2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Lennart Grill, Finn Dahmen und Jan Christoph Bartels (von links)
Lennart Grill, Finn Dahmen und Jan Christoph Bartels (von links)

Drei Nationalkeeper bei B-Junioren der 05er

Finn Dahmen, Jan-Christoph Bartels und Lennart Grill streifen für Mainz die Handschuhe über +++ Die Torhüter im Interview

Mainz. Was wäre, wenn Oliver Kahn und Jens Lehmann im selben Verein gespielt hätten – und dazu noch, sagen wir, Frank Rost? Oder Uli Stein, Toni Schumacher und Dieter Burdenski? Beim FSV Mainz 05 haben sie, natürlich in kleinerem Ausmaß, eine solche Situation. Drei Nationaltorhüter haben in dieser Saison bereits für die U17-Fußballer in der B-Junioren-Bundesliga die Handschuhe übergestreift.

„Das ist schon ein Novum im Nachwuchsfußball, dass man den U16- und U17-Nationaltorwart in seinem Kader hat“, sagt Trainer Thomas Krücken. Finn Dahmen, Jan-Christoph Bartels und Lennart Grill trugen allesamt bereits den Adler auf der Brust. Dahmen, mit fast 17 Jahren der Älteste, debütierte bereits vergangene Saison für die U17 und kommt diese Runde aktuell auf neun Einsätze,der 16-jährige Bartels auf vier und Grill, ebenfalls erst 16, auf drei Ligaspiele. Nummer eins sind sie aber irgendwie alle.

„Das ist eine unfassbar gute Situation“, freut sich Krücken, „die drei können sich auf allerhöchstem Niveau jeden Tag gegenseitig pushen.“ Und das funktioniert, wenn man den Keepern glaubt, anders als bei manchen der oben genannten ziemlich reibungslos. „Wir ergänzen uns sehr gut, es ist ein ausgewogener Konkurrenzkampf und bringt uns alle nur nach vorne“, sagt Bartels. „Natürlich ist der Konkurrenzkampf extrem, wir wollen alle möglichst viele Spiele machen“, betont Dahmen. Gut, dass es die U16 in der B-Junioren-Regionalliga gibt, wo Grill (fünf Einsätze) und Bartels (acht) ebenfalls aktiv sind. „Jeder soll insgesamt rund zwei Drittel der Spiele machen“, erklärt Dahmen, „aber wir erfahren immer erst kurzfristig, wer wann dran ist.“ So wird die Motivation, sich im Training zu empfehlen, aufrecht erhalten. Der Trick ist nur, die Einsätze so zu planen, dass sich keiner der Keeper festspielt.

Für Jan-Christoph Bartels ist das Wechselspiel nichts Neues: „Ich bin im siebten Jahr hier, es gab eigentlich meistens das Rotationsprinzip. Das sind wir alle gewöhnt.“ Der 16-Jährige kam von der TSG Schwabenheim zu den 05ern. Empfohlen hat er sich im zweiten Anlauf bei den Mainzer Minikickertagen. „Ich bin seit jeher Mainz-05-Fan und stand schon mit vier Jahren im Stadion. Seither habe ich den Traum, hier Profi zu werden“, erzählt der Keeper, der sich früher auch bei Tennis, Tischtennis und Turnen ausgetobt hat. Doch dafür bleibt längst keine Zeit mehr für den Zehntklässler am Binger Gymnasium. Zu vier bis fünf Trainingseinheiten im Klub kommen schließlich noch die Lehrgänge beim DFB. „Es ist immer ein tolles Gefühl, dort auflaufen und die Hymne mitsingen zu dürfen“, berichtet Bartels, „das ist ein riesiger Ansporn.“ Und es hilft auch, wenn man mal wieder den Freunden eine Verabredung absagen muss. „Dafür bleibt wirklich wenig Zeit, auch für die Schule habe ich weniger Zeit als die anderen in meiner Klasse“, erzählt der Torwart. Doch der Traum vom Profi treibt an, und die Konkurrenz im täglichen Training sowieso.

„Wir verstehen uns alle gut und motivieren uns jeden Tag“, berichtet Finn Dahmen, der zur U11 vom Eintracht Frankfurt zu den 05ern wechselte. Der Wiesbadener besucht die Elly-Heuss-Schule, eine Eliteschule des Fußballs, die mit dem FSV kooperiert. „Das ist ein Sportgymnasium, wo es immer Extratraining für die Spieler von Mainz 05, Eintracht Frankfurt und Wehen-Wiesbaden gibt“, erzählt Dahmen, der in seiner Kindheit noch dem MSV Duisburg anhing – dem väterlichen Vorbild folgend. Auch Fitnesseinheiten im schuleigenen Kraftraum zählen fest zum Übungsplan des Keepers.

„Finn ist vom Charakter her ein sehr ruhiger, vielleicht zu ruhiger und analytisch denkender Spieler“, sagt Krücken, „er kann die Mannschaft sehr spielintelligent von hinten führen, was er auch immer zielgerichteter tut.“ Seine Stärken liegen vor allem im Eins-gegen-Eins und in den Reflexen. Kein Wunder, dass Dahmen just in seiner Heimatstadt Wiesbaden jüngst beim Liliencup zum besten Torhüter gewählt wurde. Wenn man Lennart Grill im Tor stehen sieht, fallen die Stärken sofort ins Auge. „Er hat von den dreien die größte Robustheit“, sagt Krücken über den langen Schlaks, der vermutlich Schneebälle von der Querlatte pusten könnte, „hohe Flanken pflückt er wie selbstverständlich runter. Und von seiner Persönlichkeitsentwicklung her ist er extrem weit.“

Auch über Bartels hat der U17-Cheftrainer nur lobende Worte übrig. „Er ist für sein junges Alter ein sehr kompletter Torwart, der eine sehr gute Ausstrahlung hat und als 15-Jähriger schon Abwürfe über die Mittellinie machen konnte“, berichtet Krücken, „das macht ihn für unser Konterspiel sehr wichtig.“ Genau wie seine Mitstreiter, ist Bartels zudem ein guter Fußballer. Finn Dahmen wird daher sogar im Training immer mal wieder im Feld eingesetzt, wo es dann auch zu direkten Eins-gegen-Eins-Duellen mit seinen beiden Keeper-Kollegen kommt. Aber auch da fließt kein böses Blut. „Alle drei sind absolute Teamplayer“, unterstreicht Krücken, „und ich habe bei jedem ein überragendes Gefühl, wenn er spielt.“

Aufrufe: 026.2.2015, 16:00 Uhr
Torben SchröderAutor