2024-05-16T10:25:37.604Z

Interview
Zweikampfverhalten: Carsten Hennig (rechts) hat seine aktive Laufbahn als Spieler und Trainer bei Fußball-Hessenligist VfB Ginsheim beendet. Dennoch wird er weiter für seinen Heimatverein spielen.	Foto: Thomas Zöller
Zweikampfverhalten: Carsten Hennig (rechts) hat seine aktive Laufbahn als Spieler und Trainer bei Fußball-Hessenligist VfB Ginsheim beendet. Dennoch wird er weiter für seinen Heimatverein spielen. Foto: Thomas Zöller

"Das ist ein tiefer Einschnitt"

Interview: Der Ginsheimer Carsten Hennig blickt auf seine Laufbahn als Spieler und Trainer zurück und spricht über die Zukunft

Carsten Hennig hat sich aus beruflichen und familiären Gründen entschlossen, seine Spieler- und Trainerlaufbahn zu beenden. Beim 5:2 in der Hessenliga gegen Buchonia Flieden war der 41-Jährige letztmals als Trainer des VfB Ginsheim (zusammen mit Artur Lemm) im Einsatz. Im FuPa-Interview spricht Hennig über seine Karriere als Spieler und Trainer und blickt in die Zukunft.

FuPa: Herr Hennig, nun haben Sie also Ihr letztes Spiel hinter sich. Es endete eine 23 Jahre währende Aktiven- und acht Jahre lange Trainerlaufbahn. Stimmt Sie das etwas wehmütig? Oder sind Sie froh, dass es endlich vorbei ist?

Carsten Hennig: Irgendwie beides. Auf der einen Seite ist es natürlich schon so, dass das ein tiefer Einschnitt ist und man die schönen Momente, die einem der Fußball bietet, nicht mehr genießen kann. Andererseits erwarten mich in der Zukunft ja auch schöne Sachen außerhalb des Fußballs, für die jetzt mehr Zeit zur Verfügung steht.

FuPa: Haben Sie vor, irgendwann mal wieder als Trainer einzusteigen?

Hennig: Das ist durchaus denkbar. Das wird nicht unbedingt im Sommer 2018 schon sein, aber vielleicht irgendwann in den kommenden Jahren.

FuPa: Und was wird aus dem Spieler Carsten Hennig? Laufen Sie künftig für die Alten Herren des VfB auf?

Hennig: Es ist auf jeden Fall geplant, dass ich mich sportlich weiter betätige und auch bei der Alte-Herren-Mannschaft spiele und trainiere. Ich habe ja vor einigen Wochen schon im AH-Hessen- und Kreispokal mitgespielt.

FuPa: Wenn Sie auf Ihre Spielerkarriere zurückblicken, welche besonderen Momente sind Ihnen im Gedächtnis geblieben?

Hennig: Da gab es einige. Zum einen natürlich mein erstes Zweitligaspiel mit der Eintracht, aber auch Aufstiege mit dem VfB Ginsheim, FSV Frankfurt und SV Wehen Wiesbaden. Auch die Zeit beim VfR Mannheim war schön, auch wenn das nur ein Jahr dauerte und der Verein dann leider in die Insolvenz ging. Aber sportlich war das vielleicht sogar mit mein bestes Jahr. Ich hatte die Option, zu Waldhof Mannheim in die Zweite Bundesliga zu wechseln, was dann aus diversen Gründen doch nicht klappte.

FuPa: Sie haben ihr Zweitligadebüt am 22. September 1996 angesprochen. Trainer Dagoslav Stepanovic hat Sie, damals 19 Jahre jung, bei der 0:1-Niederlage gegen die Stuttgarter Kickers auf Anhieb durchspielen lassen. Warum wurde es dann trotzdem nichts mit der Profikarriere?

Hennig: Das Problem war, dass ich mich bei meinem zweiten Spiel von Beginn an in Jena verletzte. Wegen einer Zerrung musste ich Ende der ersten Halbzeit ausgewechselt werden. Das war sicherlich so ein Knackpunkt. Dann kam im Winter auch noch ein Trainerwechsel dazu (Horst Ehrmantraut löste Stepanovic ab, die Red.). Und zur Bundeswehr musste ich auch. Das waren Faktoren, weshalb es nicht direkt mit einer Profikarriere geklappt hat.

FuPa: Bedauern Sie das im Nachhinein?

Hennig: Prinzipiell schon, weil es unglückliche Umstände waren, die dazu führten. Man weiß natürlich nie, wie das weitergegangen wäre: Vielleicht hätte ich voll auf Profikarriere gesetzt, aber den Durchbruch nie so richtig geschafft. So, wie mein Leben jetzt ist, bin ich auf jeden Fall zufrieden.

FuPa: Welche Erfahrungen haben Sie von den Vereinen mitgenommen, bei denen Sie gespielt haben?

Hennig: Bei der Eintracht hatte ich einen super Start. Ich durfte in der ersten Seniorensaison schon Regionalliga (damals die dritthöchste Spielklasse, die Red.) spielen. Aber im Nachhinein muss ich sagen, dass die Verantwortlichen, die da damals am Werk waren, mir gegenüber nicht mit offenen Karten gespielt haben und ich deshalb gewechselt bin. Ob das ein Fehler war, sei mal dahingestellt. Beim FSV Frankfurt mit seinem familiären Umfeld war es richtig toll. Da ging es nicht so anonym und durchkommerzialisiert zu, wie man sich einen Profiklub vielleicht vorstellt. Dort habe ich Freunde gefunden. In Wehen hatte ich einen Trainer, den ich schon lange kannte (Kosta Runjaic). Das war einfach ein angenehmes kooperatives Arbeiten als „alter Hase“ in einer U 23-Mannschaft.

FuPa: Die längste Zeit verbrachten Sie – abgesehen von Ihrem Heimatclub VfB Ginsheim – beim FSV Frankfurt, wo Sie insgesamt neun Jahre spielten: von 1997 bis 2001 und von 2002 bis 2007. Haben Sie zu diesem Verein also eine besondere Beziehung?

Hennig: Ja, das zeigt sich ja auch darin, dass ich nach zwei Jahren in Wehen zurückkam, um hauptamtlich als Leiter der Scoutingabteilung und U19-Trainer beim FSV zu arbeiten. Anschließend war ich dort einige Jahre als Scout nebenberuflich tätig. Deshalb verfolge ich natürlich heute noch die Ergebnisse des FSV und hoffe, dass es bald wieder Profifußball beim FSV Frankfurt zu sehen gibt.

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Carsten Hennig (41), bis zuletzt Spielertrainer des Hessenligisten VfB Ginsheim, stammt aus der Jugend des VfB. In seiner Aktivenlaufbahn hat es der Gymnasiallehrer bei Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt, VfR Mannheim und SV Wehen Wiesbaden auf 130 Spiele in der Regionalliga Süd gebracht. Bei der Eintracht wurde er dreimal in der Zweiten Bundesliga eingesetzt. Als Trainer gestaltete er den Aufstieg des VfB Ginsheim bis in die höchste hessische Spielklasse mit.
Aufrufe: 017.12.2017, 09:03 Uhr
Dirk WinterAutor