2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Nachdenklich: Hankemeier (r.) muss den Abgang vieler Leistungsträger bewältigen.
Nachdenklich: Hankemeier (r.) muss den Abgang vieler Leistungsträger bewältigen. – Foto: Martinschledde

Christopher Hankemeier: »Es ist schon ein Umbruch«

Trainer des TSV Victoria Clarholz steht nach der besten Saison der Vereinsgeschichte vor schwierigen Zeiten. Wichtige Spieler verlassen den Verein, neue müssen integriert werden.

TSV Victoria Clarholz Chef-Trainer Christopher Hankemeier geht im Sommer 2019 in seine dritte Saison. Zuletzt war der Westfalenligist unter seiner Ägide so erfolgreich wie nie zuvor: Tabellenplatz neun – ein einstelliger Rang also. Das gab es in der Vereinsgeschichte bisher noch nie. Doch für den 30-Jährigen ist das kein Grund große Töne zu spucken, stattdessen bleibt er besonnen und hält an der Vereinsphilosophie fest. „Wir werden wieder versuchen möglichst viele junge Eigengewächse an die 1. Mannschaft heranzuführen“, sagt Hankemeier im Gespräch mit FuPa Ostwestfalen. Das wird auch notwendig sein, schließlich steht erstmals ein größer Kaderumbruch an.

FuPa Ostwestfalen: Christopher, hinter Dir und deiner Mannschaft liegt erneut eine starke Spielzeit. Rang neun war die Belohnung. Wird das auch 2019/20 wieder das Saisonziel sein?

Christopher Hankemeier: Wir wünschen es uns natürlich, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Dadurch, dass wir im Sommer schon einen größeren Umbruch haben, sollten wir erst einmal unsere Hausaufgaben erledigen und die neuen Spieler intergieren.


FUPAOWL: Wie wird sich das personell auswirken?

CH: Mit Sedekia Haukambe (Spexard), Dennis Bonin (Freckenhorst) und Edgar Siebert (Rheda) verlieren wir drei ganz wichtige Spieler, die bei uns Eckpfeiler des Teams waren. Ein Siebert beispielsweise hat häufig ein 1:0 erzielt, solche Typen kannst Du mit unseren Mitteln nicht 1:1 ersetzen. Dazu verlassen uns einige Spieler, bei denen es sportlich für die Westfalenliga noch nicht gereicht hat. Sie werden sich in unteren Ligen versuchen. Aber auch diese Typen werden uns – und dem Verein – menschlich fehlen. Da fällt mir sofort ein Hannes Braun ein, der sich für nichts zu schade war, in der Zweiten spielte und dazu noch im Junioren-Bereich engagiert.


FUPAOWL: Durch den Transfer von Dustin Zollondz ist aber auch ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen…

CH: Ja, schon. Aber bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass wir ausnahmslos Spieler aus unteren Spielklassen verpflichten. Zu Zollondz gesellen sich Timo Biegel (Reserve), Robin Steinkamp (Peckeloh), Julian Linnemann (Wiedenbrück II), Daniel-Andreas Bota (Rothenfelde), die beiden Youngster Marlon Herzog (Harsewinkel) und Catalin-Mihai Burta (Aramäer GT) sowie drei Eigengewächse aus unserer A-Jugend mit Jannes Kohlmeyer, Marvin Erlei und Kevin Klösener. Dazu werden wir noch versuchen ein paar weitere Juniorenspieler heranzuführen.


FUPAOWL: Wie schwer ist es eigentlich, jedes Jahr aufs Neue, junge Spieler an eine Westfalenligamannschaft heranzuführen?

CH: Es ist eine Herausforderung für uns, als Trainerteam, aber vor allem auch für die Spieler selbst. Bei Dustin Zollondz war es zum Beispiel so, dass er natürlich auch zum SV Avenwedde hätte gehen können. Ich habe ihm gesagt: Dort bist Du wahrscheinlich sofort der beste Mann. Doch bei uns gäbe es eine größere Herausforderung für ihn. Er müsse sich direkt mit viel stärkeren Akteuren messen und müsse sich die Anerkennung in jedem Training zunächst erarbeiten – und dieses Wagnis hat er angenommen. Darüber sind wir froh. Ich glaube generell, dass jeder mit den Aufgaben und Anforderungen wachsen kann. Dafür schaffen wir in Clarholz auch eine entsprechende Atmosphäre.


FUPAOWL: Da würden wir gern mehr erfahren. Wie macht Ihr das?

CH: Neben unseren regulären Trainingseinheiten machen wir während der Vorbereitungsphase jeden ersten Freitag im Monat eine Art „Teambuilding-Aktion“. Das war in den letzten Jahren mal Kartfahren, Paintball oder auch Wasserskifahren. Die Mannschaft lernt sich abseits des Platzes besser kennen, man wächst zusammen und schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Gerade in einer Umbruchsphase wie sie bei uns ansteht, hat sich das bewährt.


FUPAOWL: Du gehst in dein drittes Jahr als Chef-Trainer. Worin wird diesmal deine Hauptaufgabe liegen?

CH: Die neuen Spieler zu integrieren und natürlich möglichst viele „Clarholzer Jungs“ an die Westfalenliga heranzuführen. Das bleibt unsere Vereinsphilosophie.


FUPAOWL: In der abgelaufenen Saison habt Ihr es geschafft, durchgängig über die gesamte Spielzeit zu punkten. Worin siehst Du die Gründe, für konstant gute Leistungen?

CH: Wir hatten unsere zwei Gesichter. Gegen die oberen Teams haben wir überraschenderweise immer sehr gut gespielt und phasenweise sogar den Top-Teams Paroli geboten. Trotzdem haben wir dann häufig unnötig Punkte liegengelassen. Man erinnere sich an das 1:2 gegen Münster, wo wir geführt haben und es dann tatsächlich fertigbringen, noch zwei Elfmeter zu verschießen. Wenn wir das abstellen könnten und in solchen Situationen das Ganze cooler herunterspielen, wäre das ein ganz großer Schritt nach vorne. Aber soweit sind wir jetzt noch nicht.


FUPAOWL: Wie sieht der Plan für die Vorbereitung aus?

CH: Wir starten mit einem lockeren Aufgalopp. Die Spieler sollen erstmal „ankommen“. Natürlich werden wir dann im Vorbereitungsverlauf nicht um den ein oder anderen Konditionslauf herumkommen, aber zunächst werden wir es spielerisch angehen.


FUPAOWL: Der Kader für die kommende Saison wird dann circa 23 Spieler umfassen. Dazu verändert sich das Trainerteam ein bisschen.

CH: Stand jetzt gehen wir mit 23 Feldspielern plus drei Torhütern in die Saison. Genau, Markus Bollmann wird Co-Trainer, Frank Scharpenberg und Carsten Strickmann bleiben wie bisher an Bord. Und den Torwarttrainerposten übernehmen Christian Spilker und Gereon Wessel.


FUPAOWL: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

CH: Danke, ebenso!

Aufrufe: 027.6.2019, 18:30 Uhr
FuPaAutor