Die Torhüter-WG im Trainingslager des KFC

Die Position des Torhüters hat den Nachteil, dass es pro Mannschaft immer nur einen geben kann. Feldspieler haben da den Vorteil, dass sie vielleicht auch mal ihre Position wechseln können. Nur eben die Torhüter nicht. Beim KFC Uerdingen kämpfen derzeit zwei sehr gute Schlussleute um den Platz in der Startaufstellung: Sascha Samulewicz, der Aufstiegstorwart, und Volkan Ünlü, der Neuzugang. Bislang kommen die beiden prima miteinander aus, im Trainingslager in Bad Pyrmont teilen sie das Zimmer.

Auf dem Trainingsplatz gibt zurzeit "Samu" den Ton an. Das hat aber nichts damit zu tun, dass der 27-Jährige den Platzhirsch mimt, sondern eher, dass Torwarttrainer Hans Spillmann noch nicht in Niedersachsen ist. "Ich kannte das schon aus Wuppertal und trainiere außerdem noch die Torhüter in unserer A-Jugend", erzählt Samulewicz. "Außerdem haben Volkan und ich die gleiche Auffassung des Torwarttrainings. Einschleifen von immer der gleichen Übung mögen wir beide nicht."

Das kann bisweilen sogar so weit führen, dass die Lust am Fußball verschwindet. Volkan Ünlü etwa war schon drauf und dran, seine Karriere zu beenden. "Ich bin mit 17 Profi geworden, habe 13 Jahre als Profi gespielt, viel erlebt und war bei großen Spielen dabei. In der Champions League-Qualifikation stand ich im Tor, in der Bundesliga für Schalke, mit Sivasspor bin ich zweimal Vizemeister in der Türkei geworden - das kann man kaum noch toppen", erzählt der 30-Jährige.

Seit gut einem halben Jahr trainiert er nun beim KFC mit, zu dieser Saison hat er einen Vertrag bekommen. "Der Kontakt ist über den Berater von Norman Jakubowski zustande gekommen. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr spielen, das habe ich auch ein Jahr lang nicht mehr. Dann aber ich mit den A-Jugendlichen von Schalke 04 wieder ein bisschen trainiert. Und dann kam Ersan Tekkan auf mich zu und hat mich nach Krefeld geholt", erzählt Ünlü, der sich beruflich bereits sein zweites Standbein aufgebaut hat, so dass er nicht mehr auf den Fußball angewiesen ist.

Sein Unternehmen vertreibt Möbel aus der Türkei. Vielleicht ist es auch diese Situation, die ihn gelassen mit dem Konkurrenzkampf im Tor umgehen lässt. "Klar wollen wir beide spielen", sagt sein Kontrahent Sascha Samulewicz. "Das heißt aber nicht, dass wir die Situation so ausleben wie früher Jens Lehmann und Oliver Kahn. Wir versuchen beide, unsere beste Leistung abzuliefern, und dann soll der Trainer entscheiden, wer spielt. Ich glaube, dass wir uns einen gesunden Konkurrenzkampf abliefern."´

Der KFC Uerdingen hat am Dienstagabend im niederländischen Terwolder sein erstes von zwei Testspielen während des Trainingslagers im niedersächsischen Bad Pyrmont mit 1:2 (0:2) verloren. Die Tore erzielten Houtkoop und Antonia, für den KFC traf Emrah Uzun. Rund 1000 Zuschauer, darunter fünf aus Krefeld, sahen die Partie gegen den niederländischen Erstliga-Aufsteiger Go Ahead Eagles, der das Spiel ins benachbarte Terwolder verlegt hatte.

Die Partie war kurzfristig zustande gekommen, weil der KFC für den eigentlich vorgesehenen Testspielgegner Coventry City eingesprungen war. Diese Partie durfte aus Sicherheitsgründen nicht auf der dortigen Sportanlage ausgetragen werden. Um spielen zu können, mussten die Uerdinger gehörige Strapazen auf sich nehmen: Die Strecke von Bad Pyrmont bis zum Spiel betrug 270 Kilometer, noch am gleichen Abend ging es zurück. Da hatte es Jan-Lukas Pirschel besser: Der Mittelfeldspieler war die anderthalb Stunden von Krefeld aus angereist.

Eric van der Luer schickte seine vermeintliche erste Startaufstellung auf den Platz – die aus dem Venlo-Spiel, mit einer Änderung: Statt Benjamin Baltes spielte Kosi Saka von Beginn an.

KFC: Samulewicz - Rubink (90. Jakubowski), Touré (90. Ibrahim), Alexiou (80. Nimptsch), Korte - Ellguth - Kuta (80. Pirschel), Issa, Saka (63. Schattner) - Lamidi (75. Oehlers), Uzun (69. Tekkan)