2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Mit Sabine Treml (re., hier gegen Sand 2) spielt seit Oktober eine Ex-Bundesligaspielerin wieder für die SC-Frauen. F: Schneider
Mit Sabine Treml (re., hier gegen Sand 2) spielt seit Oktober eine Ex-Bundesligaspielerin wieder für die SC-Frauen. F: Schneider

Die SC-Chancen schwinden und schwinden

Nach einem 0:2 gegen den Hegauer FV neigt sich die Regionalligazeit an der Alfons-Auer-Straße ihrem Ende entgegen.

Das Spiel war so, wie ein Fußballspiel eben ist, wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die mitten im Abstiegskampf stecken – wenig ansehnlich. Und das ist bei Frauen nicht anders wie bei Männern. Und es war deutlich spürbar, wie sehr das Selbstvertrauen der Frauen des SC Regensburg zuletzt nach teils arg deftigen Niederlagen gelitten hatte. Am Ende stand diesmal mit dem 0:2 (0:0) gegen den Hegauer FV vom Bodensee die schon neunte Niederlage hintereinander. Es war noch nicht die allerallerletzte Chance, den Abstieg zu verhindern, aber die offiziell vermerkten 35 Zuschauer sahen, wie die Chancen auf ein viertes Jahr in Folge in der Regionalliga deutlich schwanden.

„Noch ist es rechnerisch möglich“, sagt Sabine Treml (27), die nach 77 Spielen in der ersten und zweiten Liga für den FF USV Jena und Werder Bremen in der ersten und zweiten Liga zwischen 2008 und 2015 seit Oktober wieder ein Bestandteil des SC-Teams ist. Von der Alfons-Auer-Straße aus war die Keilbergerin, die inzwischen nach Master und Bachelor „im Einkauf bei einer kleinen Chemiefirma in Schwabelweis“ arbeitet, einst in eine größere Welt des Frauenfußballs gezogen. „Aber geplant war das alles nicht. Es ist halt so passiert“, sagt Treml.

Seit den damaligen SC-Tagen hat sich nicht viel geändert. „Wir haben uns damals in der 2. Liga schon das Essen selber gezahlt – und tun es jetzt auch“, sagt Treml. „Das macht man, weil man es gerne macht – aus keinem anderen Grund.“ Trainerin Birgit Fellner formuliert es drastischer. „Wir interessieren keine Sau. In zwei Wochen fahren wir auf eigene Kasse nach Freiburg. Der Verein kann es nicht leisten und einen Sponsor gibt es nicht.“ Eine Crowdfunding-Aktion hatte geholfen, wenigstens Geld für die Buskosten in die Kasse zu bringen.


Wenn Männer dahinterstehen

Sabine Treml hat den Unterschied in ihrer Karriere miterlebt. „In Jena war es jedes Jahr ein Kampf ums Überleben“, sagt sie und verweist auf Bremen. „Es ist schon eine Wahnsinnserfahrung, wenn du einen Männerverein und seine Strukturen hinten dran hast.“ Nur ein Beispiel: Während in Jena eine Physiostelle auf 450-Euro-Basis vorhanden war, waren bei Werder vier Vollzeit-Physios zu Behandlungen in Anspruch zu nehmen.

Jetzt klafft auch die Schere in der Regionalliga weiter und weiter auseinander. Hier Klubs wie Tabellenführer FC Ingolstadt, Eintracht Frankfurt oder die zweite Mannschaft des SC Freiburg. „Dort hat man einen Etat von 1,5 Millionen Euro“, weiß Birgit Fellner zu berichten. Auch beim Hegauer FV, lange Jahre fester Regionalliga-Bestandteil und nach dem Abstieg 2018 sofort zurückgekehrt, hat Frauenfußball großen Stellenwert. Zwei Beispiele: Mit Michael Rösch ist ein Mann für Frauen wie Männer als sportlicher Leiter verantwortlich – und fuhr am Sonntag trotz Männerspieltag nach Regensburg. Und auf dem Trikot prangt der Schriftzug der Stadtwerke Engen, jener 10 000-Einwohner-Stadt, die das Herz der Region Hegau ist.

„Wir aber sind ein Wald- und Wiesenverein“, sagt Fellner. „Wir waren aber auch verdient in dieser Liga, weil sich eine ganz spezielle Mannschaft entwickelt hatte: Da wird niemand angemotzt, alle verstehen sich gut“, sagt Fellner. „Wir sind fußballerisch nicht unbedingt schlechter geworden. Aber die Qualität der anderen ist gestiegen – und wir sind eher stehengeblieben.“


Die Trainerin übt Selbstkritik

Birgit Fellner übt auch Selbstkritik. „Das Problem ist vielleicht, dass zuletzt ein Externer gut gewesen wäre, der die Zügel anzieht. Skiurlaub und Urlaub – das geht woanders wohl nicht. Andererseits ist es gut so: Ich will nicht, dass die Spielerinnen ihr Leben für den Fußball opfern.“ Findet auch Sabine Treml: „Sonst hätte ich gar nicht wieder angefangen.“ Gedanken an die Bayernliga sind wenig konkret, die Regionalliga-Lizenz hat der Verein beantragt. Wenn der Abstieg aber kommt? „Mei, dann ist so. Dann spielst halt nächstes Jahr gepflegten Bayernligafußball. Ist auch nicht schlecht“, sagt Fellner.

Aufrufe: 010.4.2019, 14:21 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor