2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nicolai Matt im Zweikampf
Nicolai Matt im Zweikampf – Foto: Sebastian Räppold

„Die Vorfreude steigt von Tag zu Tag. Druck verspüren wir keinen.“

Nico Matt, Kapitän von Tennis Borussia, spricht im Vorfeld des Pokalviertelfinales über wichtige Trainingsspiele, eine mögliche Sensation und den Vorteil der Regionalligisten

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Nicolai Matt

Nico, während der FC Viktoria 1889 seine Generalprobe in den Sand gesetzt hat, ist eure geglückt. In Hildesheim gab es einen souveränen 3:0 Erfolg. Kann auf die Leistung aufgebaut werden?
Ja, es war eine gelungene Generalprobe für uns. Es war der erste Testspielsieg in diesem Jahr und gibt uns sicher Selbstvertrauen. Wir haben aber auch noch die eine oder andere Schwäche offenbart, an der wir in dieser Woche noch arbeiten werden.

Wie wichtig war der Sieg, nachdem erst vor einigen Wochen das erste Testspiel bei Hannover und auch die folgenden nicht vom Erfolg gekrönt waren?

Das erste Spiel seit fast sechs Monaten hatte auf jeden Fall Lust auf weitere Spiele gemacht, zumal das Amateurstadion von Hannover und der gute Rasen den optimalen Rahmen gebildet hatten. Klar brauchten wir Spieler ein paar Minuten, ein paar Spiele, um uns an die Wettkampfbedingungen zu gewöhnen, aber das ging dann doch recht schnell und unsere Spiele sahen für den Anfang nicht verkehrt aus.

War es wichtig die Minuten zu sammeln, um bestmöglich auf Pokalspiele vorbereitet zu sein?

Ganz klar! In Testspielen kann man die Abläufe nochmal ganz anders trainieren als im Training. Auch in Sachen Kondition und Fitness hilft uns jetzt jedes Testspiel weiter, da Trainingsreize nie ganz den Wettkampf simulieren können.

Wie sehr ist denn die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel in den letzten Tagen gestiegen, oder Ist es doch eher Druck, weil bereits nach einem Spiel erneut eine Wochen- oder monatelange Zwangspause droht?

Die Vorfreude steigt von Tag zu Tag! Die Testspiele waren gut und wichtig, jetzt freuen wir uns endlich wieder in einem Wettbewerb zu spielen. Druck verspüren wir dabei keinen.

Sind die Karten nach der langen Pause auch bei gemischt?

Man kann gespannt sein, wie die Mannschaften die lange Pause des Spielbetriebs wegstecken. Sicherlich waren die Bedingungen unterschiedlich. Während meines Wissens nach einige im normalen Rhythmus durchtrainiert und vor ein paar Wochen bereits die ersten Testspiele absolviert haben, haben andere Mannschaften reduziert trainiert und fingen erst später mit den Testspielen an. Ich bin mir aber sicher, dass man in 90 Minuten kleine Nachteile aus der Vorbereitung durch andere Faktoren ausgleichen kann.

Wie fielen die Reaktionen aus, dass ausgerechnet ihr das Viertelfinale spielen müsst und dann noch gegen Viktoria 1889, ungeschlagen in der Regionalliga Nordost?

"War ja klar" meinten viele in unserer Mannschaft mit einem Lächeln. Wir haben uns aber alle sehr schnell mit dem Los angefreundet und sind jetzt heiß darauf eine Überraschung zu schaffen.

Mit welcher Zielsetzung geht ihr in die möglicherweise drei anstehenden Spiele? Pokalsieg?

Ja! Wir haben in der bisherigen Saison gezeigt, dass wir jedem Regionalligisten Paroli bieten können. Daher haben wir auch die Chance den Pokal zu gewinnen.

Findest du die Regelung, dass nun Regionalligisten den Wettbewerb austragen können, fair und richtig?

Da die Teams unterhalb der Regionalliga seit fast einem halben Jahr nicht trainieren dürfen, wäre ein fairer Wettbewerb mit allen verbliebenen Mannschaften nicht möglich und auch aufgrund einer erhöhten Verletzungsgefahr nicht verantwortbar gewesen. Daher finde ich die Entscheidung richtig. Vollends fair ist sie nicht, da den Teams die Möglichkeit genommen wurde, sich sportlich im Pokal durchzusetzen. Ich hoffe, dass die getroffene Einigung mit den Entschädigungen alle Vereine halbwegs zufrieden gestimmt hat und dass der Pokal in der nächsten Saison dann wieder rein sportlich entschieden werden kann.

Mal abseits von deiner, beziehungsweise eurer Vorfreude. Einige können nicht verstehen, warum ihr diese Spiele austragen dürft, und Kinder, Jugendliche und alle anderen Amateursportler nicht mal regulär trainieren dürfen. Teilweise ist das Wort „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ gefallen. Kannst du das auch verstehen?

Ich kann das absolut verstehen. Der Amateurfußball wurde schon vor Zeiten der Pandemie immer mehr vernachlässigt und sollte vielmehr gestärkt werden. Gleichzeitig entfernt sich der Profifußball immer weiter von der Basis. Die Pandemie hat diese Entwicklung nochmal verschärft. Der Profifußball wurde trotz Corona schnell wieder aufgenommen, während alles andere still stand und steht. Ich kann sowohl die Frustration anderer Sportarten, als auch das Ärgernis der Beteiligten des Amateurfußballs darüber verstehen, zumal die Studienlage mittlerweile sehr eindeutig ist, dass das Infektionsrisiko auf Sportplätzen sehr gering ist.

Nun zu uns: Die Regionalliga nimmt in der Diskussion eine besondere Position ein, da sie keine anerkannte Profiliga ist, in vielen Vereinen aber unter Profibedingungen trainiert wird und die Spieler zu einem großen Teil hauptberuflich Fußball spielen. Das und die Zuversicht die Saison fortsetzen zu können waren damals die Argumente für die Sondergenehmigung der Regionalligisten. Die dritte Welle verhinderte die Fortsetzung unserer Saison leider. Hätte man das von Beginn an gewusst, wären wir wohl auch nicht in den Trainingsbetrieb zurückgekehrt.

Warum hat es Tennis Borussia verdient, am Ende den Pokal in die Höhe zu strecken?

Mannschaft und Trainerteam waren während der gesamten letzten Monate sehr motiviert und engagiert im Training, obwohl ein konkretes Ziel lange Zeit fehlte. Das hat mir gezeigt, dass wir als Team funktionieren und mit Spaß bei der Sache sind. Es wäre schön wenn dieser lange Atem am Ende mit dem Pokalsieg belohnt würde. Verdienen müssen wir uns diesen aber erst noch durch gute Leistungen in den Spielen.

Aufrufe: 013.5.2021, 11:09 Uhr
Marcel PetersAutor