2024-05-24T11:28:31.627Z

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Romy Gajdera (am Ball), Stürmerin des TSV Schott Mainz, zeigt vollen Einsatz. Leider bekommt davon auf der leeren Tribüne fast niemand etwas mit. 	Foto: hbz/Jörg Henkel
Romy Gajdera (am Ball), Stürmerin des TSV Schott Mainz, zeigt vollen Einsatz. Leider bekommt davon auf der leeren Tribüne fast niemand etwas mit. Foto: hbz/Jörg Henkel

Der Kampf um Anerkennung

Im Frauenfußball wird hart gearbeitet, doch der Ertrag in Sachen Budget und Zuschauerzahlen ist gering

Mainz. Es ist eigentlich wie bei den Männern. Dreimal wöchentlich im Training abrackern, am Wochenende quer durch die Region fahren, Kilometer für Kilometer, um auf dem Sportplatz um den Ball zu kämpfen. Doch so mancher Aspekt unterscheidet den Frauen- vom Männerfußball. In erster Linie die Anerkennung. Marcello Muzio trainiert die Regionalliga-Fußballerinnen des TSV Schott Mainz. Er coacht mit Leib und Seele, doch eins nervt den 35-Jährigen so richtig. „Die Leute verstehen einfach nicht, dass wir die gleiche Arbeit leisten und den gleichen Aufwand betreiben wie im Männerfußball“, sagt der 35-Jährige, der auf fünf Jahre als Trainer im Mädchen- und Frauenbereich zurückblicken kann.

Vor seinem Engagement bei Schott trainierte Muzio Hessenligist MFFC Wiesbaden und die Bundesliga-U 17 von Eintracht Frankfurt. Überall hatte er mit Vorurteilen zu kämpfen. „Es kommen halt viele dumme Sprüche“, sagt er. „Das nervt, genau wie der fehlende Respekt.“ Natürlich ist der Frauenfußball in der Athletik nicht mit dem der Männer zu vergleichen. Das weiß auch Muzio. Taktisch und technisch gebe es aber keinen Unterschied. „Ich glaube sogar, dass die Mädels noch härter arbeiten, als die Jungs“, sagt der Trainer. Dass diese dafür in Zukunft mehr Anerkennung bekommen, bezweifelt er.

Zwar hat der Frauenfußball noch keine lange Historie, erst seit 1970 ist dieser in Deutschland überhaupt erlaubt. „Dass sich die Situation mit der Zeit verbessert, glaube ich aber nicht. Dafür müsste sich schon viel ändern.“ Besonders in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Aber auch beim fußballerischen Niveau. Dieses sei zwar besonders im taktischen Bereich nicht zu unterschätzen. „Wer Ahnung hat, erkennt von außen viel besser, welche Formationen und welche Taktiken gespielt werden“, sagt der 35-Jährige. Das liegt mitunter daran, dass das Spiel langsamer ist. Damit er sich weiterentwickeln kann, müsste aber mehr in den Frauenfußball investiert werden. Entsprechende Zuschüsse müssten von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) kommen. Das betont auch Bärbel Petzold, die Vorsitzende im Frauen- und Mädchenausschuss des Fußball-Regionalverbands Südwest: „Aber die interessieren sich nur für ihr Millionengeschäft.“ Von Verbandsseite sieht Petzold gute Voraussetzungen gegeben. Zwar gibt es keine Nachwuchsleistungszentren. Dafür aber Verbandsstützpunkte, bei denen sich Spielerinnen für Verbandslehrgänge empfehlen können. Dort gibt es Auswahlmannschaft der Altersklassen U 12 bis U 18, die beispielsweise gegen die Auswahlmannschaften anderer Landesverbände antreten.

Doch auch Bärbel Petzold weiß: An der geringen Anerkennung für den Frauenfußball kann wohl auch das nichts ändern. Jedoch sei dies kein Problem des Fußballs, sondern der gesellschaftlichen Wahrnehmung des Sports im Gesamten. „Solange Sport von Männern für Männer gemacht wird, ändert sich nichts.“ Ein Umdenken müsse stattfinden, das könne jedoch viele Jahrzehnte dauern.

Bis dahin müssen Muzio und seine Mannschaft weiterarbeiten und quer durch die Region fahren, ohne großen finanziellen Nutzen oder hohe Zuschauerzahlen. „Natürlich fragen die Mädels sich dann auch mal, wofür sie das machen. Aber wir sind alle mit viel Herzblut dabei“, sagt der Trainer. Nicht weniger als die Männer.



Aufrufe: 029.12.2018, 15:00 Uhr
Pascal AffelderAutor