2024-04-30T13:48:59.170Z

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Marcello Muzio, ehemaliger Trainer der Schott Mainz Frauen, spricht über die sportliche Situation bei seinem neuen Verein Amöneburg
Marcello Muzio, ehemaliger Trainer der Schott Mainz Frauen, spricht über die sportliche Situation bei seinem neuen Verein Amöneburg – Foto: Willi Roth

SpVgg Amöneburg: Kein anständiges Training möglich

13 Niederlagen und nur zwei Siege+++ Viele rote Karten und schlechte Trainingsbeteiligung+++ Italia Wiesbaden ist der nächste Gegner

Amöneburg. Von der Frauen-Regionalliga in die A-Liga der Herren. Diesen Schritt ist Marcello Muzio im Sommer gegangen. Sportlich ist dieser Wechsel bislang noch nicht aufgegangen - denn Amöneburg ist Schlusslicht der Liga. Aber: Der Ex-Schott-Frauentrainer bereut den Schritt nicht, hat aber alle Hände voll mit der Mannschaft zu tun, um das neu gesteckte Saisonziel, den Klassenerhalt, zu erreichen.

Zwischen Schott und Amöneburg liegen Welten

Dass der Unterschied zwischen der Frauen Regionalliga und der Herren A-Liga ein Unterschied ist, sei Amöneburg-Trainer Marcello Muzio klar gewesen, doch einen solchen "Höllen-Unterschied" habe er nicht erwartet. "Bei den Frauen wurde sehr professionell trainiert, hier habe ich eher eine Hobbymannschaft", berichtet der 39-Jährige.

Trotzdem bereue Muzio den Wechsel auf gar keinen Fall und sei froh, diese Erfahrung für sich mitzunehmen. Wie lange Muzio noch beim aktuell Tabellenletzten bleibt, lässt er offen, klar ist nur, der nächste Verein soll wieder in einer höheren Liga spielen. "Geld ist nicht alles, das wurde mir hier klar", sagt Muzio.

Motivation und Torwart rettete die Mannschaft vor dem Abstieg

Im vergangenen April wechselte der ehemalige Schott-Trainer nach Amöneburg und übernahm eine Mannschaft für die der "Abstieg schon so gut wie sicher war". Doch Trainer und CO-Trainer Andy Nock, den Muzio in höchsten Tönen lobt, haben es geschafft die Mannschaft zu motivieren und ihnen zu zeigen worauf es im Fußball ankommt, so dass sie den Klassenerhalt doch noch schafften. Auch Torwart Niclas Lautner spielte eine große Rolle beim Klassenerhalt. "Ohne Niclas wären wir garantiert abgestiegen und auch in dieser Saison hätten wir deutlich mehr Gegentore gefangen. Er ist einer der besten Torhüter der Liga ", lobt Muzio.

Schichtarbeit und andere Prioritäten erschweren das Training enorm

Diese Motivation fehle jetzt erneut. "Die Trainingsbeteiligung ist schlecht, unsere Spieler tauchen teilweise auch ohne Absage einfach nicht auf", sagt Muzio. Besonders schade sei dies, da man am Ende der letzten Saison gesehen habe, dass die Mannschaft einiges kann - wenn sie denn möchte.

Bei einem Kader von 35 Mann, habe der Trainer gerade mal 18 Aktive zur Verfügung, von denen viele andere Prioritäten hätten und deshalb auch nicht regelmäßig im Training erscheinen. "Ganz extrem ist hier die Schichtarbeit. Viele von meinen Jungs haben gar nicht die Möglichkeit, im Training zu erscheinen oder am Wochenende auf dem Feld zu stehen", sagt Muzio. Das mache natürlich auch die Vorbereitung auf Spiele extrem schwer, da keine Möglichkeit bestehe Automatismen zu trainieren.

Bierke-Brüder und Kapitän Benjamin Erben überzeugen mit Disziplin und Spaß am Ball

Anders sei das bei seinen Abwehrspielern und dem Kapitän. Benjamin Erben, Ben, Niklas und Tom Bierke spielen regelmäßig und das aus gutem Grund:" Die vier sind zuverlässig und mit Herzblut bei der Sache, sie sind mit dem Verein verbunden und repräsentieren ihn", lobt Muzio. Die drei Brüder (18, 18 und 21 Jahre) machten zwar noch einige Fehler, seien dafür aber sehr kritikfähig und motiviert, Neues dazu zu lernen. Auch im Training sein die drei immer dabei. "Hätten wir 20 Spieler mit der gleichen Einstellung wie die drei sie haben, dann stünden wir auf einem ganz anderen Tabellenplatz", lobt der Trainer. Auch Kapitän Erben sei ein ganz besonderer Spieler. "So einen Kapitän wünscht sich jede Mannschaft. Er organisiert hinter den Kulissen, versucht die Spieler zu motivieren und verhält sich immer vorbildlich", berichtet Muzio begeistert.

Top-Stürmer fällt wohl länger aus

Kevin Krämer, ehemaliger Co-Trainer bei der SpVgg, sei ein Sorgenkind von Trainer Muzio. Zunächst habe er ihn nicht als Spieler in die Mannschaft holen können, da eine Gruppe von acht bis zehn Spielern dagegen gewesen sei. Doch Krämers sportliche Leistung überzeugte Muzio, ihn doch zu holen, dafür aber einen Teil seiner Mannschaft zu verlieren. "Ich bin glücklich über den Schritt. Kevin ist ein guter Spieler und ein Gruppenbildung in der Mannschaft gibt es seitdem auch nicht mehr", sagt Muzio.

Und trotzdem kommt Krämer gerade einmal auf zwei Einsätze diese Saison. Eine Rückenverletzung verhindert ihn am Spielen und könnte ihn in naher Zukunft sogar dazu zwingen, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

Im Winter sollen neue Spieler her

Um möglichst schnell für Ersatz zu sorgen und den Kader wieder zu vergrößern sei der neue Vorstand, unteranderem mit dem sportlichen Leiter, Pedro Murillo, an neuen Sponsoren dran. "Wir wollen im Winter neue Spieler holen und sind auch schon an einigen dran. Auf allen Positionen sollte etwas passieren", sagt Murillo.

Nicht alles ist negativ

"Auch wenn gerade vieles nicht ganz so gut läuft und wir berechtigt auf dem letzten Platz stehen, sehe ich auch einige positive Entwicklungen", sagt Trainer Muzio. Deutlich mehr Spieler als letzte Saison seinen regelmäßig im Training dabei, auch wenn es nur sieben bis acht Jungs seien. Diese seien dafür motiviert und halten zusammen, auch wenn ein Spiel verloren geht.

Zu viele rote Karten

Die Gründe für die 13 Niederlagen seien für Muzio deutlich. Auf der einen Seite sei kein richtiges Training möglich, auf anderen behinderten viele rote Karten, die immer berechtigt gewesen seien, die Mannschaft. "Wir haben viele junge Spieler und machen unnötige Fehler. Unser größtes Problem sind Stellungsfehler und die fehlende Konzentration, da kann Marcello leider wenig machen", sagt der sportliche Leiter. An den Trainingsmethoden könne es jedenfalls nicht liegen. Während Muzio in Amöneburg nur wenige Erfolge feiern kann läuft es bei seinen anderen Trainerstationen deutlich besser. Die U8 und die U13 von Schott Mainz sind momentan sehr erfolgreich unterwegs und werden ebenfalls von dem 39-Jährigen trainiert.

Nächster Gegner: SV Italia Wiesbaden

Auch die Vorbereitung auf den nächsten Gegner, den SV Italia Wiesbaden, gestalte sich schwer. Am vergangen Dienstag seinen sechs Spieler im Training gewesen, die für kommenden Sonntag in Frage käme. "Da ist es unmöglich, etwas vorzubereiten. Alles, was ich machen kann, ist zu versuchen die Mannschaft zu motivieren", sagt Muzio, "denn was mit Motivation und der richtigen Einstellung möglich sei, dass hat man ja am Ende der letzten Saison gesehen.

Aufrufe: 021.10.2022, 14:00 Uhr
Jana PinkelAutor