2024-04-30T13:48:59.170Z

FuPa Portrait
Bayern-Schreck und Jahn-Aufstiegsheld Armando Zani fühlt sich in Hainsacker pudelwohl.
Bayern-Schreck und Jahn-Aufstiegsheld Armando Zani fühlt sich in Hainsacker pudelwohl. – Foto: Markus Schmautz

Der Mann, der Oliver Kahn das fürchten lehrte

Armando Zani war deutschlandweit als Profi unterwegs und schaffte eine Pokal-Sensation gegen Bayern +++ Unter anderem erzielte er das Jahn-Tor des Jahrzehnts

Armando Zani spielte bei vielen großen Vereinen wie dem FC Magdeburg, Eintracht Braunschweig, Rot-Weiß Essen, dem SSV Jahn, dem FC Augsburg oder dem FC Ingolstadt in Deutschland. Im Jahr 2002 gelang ihm gegen den FC Bayern München II ein sehenswerter Fallrückzieher im alten Jahn-Stadion. Dieser Treffer wurde zum Jahn-Tor des Jahrzehnts gewählt. Nach seiner aktiven Spielerkarriere machte sich der inzwischen 46-Jährige einen guten Namen als Trainer im Amateurfußball.

Es ist Mittwoch, der 1. November 2000. Im Ernst-Grube-Stadion in Magdeburg ist der FC Bayern München mit Kahn, Zickler, Elber, Salihamidzic, Sagnol oder Sergio zu Gast in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Vor 26000 Zuschauern schaffte es Magdeburg mit einem 1:1-Unentschieden bis ins Elfmeterschießen. Völlig fokussiert auf seine Aufgabe als fünfter Schütze ist Armando Zani. Schon bald wird er Oliver Kahn Angesicht zu Angesicht vom Punkt gegenüberstehen. Zanis Teamkollege Dirk Hannemann läuft an und trifft. Der Jubel ist grenzenlos. Die Bayern, bei denen zuvor Jeremies und Elber ihre Elfer verschossen haben, fliegt aus dem Wettbewerb. Sämtliche Anspannung verfliegt bei Armando Zani. „Wir haben die Sensation geschafft. Und dennoch wäre ich gerne gegen Oliver Kahn angetreten“, blickt der albanische Fußballprofi zurück. Nach Elfmeterschießen gewann der Underdog gegen den späteren Champions League-Sieger mit 4:2. An dieses Spiel wird sich Armando Zani immer erinnern. Doch nicht nur daran.

Mit 16 Jahren kam Armando Zani, der in Tirana geboren wurde, mit der U16-Nationalmannschaft Albaniens erstmals nach Deutschland. In Offenbach bestritt er ein Länderspiel, bekam daraufhin ein Angebot vom KSV Baunatal. „Ich entschloss mich zu einem Wechsel und zog um nach Hessen.“ Nicht nur in der Jugend, sondern auch im Herrenbereich kickte der technisch beschlagene Mittelfeldakteur für Baunatal, bevor im Jahr 1997 Eintracht Braunschweig anklopfte. Dort blieb er bis 1999, anschließend kicke er für ein Jahr bei Rot-Weiß Essen, dann zwei Spielrunden für Magdeburg. „Dort kam es zu finanziellen Problemen im Verein. So entschied ich mich 2002 zu einem Wechsel zum SSV Jahn Regensburg.“

Unter der Regie von Günter Sebert schaffte der Jahn den Aufstieg von der Regionalliga Süd in die Zweite Bundesliga. Der 26-jährige Zani absolvierte an der Seite von Tobias Zellner, Uwe Gospodarek, Harry Gfreiter, Stefan Binder oder Carsten Keuler 36 Einsätze, wobei ihm elf Tore gelangen. In Liga zwei kam Zani aber nur zu einem Kurzeinsatz gegen den VfB Lübeck. Daher wechselte er im Winter zum FC Augsburg in die Regionalliga Süd. Weiter ging es zum FC Ingolstadt in die Bayernliga, bevor im Jahr 2007 der Jahn - gerade von der Bayernliga in die Regionalliga aufgestiegen - nochmals bei ihm angeklopft hat. Unter Trainer Günter Güttler und dessen Co-Trainer Markus Weinzierl absolvierte Zani immerhin 13 Einsätze in der Regionalliga Süd. „Abermals packten wir den Aufstieg, diesmal in die neu gegründete Dritte Liga.“ Zani lacht: „Ich war beim Jahn nur fürs Aufsteigen zuständig. Mit den Abstiegen hatte ich nichts zu tun.“

Mit nunmehr 33 Jahren verabschiedete sich Zani aus dem Profifußball. Seinem Lieblingssport blieb er allerdings treu. Zuerst kickte er für die DJK Vilzing in der Landesliga, dann für den SV Fortuna in der BOL, bevor er 2011 beim FC Kosova als Spielertrainertrainer in der Kreisklasse einsprang. „Ich wollte mithelfen, dort etwas aufzubauen.“ Gleichzeitig coachte er die U15 des SSV Jahn in der BOL. Zwischen 2012 und 2016 war er Spielertrainer beim Kreisligisten FC Viehhausen, anschließend von 2016 bis 2019 beim TV Oberndorf in der Bezirksliga Süd. Danach übernahm er für einige Monate den Posten des sportlichen Leiters beim ambitionierten Bezirksligisten FC Kosova, bevor er im Winter 2020 die Nachfolge von Günter Brandl, der als Co-Trainer von Michael Köllner zum TSV 1860 München wechselte, als Trainer beim Bezirksligisten SpVgg Hainsacker antrat.

Die meiste Zeit seiner Profikarriere verbrachte Zani in der Regionalliga, der damals dritthöchsten Liga Deutschlands. In der Zweiten Bundesliga brachte er es allerdings nur zu einem einzigen Einsatz beim SSV Jahn. Dennoch ist Zani mit seiner Karriere als Spieler zufrieden. Auch in seiner Funktion als Trainer fühlt er sich pudelwohl. „Hainsacker ist ein kleiner Verein, für den es toll ist, dass er schon so lange in der Bezirksliga mitmischen darf. Vor der Saison hatten wir einen größeren Umbruch, stehen trotzdem im Mittelfeld der Tabelle.“ An die Landesliga mit der SpVgg denkt Zani nicht. „Verbieten würden wir den Spielern den möglichen Aufstieg aber sicherlich nicht“, schmunzelt Armando Zani. Und im Fußball ist bekanntlich vieles möglich. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Zani mit dem FC Magdeburg am 1. November 2000 den Rekordmeister FC Bayern München aus dem DFB-Pokal kegeln würde.

Herr Zani, Sie haben viele Teile Deutschlands kennengelernt. Warum haben Sie ausgerechnet für Regensburg entschieden?

Armando Zani: Regensburg ist eine der schönsten Städte, die ich kennenlernen durfte. Ich liebe den Süden von Deutschland, das italienische Flair der Domstadt mit seiner berühmten Steinernen Brücke. Es gibt guten Wein, die Leute sind nett und aufgeschlossen. Regensburg gefällt mir besser als die ganz großen Städte, hier kann man im Prinzip alles in kurzer Zeit erreichen. Mit meiner Frau Ursula, meiner Tochter Donna und unserem Familienhund Diego wohne ich in Bad Abbach.

Was ist für Sie das Besondere am Fußballsport?

Zani: Der Fußball ist ein Teil meines Lebens, hat mich geprägt, mich zu verschiedensten Stationen geführt. Ich habe noch nie damit pausiert, liebe den Fußball. Ich kann mich gut integrieren. Das sieht man auch daran, dass ich vier Jahre in Viehhausen und drei Jahre in Oberndorf geblieben bin. Auch bei der SpVgg Hainsacker fühle ich mich sehr wohl und hoffe, noch lange Zeit bleiben zu können, um in Ruhe bei der Weiterentwicklung der Mannschaft helfen zu können. Ich versuche, den jungen Spielern etwas von meiner Erfahrung mit auf den Weg zu geben.

Hin und wieder spielen Sie ja noch mit…

Zani: Ja, vor allem im Training. Aus einer personellen Not geschuldet musste ich heuer aber auch schon viermal für die SpVgg Hainsacker meine Schuhe in Punktspielen schnüren. Das mache ich gerne, so lange die Knochen mhalten. Von den ganz großen Verletzungen bin ich bisher verschobt geblieben, wofür ich sehr dankbar bin.

Mit Magdeburg haben Sie den FC Bayern aus dem DFB-Pokal gekegelt. Wie sehr waren Sie erleichtert, als Sie nicht mehr zum Elfer haben antreten müssen?

Zani: Ganz ehrlich, ich ärgere mich schon etwas, dass ich nicht mehr schießen durfte. Ich war als fünfter Schütze eingeteilt und hätte gerne die Verantwortung übernommen. Im Achtelfinale scheiterten wir übrigens am FC Schalke 04, der 2001 den Pokalwettbewerb für sich entschieden hat. Dort spielten damals Andy Möller, Mike Büskens, Ebbe Sand oder Gerald Asamoah.

Wer waren Ihre bekanntesten Gegenspieler, mal abgesehen vom DFB-Pokal?

Zani: Da gab es eine ganze Reihe. Beispielsweise Stefan Kuntz, Thorsten Fink, Bastian Schweinsteiger oder Ralph Hasenhüttl. Ein Spieler, gegen den ich mit Rot-Weiß Essen gespielt habe, hat mich übrigens aufgrund seiner enormen Physis besonders beeindruckt. Dabei handelte es sich um den jungen Miroslav Klose, der damals bei Kaiserlauten II gekickt hat.

Wie genau verfolgen Sie das Geschehen beim SSV Jahn Regensburg?

Zani: Im Stadion bin ich nicht so oft, aber ich halte mich natürlich auf dem Laufenden. Mein ehemaliger Mitspieler Mersad Selimbegovic macht einen hervorragenden Job. Sich in der Zweiten Liga zu behaupten ist schwer. Man darf sich kaum Ausrutscher erlauben, muss immer auf der Höhe bleiben. Sonst kann es ganz schnell in die falsche Richtung gehen. Mich freut es natürlich sehr, dass sich der Jahn nun schon im fünften Jahr in Folge in der Zweiten Liga hält.

Aufrufe: 013.3.2022, 07:00 Uhr
Markus SchmautzAutor