schon etwas anderes passieren. Und das ist der schwere Vertrauensverlust der vergangenen Tage beim FC Gundelfingen, der ganz schnell verarbeitet werden muss, um den Fokus ganz auf den Abstiegskampf der Bayernliga Süd zu richten.

Aufrufe: 013.4.2022, 09:11 Uhr
Walter BruggerAutor