2024-06-14T14:12:32.331Z

Team Rückblick
– Foto: Egon Bieber

Die Wahnsinnstour in die Landesliga: Das Happy-End

In diesem Teil geht es um die drei letzten Relegationsspiele des FC Bad Oeynhausen mit den kleinen Randgeschichten und dem wohl einmaligen Finalkrimi.

Die „Ochsentour“ des FC Bad Oeynhausen in die Landesliga geht weiter. In diesem 2. Teil werden die drei Relegationsspiele des FC Bad Oeynhausen bis zum Happy End geschildert, garniert mit einigen interessanten Randgeschichten und dem einmaligen und emotionalen Final-Krimi. Bis zum packenden finalen Match gegen den SCV Neuenbeken in Friedrichsdorf ging es für die Mannschaft des FC Bad Oeynhausen mit dem Trainer- und Betreuer-Team sowie seinen Fans auf eine lange Nerven aufreibende Reise mit vielen fußballerischen Highlights und besonderen Momenten. Und eine Mallorca-Mannschaftsfahrt sorgte auch noch für viele Schlagzeilen in der Presse und in der Öffentlichkeit. Doch der Reihe nach.

Tim Möller: Das Spiel seines Lebens

Es war geschafft, die erste Hürde in Emsdetten gegen den TuS Haltern II war erfolgreich genommen worden. Nun ging die irre Fußball-Reise weiter. Der nächste Gegner auf neutralem Platz in Rheda am 2. Juni war SV Vestia Disteln – es wurde das Spiel von Tim Möller. Seine tragische und trotzdem schöne Aufstiegsgeschichte begann weit vor diesem Spiel. Drei Wochen vor der letzten Bezirksliga-Partie zog sich Möller einen Muskelbündelriss zu. Allerdings bekamen die Physios des FCO die Verletzung überraschend schnell wieder in den Griff. Gegen Bruchmühlen stand Tim Möller bereits wieder im Kader, zum Einsatz kam er nicht. Gegen Haltern II kam er immerhin schon mal auf 37 Minuten Einsatzzeit.

Für die Begegnung gegen Disteln rutschte Tim Möller wieder in die Startaufstellung. Eine Entscheidung, über die sich FCO-Trainer Holm Windmann noch sehr freuen durfte. In der 24. Minute erkannte der Schiedsrichter auf Freistoß für den FC Bad Oeynhausen. FCO-Kapitän Kevin Reimer und Tim Möller gingen zum Ball. Im FuPa Ostwestfalen-Video ist zu sehen, dass Reimer etwas zu Möller sagt. Der legte sich den Ball links vor dem Strafraum zurecht und starrte offensichtlich nur ins Leere. „Kevin wollte mir noch Tipps geben, wo ich hinschießen sollte. Ich habe stumpf gar nichts gesagt. Ich dachte mir nur, lass mich jetzt in Ruhe. Ich schieße und wir sehen, was passiert“, erinnert sich Tim Möller noch genau an diese Szene.

Er lief an und schlenzte den Ball gekonnt perfekt rechts oben in den Torwinkel! „Nach dem Freistoß dachte ich mir, jetzt können wir eigentlich nicht mehr nicht aufsteigen.“ Eine typische doppelte Verneinung nach dem Adrenalin-Kick. Dann dauerte es sage und schreibe nur etwa 60 Sekunden, bis Tim Möller erneut knipste. Er bekam den Ball nach einem Pass von der rechten Seite, lief mit Tempo an der Abwehr vom SV Vestia Disteln vorbei. Die leistete eher Begleitschutz statt energischen Einsatz - und Möller schoss den Ball ins Netz zum 2:0-Endstand.

– Foto: Egon Bieber

„Im Nachhinein betrachtet hätte uns keine bessere Geschichte als die Relegation passieren können. Das war eine echt großartige Zeit“, sagt Tim Möller zum Happy End bei dieser knallharten Aufstiegstour.


Was machen wir mit Malle?

Eigentlich hatte der FCO geplant, seinen Aufstieg auf „Malle“ zu feiern. Gebucht war bereits alles. Nur durch die nicht eingeplante Relegation mussten die Kicker sich entscheiden, ob sie auf die Balearen-Insel fliegen oder am Traum des Landesliga-Aufstiegs festhalten wollten. Natürlich wollten sie aufsteigen und deshalb verkauften sie den Malle-Trip auf Ebay-Kleinanzeigen und landeten damit einen Internet-Hit. Sie hatten Glück, denn in letzter Minute schafften sie es, die komplette Mallorca-Reise zu verkaufen.


RW Westönnen: Der Schritt ins Finale

In diesem Spiel am 6. Juni 2019 erneut in der TSG-Kampfbahn in Rheda glänzten Jannik Göhner und Hashem Celik per Doppelpack. Trotzdem gab es auch eine interessante Komponente, die sich wie ein roter Faden durch mehrere Spiele in der Relegation zog: Die gewagten 1:1-Situationen von Betim Sahitaj. Auch gegen Rot-Weiß Westönnen sollten diese gar nicht so seltenen Ballkunst-Momente fehlen. Allerdings prägte er jedes Relegationsspiel mit seinen fulminanten und ab und an auch risikoreichen Dribblings. Vom Kopf her ist das eigentlich nicht so einfach, wenn man wenige Tage zuvor die größte sportliche Enttäuschung hinter sich hat.



Aber die FCO-Nummer 7 blieb davon relativ unbeeindruckt. „Ich definiere mich über diesen Spielstil. Es hat keinen Sinn gemacht, dass nicht mehr zu machen oder an sich zu zweifeln. Wir mussten positiv bleiben und wollten alle vier Spiele gewinnen“, sagt Betim Sahitaj. Mit seinem legendären Sololauf nach einem weiten Abwurf von Torhüter Mirko Göhner lief er auf der linken Seite allen davon, passte quer auf Hashem Celik, der eiskalt zum 2:0 in der 83. Minute verwandelte. Celik hatte schon zum 1:0 (75.) nach Valldorf-Vorlage getroffen, und Jannik Göhner setzte in der dritten Minute der Nachspielzeit mit dem 3:0 den Schlusspunkt unter eine spannende Partie. Damit war der finale Showdown in der Relegation perfekt.


Das Finale: FCO gegen SCV Neuenbeken

Ein Traumtor ebnete den Weg ins Glück beziehungsweise in die Landesliga. Benedikt Valldorf befand sich vor der Relegation in einem sportlichen Tief. Oftmals wurde er sehr früh ausgewechselt und gegen den TuS Bruchmühlen spielte er gar nicht. In der Relegation verpasste er jedoch keine einzige Minute. Er steigerte sich von Spiel zu Spiel bis hin zum Finale. „Als wir das 1:0 von Neuenbeken bekommen haben, war ich mir immer noch relativ sicher, dass wir dieses Spiel gewinnen werden“, erinnert sich Benedikt Valldorf an den Führungstreffer vom SCV in der 18. Minute – und blieb auf dem Platz in Friedrichsdorf weiterhin selbstbewusst.

Nur zehn Minuten später sorgte sein Tor für die Wende. Betim Sahitaj setzte wieder einmal zu einem erfolgreichen Solo-Dribbling an und passte auf die andere Seite zu Benedikt Valldorf. Der nahm den Ball in einer fließenden Bewegung mit, lief noch ein paar Schritte auf das gegnerische Tor zu und packte den „Hammer“ aus. Aus etwa 30 Metern halbrechte Position knallte „Bene“ den Ball sehenswert rechts oben in den Knick. Neuenbekens Keeper hatte keine Chance.


Kurz zuvor hatte sich auf jener Seite auf dem Platz noch eine andere Szene abgespielt. „Ich hatte auf meiner Seite wohl einige Fans aus Neuenbeken stehen. Die haben mir einige Sprüche reingedrückt. Nach diesem Tor habe ich mich zu ihnen umgedreht und sie einfach nur angeschaut“, erinnert sich Benedikt Valldorf noch genussvoll an diesen Augenblick. Aber bereits vor diesem Spiel hatte Co-Trainer André Schröder den Treffer irgendwie angekündigt. „André sagte vor dem Spiel zu mir, dass ich mich heute Mal selber belohnen sollte“, erinnert sich der Final-Torschütze.

– Foto: Egon Bieber


Nachdem der FCO einige gute Torchancen zum Sieg ausgelassen hatte, ging es bei brütender Hitze in die Verlängerung. In der war es erneut Benedikt Valldorf, der auch im Mittelpunkt stand, weil er die Vorlage für Niklas Bobe zum 2:1 in der 108. Minute gab. Betim Sahitaj machte in der 119. Minute mit dem 3:1 dann alles klar. Und dann folgte ein Rausch der Glückseligkeit, der sich bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages im Vereinsheim weiter ging – und sich auch in der Landesliga-Saison 2019/2020 fortsetzte.


– Foto: Egon Bieber

Diese wegen Corona abgebrochene Spielzeit beendete der FC Bad Oeynhausen auf dem 3. Tabellenplatz! Ein top Ergebnis für einen Aufsteiger! Trotz der überwiegend ausgeschütteten Glücksgefühle forderte diese „Ochsentour“ auch ihren Tribut. Da ist Marcel Czinski zu nennen. Der Abwehrchef verletzte sich im Finale gegen Neuenbeken und wurde in der 101. Minute ausgewechselt. Er hatte sich einen Meniskusanriss im Knie zugezogen. Das wurde aber erst im August 2019 diagnostiziert, als die Vorbereitung auf die Landesliga-Saison los ging. Trotzdem bleibt Marcel Czinski die Relegation in sehr guter Erinnerung: „Generell muss man sagen, es war einfach eine geile Zeit, die man gerne mitgenommen hat.“


– Foto: Egon Bieber



Aufrufe: 021.6.2020, 10:30 Uhr
Teresa Kröger / FuPa Autor