Der erste Weg der Mannschaft führte nach Abpfiff zu den Fans auf der Gegengeraden. Etwa 70 hatten sich auf den Weg ins Saarland gemacht. Und sie wurden nicht enttäuscht. Auch wenn es nicht der ganz große spielerische Leckerbissen gewesen war, die Moral im Binger Team stimmte. Und das Ergebnis auch. Zumindest teilweise.
Vor etwa 350 Zuschauern im altehrwürdigen ehemaligen Bundesliga-Stadion am Ellenfeld, aus dem die Stadt Neunkirchen allerdings lieber Bauland machen möchte, war Bingen über weite Strecken das spielbestimmende Team. Die Mannen um Fabian Liesenfeld vergaben allerdings eine Vielzahl erstklassiger Möglichkeiten. Der zweitbeste Verbandsliga-Torschütze selbst war nach Abpfiff jedenfalls gehörig angefressen. „Ich war die ganzen 90 Minuten auf mich alleine gestellt, da muss mich doch mal jemand unterstützen“, zürnte er – auch, weil er auf „seine“ große Möglichkeit bis zur 90. Minute warten musste. Hinter seinen Kopfball aus aussichtsreicher Position bekam er aber keinen Druck. Sein Coach, Nelson Rodrigues, nahm die lautstarken Protesten seines Top-Stürmers gelassen zur Kenntnis: „Ich kann ihn ja verstehen, in zwei Stunden ist aber wieder alles gut.“
Bereits nach vier Minuten lagen die Gäste nach einer Unaufmerksamkeit auf der linken Abwehrseite durch den Kopfball von Tom Fink zurück, sie fanden jedoch spätestens nach zehn Minuten zu ihrem Rhythmus gegen eine überraschend starke Neunkirchener Mannschaft, die vor Anpfiff noch gehörig tiefgestapelt hatte. „Wir haben in Eisbachtal 0:2 verloren, und uns fehlen neun Stammspieler. Den Aufstieg haben wir abgehakt“, verriet Horst Klein, der schon in gemeinsamen Binger und Neunkirchener Oberliga-Zeiten im Borussen-Vorstand mitgewirkt hatte. Das Prädikat „abgehakt“ hatte die Vorstellung der Saarländer indes nicht verdient.
Auffälligster Hassia-Angreifer war der fleißige Philipp Schrimb, der allerdings seine große Laufarbeit nicht mit einem eigenen Treffer krönte, obwohl er alleine im ersten Durchgang vier erstklassige Gelegenheiten hatte. Für die Treffer waren Teamkollegen zuständig: Baris Yakut erzielte mit einem trockenen Schuss den Ausgleich (27). Vorausgegangen war ein toller Doppelpass über Axel Neumann und den später verletzt ausgeschiedenen Christian Klöckner. Und spätestens nach Enes Sovtics Kopfball auf Flanke von Espen Lautermann schien die Hassia mit dem 2:1 endgültig auf Kurs zu sein (40.).
Doch in einer deutlich schwächeren zweiten Halbzeit gelang der Mannschaft von Nelson Rodrigues kein Treffer mehr, obwohl auch hier Axel Neumann (53.) oder Schrimb (57.) nah dran waren. „Wir müssen unsere Chancen nutzen, aber das Ergebnis ist kein Beinbruch“, befand der Coach, der sich dennoch über den Ausgleich von Daniel Ruschmann ärgerte (52.). Wieder nach hohem Ball, wieder per Kopf. „Davor hatten wir noch in der Besprechung gewarnt.“
Die Entscheidung in der Relegation der drei Verbandsliga-Vizemeister nun fällt am kommenden Mittwoch um 19 Uhr am Hessenhaus, wenn die Hassia die Sportfreunde Eisbachtal erwartet. Die Binger brauchen auf jeden Fall einen Sieg, ansonsten sind die Rheinländer durch.