2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
Alex Käs will die Zwangspause nutzen, um sich in jeder Hinsicht weiterzubilden.
Alex Käs will die Zwangspause nutzen, um sich in jeder Hinsicht weiterzubilden. – Foto: Leifer, Montage FuPa

Die Krise als Chance: Nachhilfe bei Sir Alex Ferguson

Was Rains Coach Alex Käs in der Zwangspause mit der Trainerlegende von Manchester United zu tun hat

"Heute wäre Videoanalyse", sinniert Alex Käs am Montagnachmittag. Aber nichts ist so wie noch vor wenigen Wochen. Die Zeiten haben sich in atemberaubender Geschwindigkeit radikal geändert. Mittlerweile gelten in Bayern strikte Ausgangsbeschränkungen. Fußball? Scheint im Moment unendlich weit weg. Was also anstellen mit der ungewollten Entschleunigung. Man könnte den Kopf in den Sand stecken und all das Schlechte in der Welt bejammern. Oder man macht es wie Alex Käs. Der mit 27 Jahren jüngste Coach der Regionalliga Bayern sieht die Krise als Chance.

Anders als bei vielen Klubs hatten seine Schützlinge vom TSV Rain am Lech bis zum gestrigen Montag frei. "Wir wollten den Jungs die Möglichkeit geben, den Kopf frei zu kriegen und runter zu kommen. Die Situation ist für alle absolutes Neuland und jeder muss erst lernen, damit umzugehen." Die Pause an sich sei nicht das größte Problem; die Krux an der Sache ist, dass niemand wisse, wann und wie es wieder weitergeht. Zwar habe die Mannschaft nun einen individuellen Trainingsplan an die Hand bekommen, aber aus Käs` Sicht kann das auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein: "Es bringt jetzt aus unserer Sicht nicht viel, die Jungs wochenlang durch die Gegend laufen zu lassen." Eingedenk der undurchsichtigen Lage bleibt dem jungen Übungsleiter aber im Moment nichts anderes übrig, als seine Kicker anzuhalten, wenigstens an der Grundlagenausdauer zu arbeiten.

Käs` Alternativprogramm: Lernen von den Großen.

Surreal still sei es im Moment. Und über die ungewollte Freizeit könnte Käs jetzt lamentieren - tut er aber nicht. "Es bringt nichts, die Dinge nur negativ zu sehen. Wir müssen das Beste aus der Situation machen", betont er und geht ins Detail: "Wir haben jetzt die Chance, über viele Dinge nachzudenken und zu reflektieren. Ich persönlich werde mich in der kommenden Zeit Uni-Projekten widmen, die im Fußball-Alltag oft zu kurz kommen oder liegen bleiben." Ganz ohne rundes Leder geht`s beim angehenden Sportwissenschaftler mit abgeschlossenem Geographie-Studium aber nicht. Fortbildung hat er sich auf die Fahnen geschrieben: "Ich habe mir vorgenommen, zwei Bücher zu lesen. Eines über Manchesters Trainerlegende Alex Ferguson und seine Motivationsmethoden. Und dann habe ich zu Weihnachten noch "Teamgeist" von Frankfurts Coach Adi Hütter geschenkt bekommen, was bisher auch liegengeblieben ist. Da kann ich mir bestimmt einiges abschauen. Es hat also auch was Positives", schmunzelt er.

Abwarten und Tee trinke - mehr bleibt im Moment nicht.

Prognosen, wann wieder an Alltag zu denken ist, will und kann auch Alex Käs nicht abgeben. "Jeden Tag ändert sich die Lage", meint er. Vertrauen in die Behörden zu haben sei nun das Gebot der Stunde. Ob`s in dieser Saison noch einmal Regionalliga-Fußball zu sehen gibt? "Es wäre unser großer Wunsch, wenn das alles sportlich zu Ende gebracht werden könnte. Aber egal in welcher Form auch immer entschieden wird, wir werden diesen Beschluss dann akzeptieren."


Aufrufe: 024.3.2020, 11:03 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor