2024-05-02T16:12:49.858Z

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Erstes Üben mit den neuen Teamkollegen: Nils Gräff (grünes Trikot) beim Waldalgesheimer Trainingsauftakt im vergangenen Sommer.	Foto: Edgar Daudistel
Erstes Üben mit den neuen Teamkollegen: Nils Gräff (grünes Trikot) beim Waldalgesheimer Trainingsauftakt im vergangenen Sommer. Foto: Edgar Daudistel

Der »Glückstreffer« aus der C-Klasse

Angreifer Nils Gräff schafft Sprung in den Oberliga-Kader des SV Alemannia Waldalgesheim und verlängert um ein Jahr

Waldalgesheim/Sprendlingen. Als am 8. März des vergangenen Jahres die TSG Sprendlingen den SV Appenheim in der Fußball-C-Liga West I 5:0 bezwang, da konnte kein Mensch ahnen, dass im nächsten Pflichtspiel für Nils Gräff ein echter Drittligist warten würde. Und doch ist es genauso gekommen. Eine Woche später kam 2020 der erste Lockdown samt Unterbrechung des Spielbetriebs, später der Saisonabbruch. Sprendlingen stieg in die B-Klasse auf, der TSG-Stürmer noch fünf Klassen höher.

Gräff wechselte nämlich im Sommer zum Oberliga-Aufsteiger SV Alemannia Waldalgesheim und wurde am 22. August im Verbandspokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:5 nach Elfmeterschießen) eingewechselt. „Da hätte ich im Traum nicht dran gedacht“, sagt der 21-Jährige, der jetzt den Vertrag mit der Alemannia um ein Jahr verlängerte.. Und fast hätte der Angreifer den FCK auch noch versenkt. Kurz vor Schluss (89.) ein langer Ball, Gräff haut aus spitzem Winkel einfach mal drauf. Lauterns Keeper Avdo Spahic kann gerade noch parieren, sonst wäre der Ball wohl im langen Eck eingeschlagen und der haushohe Favorit wahrscheinlich auch nicht mehr zurückgekommen. Das wäre ein Fußballmärchen allererster Klasse gewesen.

Doch die Geschichte mit Nils Gräff ist auch so noch erstaunlich genug. Von der C-Klasse in die Oberliga? Nicht gerade alltäglich. Deshalb gab es durchaus Bedenkenträger, die sich fragten, ob der junge Mann sich bei den Alemannen würde durchsetzen können. Selbst der Vater hatte so seine Zweifel „Ich denke, dass es verdammt schwer wird für Nils und hätte es lieber gesehen, dass er in die Bezirksliga geht.“ Aber der talentierte Filius sei ja noch jung: „Lassen wir uns also überraschen“, sagte Daniel Gräff bei der Bekanntgabe des Wechsels im vergangenen Juli. „Inzwischen ist mein Vater stolz“, schmunzelt der Sohnemann.

Schließlich ist die Überraschung ja auch komplett gelungen. In allen acht Oberliga-Begegnungen der Waldalgesheimer bis zur Unterbrechung ergatterte Nils Gräff einen Kaderplatz, wurde dabei viermal eingewechselt. Dass dies so klappen würde, kam für Alemannia-Trainer Aydin Ay übrigens nicht von ungefähr. „Wir haben gleich gesehen, dass Nils kein C-Klassen-Spieler ist“, sagt der Coach und bescheinigt dem Angreifer „unfassbare Qualität“. Der Trainer rühmt insbesondere die hohe Geschwindigkeit seines Schützlings gepaart mit den technischen Fähigkeiten, um den Speed auch gewinnbringend einsetzen zu können. Zudem sei der Angreifer, der auf den offensiven Außenbahnen Räume schafft, körperlich wie mental sehr stabil. „Er hat eine gute Entwicklung genommen“, lobt Aydin Ay: „Für uns ein Glückstreffer, der seinen Weg gehen wird.“

Umso erstaunlicher, weil Nils Gräff in der Jugend seinem Heimatverein stets treu geblieben ist und nicht bei einem größeren Club oder in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurde. Es habe zwar ein paar Anfragen gegeben, aber „ich war nicht interessiert“. Und auch 2019 noch nicht, als die Alemannia nach einem Tipp von Max Reichenberger, dem Coach der Waldalgesheimer Reserve, auf den talentierten Spieler aufmerksam wurden. Und Nils Gräff konnte gleich im ersten Training überzeugen, zog es aber damals vor, nach dem Übergang von den A-Junioren zu den Aktiven noch eine Saison in Sprendlingen zu kicken.

Ein Jahr später wagte er den Schritt dann doch. „Ich wollte es einfach mal probieren und hatte ja nichts zu verlieren“, sagt der Fan des Hamburger SV. Erleichtert haben ihm den Einstieg die neuen Klubkollegen. „Die waren alle sehr nett und hilfsbereit“, schildert Nils Gräff: „Sie haben mir gezeigt, wie es in Waldalgesheim läuft. Jeder spricht mit einem und unterstützt.“ Zudem ist er mit einer gewissen Demut die Aufgabe angegangen: „Das war ja Neuland und der Respekt groß.“ Nun hofft der 21-Jährige für die neue Saison auf „noch mehr Einsatzzeiten“.

Neben den Fußball hat Nils Gräff übrigens noch ein Hobby. Mit seinen Kumpels spielt er Electronic Darts im Ligabetrieb – in der C-Klasse. Wobei es mit den Pfeilen deutlich länger dauern dürfte, bis er in der Oberliga ankommt – wenn überhaupt.



Aufrufe: 023.4.2021, 17:00 Uhr
Volker BuchAutor