2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinstreue
Boris Pauly trägt das Wappen des FC Naurod seit 26 Jahren auf der Brust. Foto: Elberskirch.
Boris Pauly trägt das Wappen des FC Naurod seit 26 Jahren auf der Brust. Foto: Elberskirch.

Das Versprechen am Krankenbett

Serie: Naurods Bobby Pauly denkt auch nach Kreuzbandriss nicht ans Aufhören +++ Mannschaftskollegen reißen Dach ab +++ Eintracht Frankfurt einzige Alternative

NAUROD. Als Boris Pauly dem Verein beitrat, stand noch die Berliner Mauer. Im Jahre 1988 schnürte "Bobby", wie er seit jeher genannt wird, das erste Mal seine damals noch kleinen Fußballschuhe für die Bambinis des 1. FC Naurod.

Bobby Pauly kommt gerade aus dem Kraftraum. Der 31-Jährige schuftet für sein Comeback nach einem Kreuzbandriss im Mai dieses Jahres. Am drittletzten Spieltag der vergangenen Saison im Auswärtsspiel bei den Freien Turnern war es passiert. "Ich wollte eigentlich nicht spielen, um mich dann gebührend in einem Heimspiel verabschieden zu können". Danach wollte er als Stand-By-Spieler fungieren, sich fit halten und bei Bedarf einspringen. Da Max Kellers kurzfristig ausfiel, musste Pauly dann doch ran. "Ich hatte kein besonders gutes Gefühl dabei", erinnert der Innenverteidiger sich.

"Mach dir keine Sorgen"

Noch tragischer schien die schwere Verletzung im Hinblick darauf, dass er wenige Tage später beginnen wollte, sein Haus umzubauen. "Nach der Geburt unserer Tochter Mia vor zwei Jahren fehlte uns etwas der Platz in den eigenen vier Wänden", erklärt er, "ein Ausbau des Hauses sowie eine Grundsanierung waren absolut notwendig." Dass dies mit einem kaputten Knie schwer werden könnte, realisierte er schnell. "Aber dann war mein Trainer Reiner Mittermeier an meinem Krankenhausbett und sagte: Mach dir keine Sorgen!" Eine Woche später stand dann fast die komplette Mannschaft vor der Haustür. "Anstelle des Trainings rissen die Jungs für mich das Dach ab." Und auch in den Wochen danach sollten immer wieder Mannschaftskollegen auftauchen, um ihrem verletzten "Capitano" unter die Arme zu greifen. Schließlich hat Boris Pauly selber viel für den Verein getan.


Der Defensivspezialist gibt seit Ewigkeiten alles für seinen Verein. Archivfoto: Klein.

Gute Freunde aus der Jugendmannschaft

Gründe für sein langes Engagement nennt Pauly ohne zu zögern. "Zum einen wohne ich in Naurod und bin in wenigen Minuten am Sportplatz, zum anderen hat sich hier ein gewachsener Stamm entwickelt, seitdem ich angefangen habe." Mit Markus Küster hat er in der gesamten Jugend ein Sturmduo gebildet. "Wir haben jeder pro Saison um die 25 Tore geschossen", schwelgt er in Erinnerungen. Weitere langjährige Weggefährten sind Matthias "Matze" Christ, Nils Elmenthaler, Christian Schreiner sowie die Lauf-Brüder Sascha und Daniel. Mit Küster und Christ bildete Pauly im Aktivenbereich jahrelang eine Dreier-Abwehrkette, die als "Nauroder Funktürme" bekannt war. Im Rahmen dieser Gruppe ging es oft freitagabends nach Mainz. "Auch neben dem Platz haben wir sehr viel unternommen, wie auch heute noch."


Pauly (vorne rechts) im Kindesalter mit heutigen Freunden und langjährigen Mitspielern: Sascha Lauf (hinten links), Markus Küster (hinten, Zweiter von links), Daniel Lauf (hinten, Zweiter von rechts). Foto: Privat.

Vorstandsmitglied und Spieler in Personalunion

Strukturell hat sich vieles verändert. Vor allem der Platzumbau 2011, bei dem Pauly selbst mit vielen anderen Freiwilligen am Bau der Tribüne mitgewirkt hatte, führte zu einer sichtbaren Modernisierung des Sportgeländes. "Außerdem wurde auch sonst alles professioneller mit der Zeit. Das fängt bei den Trainingsmaterialien an und hört bei den Trainern auf." Bereits 2005, im Alter von 22 Jahren, war Pauly Beisitzer im Vorstand. "In dieser Zeit fand ein kompletter Umbruch bei uns statt, die Meinung der jungen Leute war gefragt und ich hatte die Möglichkeit, mich nicht nur auf dem Platz für meinen Verein zu engagieren. Zudem wollte ich etwas zurückgeben." Von 2010 bis 2012 war Pauly zweiter Vorsitzender, zog sich dann nach der Geburt seiner Tochter aus diesem Amt zurück. Bis heute ist er noch in einigen Ausschüssen tätig.

Auch auf dem Feld möchte der 31-Jährige nochmal in Erscheinung treten. Am liebsten gegen Dauerrivalen Nordenstadt und seinen Torjäger Dennis Deider. "Ein sehr guter Stürmer und ein absolut fairer Sportsmann. Jeder Zweikampf gegen ihn ist hart und gleichzeitig absolut fair. Auch nach dem Spiel quatscht man oft nochmal bei einem Bier miteinander."

Genau ein Bundesligaverein könnte ihn weglocken

Dass den 26 Jahren beim FC Naurod noch einige weitere folgen werden, ist für den glühenden Frankfurt-Fan klar - mit einer Ausnahme. "Die Eintracht ist der einzige Verein, der mich hier wegholen kann." Erstmal möchte Pauly allerdings in Naurod als Spieler auf den Platz zurückkehren. "Ich will nicht mit so einem Spiel aufhören, sondern mich ordentlich verabschieden". Außer - ja, außer es ruft die SGE an.

Aufrufe: 09.12.2014, 05:00 Uhr
Patrick RuppAutor