2024-05-10T08:19:16.237Z

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SVS-Abteilungsleiter Markus Clemens erklärt die neue, alte Vereinsphilosophie. F: Wagner
SVS-Abteilungsleiter Markus Clemens erklärt die neue, alte Vereinsphilosophie. F: Wagner

Der Schaldinger Weg

Warum der Passauer Landesligist nun stärker denn je auf die Nachwuchsarbeit setzt

Zwei Jahre ist es her. Da war der SV Schalding-Heining noch die niederbayerische Nummer eins, hatte aber mit einem nicht unerheblichen Struktur- und Identifikationsproblem zu kämpfen. Vom Bayernliga-Trauma hat man sich mittlerweile erholt und wagt einen neuen Angriff aufs bayerische Oberhaus, ohne allerdings den bodenständigen Schaldinger Weg zu verlassen.

Neben der aufstrebenden Bayernliga-Elf hatte man am Reuthinger Weg vor ziemlich genau zwei Jahren im Herrenbereich nur noch ein unterklassiges Team zu bieten, das zu diesem Zeitpunkt gerade erst die Rückkehr in die Kreisklasse feierte. Kaum in der bayerischen Königsklasse angekommen, schien dem SVS aber sein sportlicher Höhenflug zu sehr zu Kopf gestiegen zu sein. Die Schaldinger Philosophie hatte sich plötzlich verändert. Schalding hatte die Bayernliga überschätzt, wie es der Sportliche Leiter Markus Clemens später formulieren sollte: "Wir haben geglaubt, wir brauchen Spieler, die aus anderen Sphären zu uns kommen. Da sind wir eines Besseren belehrt worden. Deswegen sind wir wieder zurückgekehrt zum alten Schaldinger Weg", führt Clemens aus. "Viele Jugendspieler haben uns damals verlassen und wollten nicht den Weg über die zweite Mannschaft gehen."


Die Chronik der Schaldinger Ersten:

SaisonLigaPlatz.BilanzTrainer 2011/12 Landesliga Mitte 3. 13 - 7 - 2 Tanzer, Mario 2010/11 Bayernliga 17. 8 - 8 - 18 Prebeck, Thomas - Tanzer, Mario 2009/10 Bayernliga 13. 15 - 2 - 19 Prebeck, Thomas 2008/09 Landesliga Mitte 1. 22 - 5 - 7 Prebeck, Thomas 2007/08 Landesliga Mitte 5. 14 - 11 - 9 Prebeck, Thomas



Viele ambitionierte Nachwuchstalente kehrten dem SV Schalding-Heining in den letzten Jahren den Rücken. Der Leistungssprung aus der A-Jugend Bezirksoberligamannschaft in die Bayernliga war einfach zu groß, der Anreiz geplatzte Bayernliga-Träume in der Kreisklasse "auszubaden" hingegen viel zu gering. Auch in Sachen Personal hatte man beim SV Schalding nicht immer ein glückliches Händchen. "Wir haben uns mit der Zweiten ab und an mal verzettelt und hatten vielleicht auch nicht die richtigen Leute an der richtigen Stelle", so Clemens. Mit der Verpflichtung von Thomas Baumann für das Amt des U23-Leiters habe man dann aber die goldrichtige Entscheidung getroffen. "Da haben wir gleich gemerkt: das funktioniert. Das ist ein Schaldinger. Der denkt wie Schalding." Zusammen mit Trainer Falk Zschiedrich und einer funktionierenden, erfolgshungrigen, jungen Mannschaft ist es Baumann gelungen, das Schaldinger B-Team nach drei Meistertiteln in Serie innerhalb kürzestmöglicher Zeit von der A-Klasse an die Tabellenspitze der Bezirksliga zu führen und die große Kluft zwischen den Schaldinger Herrenteams zu schließen. Ohne Druck konnten sich die Schaldinger Youngsters optimal entwickeln und ihre Fähigkeiten gegen immer stärker werdende Konkurrenz unter Beweis stellen. "Unsere Zweite verblüfft mich von Halbjahr zu Halbjahr. Ihnen ist wirklich alles zuzutrauen." Selbst der Aufstieg in die neue fünfgleisige Landesliga.

Aringer: »Habe die Chance gesehen und mich reingehauen.«


Typen wie Michael Aringer, 20 Jahre alt, Kapitän des A-Jugendteams 2009/10, Vize-Kapitän in der Kreisligamannschaft 2010/11 und neuerdings Stammspieler in der Landesliga-Mannschaft, oder die jüngsten Aufsteiger Christopher Pauli und Steven Dillinger haben das neue Schaldinger "Karriere-Sprungbrett" schon genutzt. Viele weitere sollen folgen. "Ich habe die Chance gesehen, über die Zweite Mannschaft in die Erste reinzukommen - auch wenn dort viel schneller, viel körperlicher und viel kommunikativer gespielt wird - und hab' mich dementsprechend reingehauen", erklärt Michael Aringer, der bis zum B-Juniorenalter beim 1. FC Passau aktiv war. "Hauptgrund für meinen Wechsel war damals, dass ich schon immer mal höherklassig spielen wollte. Beim FC war's ja damals immer nur die Junioren-Kreisliga." Höherklassig lautet das Zauberwort. Über die "neu gewonnene" SVS-Kreisligamannschaft konnte sich Aringer zum Landesliga-Stammspieler entwickeln. Vorbei die Zeiten, als zwischen beiden Herrenteams fünf Spielklassen klafften. "Der Unterschied vom Jugend- zum Herrenbereich ist aber trotz allem riesig. Aber mir macht's viel Spaß. Und das ist der Hauptgrund, warum ich Fußball spiele", so Aringer.


Die Chronik der Schaldinger Zweiten:

SaisonLigaPlatz.BilanzTrainer 2011/12 Bezirksliga Ost 1. 13 - 5 - 2 Zschiedrich, Falk 2010/11 Kreisliga Passau 1. 19 - 8 - 1 Zschiedrich, Falk 2009/10 Kreisklasse Passau 1. 19 - 3 - 4 Zschiedrich, Falk 2008/09 A-Klasse Passau 1. 23 - 0 - 1 Zschiedrich, Falk 2007/08 Kreisklasse Passau 14. 6 - 4 - 16 Zschiedrich, Falk



Die aktuelle Konstellation der drei SVS-Herrenteams lautet: Landesliga - Bezirksliga - Kreisklasse, daneben spielt sowohl die A- als auch die B- und D-Jugend in der höchsten Liga Niederbayerns. "Das ist die ideale Konstellation, um für Talente aus der Region interessant zu sein", schätzt Markus Clemens ein, der in diesem Zusammenhang auch den Klassenerhalt der Dritten Mannschaft in der Kreisklasse Passau als großes Ziel ansieht. "Unsere U23 immer wieder mit Talenten auszustatten, ist in Zukunft unser größter Auftrag." Auch wenn die Konstellation bald "Bayernliga - Landesliga - Kreisklasse" lauten könnte und damit plötzlich die kleinstmögliche Ligendifferenz hergestellt wäre. "Das sehe ich recht unproblematisch. Unser erklärtes Ziel mit der Ersten ist der Bayernliga-Aufstieg. Und unserer Zweiten werden wir in ihrer Entwicklung nicht im Weg stehen, allerdings ohne jeglichen Druck und großen Vorgaben", gibt Clemens Auskunft. Fragen nach der Nummer eins in Niederbayern oder einem möglichen Lizenzantrag für die Regionalliga beantwortet der Abteilungsleiter des SV Schalding derzeit hingegen gar nicht gerne. Priorität genießt nun wieder der alte, der bodenständige Schaldinger Weg.

Aufrufe: 08.2.2012, 11:33 Uhr
Sebastian ZiegertAutor