2024-04-30T13:48:59.170Z

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Heiß diskutiert: die Zeitstrafe.
Heiß diskutiert: die Zeitstrafe. – Foto: René-Alexander Leichtfuß

Die Zeitstrafe im Praxistest

Welche Erfahrungen Referee Daniel Kamnitzer mit der Regelung im Kreispokal gemacht hat

Rheingau-Taunus. 200 Zuschauer, sieben Tore, eine Rote Karte und drei Zehn-Minuten-Strafen – der Kreispokalfight zwischen A-Ligist FC Waldems und dem Gruppenligisten TSG Wörsdorf (nach Verlängerung 5:2 für die Gäste) bot auf dem Rasenplatz in Esch Fußball pur. Eine Wohltat im ersten Pflichtspiel seit Ende Oktober 2021. Das empfand auch Schiedsrichter Daniel Kamnitzer (Spvgg. Eltville) so, der während der Runde Spiele der Männer-Verbandsliga leitet und als Assistent in den Junioren-Bundesligen im Einsatz ist. Dort vor zumeist nur wenigen Besuchern. In Esch dagegen herrschte Atmosphäre. „Es war einfach das früher gewohnte Gefühl beim Fußball. Und das war für alle Beteiligten das Schönste“, sagt Kamnitzer, 23, der im Fußballkreis Rheingau-Taunus auch den Part des Schiedsrichter-Lehrwarts bekleidet.

Und in dieser Eigenschaft den 135 aktiven Referees des Kreises den Umgang mit der seit 1. Juli eingeführten Zeitstrafe vermittelt – um sie in der emotionalen Endphase in Esch auch selbst anzuwenden. Zunächst gegen einen aufgebrachten Wörsdorfer Akteur, der sich nach einer Gelben Karte immer noch nicht beruhigen konnte. Befristetes Abkühlen statt der früheren Matchstrafe Gelb-Rot, die es auf Kreisebene nunmehr nicht mehr gibt. Es war quasi ein Musterbeispiel zur Anwendung der Zeitstrafe. Die Wörsdorfer hätten den Spieler länger als zehn Minuten draußen gelassen, ihn im Rahmen der auf Kreisebene geltenden Wechselregeln aber im Verlauf der Verlängerung wieder eingetauscht, schildert Kamnitzer, der gegen einen weiteren Wörsdorfer und einen Waldemser noch weitere Zeitstrafen nach Fouls verhängte. In beiden Fällen seien die Akteure gleich nach Ablauf der zehn Minuten wieder auf den Platz zurückgekehrt. „Die Spieler verstehen den Sinn der Zeitstrafe. Sie können sich draußen beruhigen und komplett entspannen“, empfindet Kamnitzer die temporäre Denkpause als effizient.

In der Runde als Referee in der Verbandsliga im Einsatz: Daniel Kamnitzer.
In der Runde als Referee in der Verbandsliga im Einsatz: Daniel Kamnitzer. – Foto: Isinger

Beim Stand von 2:1 für Waldems zückte er in der Endphase auch Rot gegen Gastgeber-Spieler Sören Hofmann, der sich nach einem ungestümen Foul aber sofort einsichtig zeigte. „Er hat sich gleich bei seinem Gegenspieler und auch bei mir entschuldigt“, empfand Kamnitzer diese Geste als ebenso ungewöhnlich wie positiv. Nach dem erst in der Nachspielzeit erzielten Wörsdorfer Ausgleich zum 2:2 seien die Gastgeber natürlich angefressen gewesen, aber das habe sich alles im Rahmen bewegt: „Es wurden zwar Karten gezeigt und Strafen verhängt, aber aus meiner Sicht war es wirklich ein schönes Spiel. Während der kompletten Verlängerung lag das Augenmerk dann wieder ganz auf dem Fußballerischen. Ich denke, dass die Zeitstrafen extrem gut gewirkt haben“, fand Spielleiter Kamnitzer, der sich hinterher mit Dennis Jantz austauschte. Der Wiesbadener gab als neuer Trainer im Duett mit Pascal Sand sein Debüt auf der TSG-Bank – und ist obendrein Schiedsrichter-Lehrwart des Kreises Wiesbaden.

Einnahmen des Pokalspiels an die Flutopfer gespendet

Zudem gab es im Rahmen des Spiels eine tolle Geste: Der FC Waldems und die TSG Wörsdorf verzichteten auf die Einnahmen aus dem Eintritt und spendeten das Geld, „um ihre Solidarität mit den Flutopfern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu zeigen“, wie die Waldemser in einer Mitteilung erklärten. Neben den Eintrittseinnahmen (668 Euro) konnten auch die Zuschauer (349,10 Euro) spenden, sodass 1017,10 Euro auf das Spendenkonto – „Aktion Deutschland Hilft“, Stichwort: ARD/ Hochwasser – überwiesen werden konnten.



Aufrufe: 022.7.2021, 15:00 Uhr
Stephan NeumannAutor