2024-05-02T16:12:49.858Z

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Gleich doppelten Grund zur Freude hatte die SpVgg Eltville: Die erste und die zweite Mannschaft wurden Meister in ihren Ligen.  Archivfoto: Klein
Gleich doppelten Grund zur Freude hatte die SpVgg Eltville: Die erste und die zweite Mannschaft wurden Meister in ihren Ligen. Archivfoto: Klein

Die denkwürdige Eltviller Doppelmeisterschaft

In fast 100 Jahren Spielvereinigung unerreicht: Becht und Klärner führen erste und zweite Mannschaft zum Titel

Eltville. Manchmal fügt sich alles völlig unerwartet perfekt zu einem großen Ganzen zusammen. So geschehen bei den Fußballern der Spvgg. Eltviller, die schon mehrere Wochen vor dem Rundenende das doppelte Meisterstück in der Gruppenliga und der A-Liga bejubeln durften. Eine Eltviller Saison der Extreme, ein sensationeller Erfolg und ein Novum in der fast 100-jährigen Club-Historie. „Seit der Gründung 1922 ist uns bis dahin kein Doppelaufstieg gelungen“, weiß der Ur-Eltviller Sven Klärner (51).

Husarenritt in die Verbandsliga: Während Klärner den Unterbau um Goalgetter Max Reichelt von der A-Liga in die Kreisoberliga hievte, vollbrachte Thorsten Becht (46) ein noch größeres Kunststück. In seinem ersten Jahr beim Wiesweg-Club legte er mit dem Team einen Husarenritt hin, geradewegs in die Verbandsliga. Und das noch dazu im Status des Aufsteigers. Wo doch die Eltviller Erste erst 2018 von der Kreisoberliga in die Gruppenliga geklettert war.

Becht aufgeladen, die Neuen Glücksgriffe: Ein Jahr zuvor hatte Becht mit dem TuS Nordenstadt als Kreisoberliga-Meister den Sprung in die Gruppenliga perfekt gemacht, um danach zu pausieren. Eine Auszeit zum Akkuaufladen. Frische Energie, die er sofort auf seine Schützlinge übertrug. Dazu kam: Die Eltviller verpflichteten im Sommer 2018 mit Ali Naghsh, Patrick Veith, Pascal Bender, Rückkehrer Jonas Feldhaus, Jason Royo, Jan Lucas Steinmetz, Frederic Kaiser und Niklas Orth eine Garde von Neuzugängen, die allesamt perfekt passten.

Bender und Veith mit 56 Buden: Mehr noch: Naghsh als Abwehrchef (und nebenbei als Masseur des Teams), Patrick Veith als Mittelfeldzehner mit Tordrang (24 Buden/23 Torvorlagen) und Stürmer Pascal Bender (32 Treffer/zehn Assists) bildeten vor dem erfahrenen Keeper David Jung eine starke Achse. Bender brachte sich zudem – ebenso wie Jannik Pleuger – als Co-Trainer ein, während Felix Kokorsch die Torhüter trainierte. Youngster Royo, der von A-Ligist FSV Winkel gekommen war, spielte sich parallel in die Stammelf. Doch über allem stand stets der Teamgedanke.

Rückschläge weggesteckt: „Zwischen den verbliebenen Spielern der Kreisoberliga-Meistermannschaft und den Zugängen hat es sehr schnell in menschlicher Hinsicht gepasst“, streicht Thorsten Becht heraus. „Jedes Training wurde ernst genommen. Wir haben uns von Rückschlägen erholt und nie aus der Bahn werfen lassen. Und es war ja auch nicht zu erwarten, dass der FC Bierstadt so aus der Winterpause kommen würde“, nennt Pascal Bender weitere Faktoren für das sich anbahnende Wunder vom Wiesweg, das durch Bierstadts Ergebnis-Knick begünstigt wurde.

Ausfall von Simon Wüst kompensiert: Die Eltviller kompensierten den Ausfall von Simon Wüst (Kreuzbandriss), der zu den Säulen zählt. Auch die Verletzungspausen von Marko Rebic und Julian Vogler wurden weggesteckt. Dazu trugen auch Rückkehrer Marvin Kauer und Paul Schmidt bei, die im Winter kamen. Der 4:2 über Bierstadt am 24. März im Emil-März-Stadion, das zur Bastion wurde, läutete den Schlussspurt zum Titel ein.

Die DNA bewahren: Nach 1986 ziehen die Eltviller zum zweiten Mal in Hessens zweithöchste Klasse ein. Seinerzeit war Franz-Peter März Trainer. Mit den Zugängen Sven Deider, Torhüter Patrik Göttert (beide TuS Nordenstadt), Marcel Krabler, Leopold Krey (beide SV Niedernhausen), Lucas Keutmann (SV Wallrabenstein), Nico Hernandez (FC Bierstadt) und Max Schönleber (Schott Mainz) geht es nun ins Abenteuer Verbandsliga. „Wir wollen konkurrenzfähig sein und unsere DNA nicht verlieren“, blickt Becht voraus.

Meisterkader 1. Mannschaft: David Jung (25 Spiele / 0 Tore / 30 Jahre), Frederic Kaiser (4/0/29), Felix Kokorsch (2/0/27); Ali Naghsh (31/5/32), Pascal Bender (30/32/28), Patrick Veith (29/24/31), Jason Royo (29/1/21), Fabian Schlosser (29/2/22), Julian Vogler (26/2/22), Jannik Pleuger (24/0/27), Christian Beetz (24/8/19), Jonas Feldhaus (22/2/25), Christian Lang (21/2/33), Tim Goslar (18/2/22), Marko Rebic (17/0/23), Jan Lucas Steinmetz (16/1/20), Yannick Gödel (13/1/23), Niklas Orth (13/0/22), Simon Wüst (12/0/26), Paul Schmidt (12/1/23), Christopher Bingel (10/1/29), Marvin Kauer (10/3/22), Simon Melles (7/0/31), Yann Bretelle (5/0/20), Marlon Klärner (5/0/23), Moritz Walter (1/0/18), Dennis Kunz (1/0/33), Marc Martin Lopez (1/0/26).

Meisterkader 2. Mannschaft: Frederic Kaiser (20/0/29), David Jung (2/0/30); Stefan Horne (25/1/36), Max Reichelt (25/26/39), Nico Gerhard (25/8/38), Marlon Klärner (23/17/23), Samuel Rüdiger (23/0/41), Janosch Herbst (19/0/23), Jannik Brogl Majal (18/1/19), Falco Bender (17/0/35), Sebastian Pnischeck (15/4/29), Marc Martin Lopez (14/2/26), Niklas Orth (11/7/22), Dominik Gerhards (11/1/30), Till Kopplow (11/0/37), Jan Lucas Steinmetz (9/1/20), Jan Lepper (9/0/29), Moritz Walter ((7/0/18), Tim Goslar (7/0/22), Patrick Füll (7/1/34), Philipp Zentner (6/1/27), Til Mathis Hagendorn (6/0/19), Christian Beetz (6/4/19), David Movagharnia (6/1/29), Hannes Illner (6/0/39), Christian Lang (5/4/33), Christopher Bingel (5/1/29), Simon Melles (4/0/31), Benjamin Hensel (4/0/32), Adrian Czechowski (4/0/18), Marc Dietz (4/0/20), Yannick Gödel (3/1/23), Max Bücker (3/0/22), Jannik Pleuger (2/2/27), Jonas Feldhaus (1/0/25), Christian Bär (1/0/41), Julian Vogler (1/0/23), Yann Bretelle (1/0/20), Serdal Arabaci (1/0/37), Walid Roshan Ahmad (1/0/21), Ben Rosskopf (1/0/18).

Clubchef Lang adelt Trainer Becht: „ihm glaubt man“

Aus Sicht von Vereinschef Thorsten Lang ist der Fall klar: Für ihn ist Thorsten Becht der Architekt des Durchmarschs in die Vebandsliga: „Er bietet Trainings-Einheiten auf höchstem Niveau, trainiert auf höhere Ziele hin und liefert genaue Analysen über den nächsten Gegner. Und das Wichtigste: Er ist authentisch, sagt, wie es ist – und man glaubt ihm.“ Dazu habe die Zusammenarbeit mit Sven Klärner, dem Coach des Unterbaus bestens funktioniert: „Diese Loyalität und Unterstützung für die erste Mannschaft hat uns auch getragen. Man hatte nicht das Gefühl, dass das überhaupt zwei Teams sind.“

Daneben habe die Chemie im Kader auf allen Ebenen gestimmt, so Lang: „Die Jungs verstehen sich einfach sehr gut. Sie regeln viel selbst, unternehmen abseits des Platzes einiges zusammen.“ All diese Positivfaktoren sollen auch in der Verbandsliga greifen.

Wobei Steuermann Lang im Sog des Höhenflugs auch stets das Wohl der sage und schreibe 19 Jugendmannschaften im Auge hat: „Unser Etat hat sich im unteren Drittel der Gruppenliga bewegt. Die Spieler kommen nicht wegen des Geldes zu uns. Auf erste und zweite Mannschaft entfallen nur 40 Prozent des Etats. Das finde ich außergewöhnlich. Darauf bin ich unglaublich stolz. Wir sind nicht der Geldsack-Verein.“

Aufrufe: 05.6.2019, 20:00 Uhr
Stephan NeumannAutor