2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Der Nachwuchs soll den Ball nicht aus den Augen verlieren.
Der Nachwuchs soll den Ball nicht aus den Augen verlieren. – Foto: Volkhard Patten

Der Kampf gegen den Schwund

Jugendfußball +++ Verbandsjugendleiter Rouven Ettner steht im regen Austausch mit den Vereinen, um die Jugendlichen bei der Stange zu halten

Unberührte Bolzplätze und Spielplätze weit und breit. Noch nie machten diese Anlagen so einen gepflegten Eindruck wie derzeit, wenn der Grund dafür nicht so traurig wäre. Heranwachsende Mädchen und Jungen dürfen diese Einrichtungen nicht nutzen, nur deshalb sind deren Zustände so einwandfrei. Die Kinder und Jugendliche müssen darüber hinaus auf nahezu jeglichen sozialen Kontakt außerhalb der eigenen vier Wände verzichten.
Ein Umstand, der im Jugendfußball zu schlechten Vorahnungen führt, deren Realität sich erst zeigen wird, wenn die Corona-Krise überstanden ist und der normale Spielbetrieb wieder anläuft. "Ich hoffe nicht, dass wir nach der Pandemie mit weniger Spielerinnen und Spielern auskommen müssen", sagt Rouven Ettner, der Jugendleiter des Badischen Fußballverbands. In Zusammenarbeit mit den Vereinen tauschen er und seine Mitstreiter sich regelmäßig aus, was zu tun ist, um den Nachwuchs nicht zu verlieren.

Karl Werner sieht erwartet die Verluste eher in den älteren Jahrgängen als bei den Kleinen. "Die kleinen Kinder werden weiterhin neugierig sein, schaut man aber auf die B- oder A-Jugend kommen auf diese Jugendliche viele andere Interessen dazu", sagt der Jugendleiter des SV Waldwimmersbach, "und eben diese Mädchen und Jungs müssen nach Corona vieles aufholen, was sie gleichzeitig vom Fußball weghalten könnte." Aktuell zählt Waldwimmersbach in seiner Spielgemeinschaft mit der SG Lobenfeld 150 Jugendspieler*innen. "Ich befürchte, dass wir 15 bis 20 Prozent davon verloren haben, wenn es weitergeht", so Werner.

"Bei allen Punkten, die wir diskutieren steht darüber der Fakt, dass es schwieriger wird, je länger es dauert", hofft Ettner auf baldige Lockerungen und erläutert, "wichtig ist, mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt bleiben und dafür kreative Wege, wie zum Beispiel über die sozialen Netzwerke gehen. Dafür sehe ich unsere Vereine gut aufgestellt."

Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger gestaltet sich die Situation im Hinblick auf die sportliche Entwicklung. Ein Zehnjähriger hat schließlich einen ganz anderen Bewegungsdrang als einer, der im Sommer altersbedingt von der A-Jugend in den Herrenbereich wechselt. "Manche Jahrgänge trifft es mehr, da sie teilweise vor großen Veränderungen stehen", erklärt Ettner und meint damit die derzeitige U11, die ab der neuen Saison in der D-Jugend auf ein bedeutend größeres Feld muss, oder auch die U13, die dann in die C-Jugend kommt und über das komplette Spielfeld kicken muss.

Das sind einschneidende Unterschiede, wobei sich obendrein die Spielzeiten verlängern. "Wenn aber der Tag kommt und die Kinder wieder kicken dürfen, holen sie auf diese Weise die sozialen Kontakte wieder nach", blickt Ettner optimistisch in die Zukunft.

Eine wegweisende Entscheidung wird jene sein, wie mit der Altersklasseneinteilung verfahren wird, wenn der Spielbetrieb noch viele weitere Monate ruhen muss. "Die Szenarien, die einen Saisonabbruch und das Weiterspielen betreffen, sind im Großen und Ganzen die gleichen wie bei den Erwachsenen", sagt Ettner, "der große Unterschied liegt darin, wie wir den Altersklassenwechsel vollziehen." Sollte nicht vor der neuen Saison weitergespielt werden, wäre ein normaler Wechsel von einem Jahrgang zum Nächstälteren wahrscheinlich.

Den Altersklassenwechsel nicht zu vollziehen würde in erster Linie die A-Jugendmannschaften treffen. Aus jenen rücken die Ältesten in den Aktivenbereich auf. "Die Vereine rechnen damit, diese Spieler zu den Herren hochzuziehen", spricht Karsten Zimmermann, der Vorsitzende des FC Dossenheim und Trainer der eigenen A-Jugend, in Spielgemeinschaft mit der DJK/FC Ziegelhausen/Peterstal, aus eigener Erfahrung. "Daher würde ich den Altersklassenwechsel auch ganz normal durchführen", so sein Vorschlag.

An Ostern überraschte er mit seinen Trainerkollegen jeden einzelnen Spieler mit einer besonderen Aktion. Er hängte das diesjährige Mannschaftsbild samt obligatorischem Osterhasen an eine Angel und überreichte es den Kickern von der Straße aus an die Haustür. "Wir haben das Ganze sogar gefilmt und es war schön zu sehen, wie begeistert die Jungs und ihre Eltern das aufgenommen haben", erzählt Zimmermann von der etwas anderen Angeltour.

Aufrufe: 05.5.2020, 15:00 Uhr
red.Autor