2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Bernhard Slawinski, Bayerischer Fussball Verband.
Bernhard Slawinski, Bayerischer Fussball Verband. – Foto: Robert M. Frank

Corona-Proteste im Amateurfußball: „Schlag ins Gesicht für Ehrenamtliche“

BFV-Kreisvorsitzenden Bernhard Slawinski im Interview

Aufgrund der hohen Inzidenzwerte in München hat Oberbürgermeister Dieter Reiter weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen. Drohen den Amateurvereinen nach dem Re-Start nun weitere Auflagen? Wir haben mit dem BFV-Kreisvorsitzenden Bernhard Slawinski gesprochen.

Betreffen die neuen Regelungen der Stadt auch die Fußball-Spiele?

Ich gehe nicht davon aus. Für öffentliche Veranstaltungen bleiben die Regeln bestehen: 100 Personen indoor, 200 Personen outdoor. Ein Fußballspiel ist eine öffentliche Veranstaltung. Wenn die Hygieneauflagen des Freistaates weiterhin konsequent und diszipliniert umgesetzt werden, dürfte alles so weiterlaufen, wie bisher.

Wie haben die Amateurvereine die Auflagen umgesetzt?

Die Belastung für die ehrenamtlichen Funktionäre in den Vereinen ist enorm. Größtenteils wurden aber die Hygieneauflagen vorbildlich umgesetzt und von den meisten Zuschauern akzeptiert.

Was halten sie von den Fans, die sich nicht an die Richtlinien halten?

Es ist wichtig, dass wir wieder Fußball spielen können. Das ist aber nur möglich, wenn weiterhin alle an einem Strang ziehen. Wer sich aus Protest entscheidet, die Auflagen nicht einzuhalten, bringt damit den kompletten Spielbetrieb in Gefahr. Ich habe für ein derartiges Verhalten überhaupt kein Verständnis, denn das ist vorwiegend ein Schlag ins Gesicht für alle ehrenamtlichen Vereinsmitarbeiter, die mit viel Aufwand versuchen, die Rückkehr in den Spielbetrieb zu ermöglichen. Statt auf den Plätzen zu kritisieren und zu nörgeln, wäre gegenüber diesen Leuten ein aufrichtiges Dankeschön angebracht.

Slawinski: „Für mich lösen diese vereinzelten Unsportlichkeiten vorwiegend Kopfschütteln aus“

Wie lautet Ihr Feedback nach den ersten Wochen?

Ich selbst habe mir auch einige Spiele angesehen. Alle Fußballer sind froh, dass der Ball wieder rollt. Nun liegt es an der Eigenverantwortung von uns allen, dass das so bleiben darf. Wie schnell sich Dinge ändern können, mussten wir in den letzten Monaten immer wieder feststellen. Entscheidend für mich ist auch, dass nicht gleich am nächsten Wochenende vergessen wird, dass die Regeln von Anstand und Fairplay immer noch gelten.

Gibt es einen Grund für die Besorgnis?

Wie ich befürchtet habe, kam es aber auch zu ersten Vorkommnissen, die wir grundsätzlich nie auf unseren Fußballplätzen haben wollen, die ich aber auch in der Coronapause nicht vermisst hatte. Obwohl von mir bereits vor dem Re-Start angekündigt wurde, dass wir bei sämtlichen Vorfällen von Gewalt oder Diskriminierung sehr konsequent und hart vorgehen, lassen sich mache Leute leider erst überzeugen, wenn diese Konsequenzen nun eintreten. Für mich lösen diese vereinzelten Unsportlichkeiten vorwiegend Kopfschütteln aus. Da wird monatelang darauf gedrängt, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen und dann zeigt sich, dass es einigen Spezialisten nur darum ging, ihr aggressives und gemeinschaftsfremdes Niveau ausleben zu können.

Es soll Fälle geben, bei denen man als Zuschauer auf Sportplätze trifft, auf denen alles so läuft, als würde es kein Corona geben....

Im Zusammenhang mit dem Toto-Pokal Kreisfinale war es sensationell, was zum Beispiel Fasanerie-Nord auf die Beine gestellt hat. Das Hygiene-Konzept war hervorragend durchdacht und für alle umsetzbar organisiert. Vereinzelt (wirklich gering, aber erstmalig) kam es am vergangenen Wochenende zu Beschwerden von Vereinen, die sich darüber monierten, dass von der Heimmannschaft keinerlei Maßnahmen getroffen wurden. Die Einhaltung dieser Maßnahmen wird nicht vom BFV überwacht, sondern von den örtlichen Behörden. Sollte die Umsetzung nicht dem Hygienekonzept entsprechen, begibt man sich in Gefahr, dass sich jemand auch bei den zuständigen Behörden darüber beschwert. Das kann zu Unannehmlichkeiten führen, die für die Verantwortlichen echt ungemütlich ausgehen können.

Interview: Christoph Seidl

Aufrufe: 030.9.2020, 12:57 Uhr
Münchner Merkur / Christoph SeidlAutor