2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Christian Teschner: 2. FuPa-Ehrenmann

AUSZEICHNUNG: +++ Spielertrainer des TFV Ober-Hörgern geht auch im echten Leben voran +++ Stammzellenspende hinter sich gebracht +++ Wie läuft solch ein Vorgang ab? +++

Als fußballerische "Lebensversicherung" des Friedberger A-Ligisten TFV Ober-Hörgern ist Spielertrainer Christian Teschner kreisübergreifend bekannt. Doch nun sorgt der Goalgetter für ganz andere positive Schlagzeilen: Er hat nämlich Anfang der Woche einem schwer kranken jungen Mann Stammzellen gespendet. Mit der Auszeichnung zum 2. FuPa-Ehrenmann wollen wir Christian nicht gottgleich in den Himmel heben, aber diese tolle Tat prominent würdigen. Wir verbinden unsere Auszeichnung außerdem mit vielen Infos, wie eine derartige Aktion überhaupt abläuft. Denn jede Registrierung ist wichtig, viele retten wirklich Leben!

Alles begann vor etwa fünfeinhalb Jahren. Es war bei Christian Teschner nicht der Klassiker eines Massen-Registrierungsangebots am Fußballstadion, nein, der Torjäger bestellte sich ein Registrierungsset der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarksspender-Datei) bequem nach Hause, entnahm sich eine Speichelprobe und schickte alles zurück. Dann passierte erstmal lange nichts.

"Der Anruf kam dann Ende 2019", erinnert sich Teschner, "es hieß, es gäbe vermutlich eine Übereinstimmung." Teschner wurde gebeten, beim Hausarzt eine Blutprobe zu organisieren und weitere Daten zu sammeln. Als diese eingesandt waren, dauerte es nicht lange, und er wurde zu einer gründlichen Rundum-Untersuchung in eine Klinik bestellt. Fast vier Stunden checkten die Ärzte den Offensvimann des TFV gründlich von oben bis unten durch. "Das war schon alles ganz interessant und eine generell gute Sache, zu wissen, ob man gesund ist", so Teschner. Körperlich sogar kerngesund durfte er die Klinik verlassen, und schon ging es in die Terminierungsphase: Wie sollte die Spende ablaufen? Denn die Vorhergehensweise hängt vom Patienten und dessen Zustand ab. In Teschners Fall wurde der häufigere Fall zweier Methoden anberaumt, 80 Prozent laufen sogar so ab: Der Spender liegt 4-8 Stunden im Krankenhausbett, aus einem Arm geht das Blut heraus in eine Art Zentrifugal-Maschine, die Stammzellen rausfiltert, in den anderen Arm wird das Blut dann zurückgeführt. Der Spender kann das Krankenhaus noch am selben Tag verlassen. Randinfo: Die anderen 20 Prozent der Spenden sind klassische Knochenmarksspenden.

Die Abstimmung des Termins für den Eingriff ist wahnsinnig wichtig, weil der Spender vier Tage zuvor damit beginnen muss, ein Medikament zu nehmen, das zum Termin hin Stammzellen anreichert, während die des Patienten zeitgleich abgetötet werden. So muss dann am Tag der Spende alles funktionieren. Ein ambulanter Pflegedienst kann das Spritzen des Medikamens übernehmen, Teschner führte diese nicht ganz leichte Überwindungs-Aufgabe selbst durch. Bei der Mobilisierung der Stammzellen sorgt das Medikament für grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen. "Aber wenn man das vergleicht mit dem, was der Patient durchmacht, ist das wirklich eine sehr geringes Opfer, das muss man einfach mal für sich in Relation setzen. Zehn Tage leicht verändertes Körpergefühl oder lebensbedrohliche Krankheit?", betont Teschner, warum er sich nicht abschrecken ließ und das auch für alle anderen Menschen ohne Vorerkrankungen voraussetzt.

Und wir sind immer noch nicht ganz bei der Spende angekommen. Denn ein schwarzes Code-Wort hat alles noch einmal verkompliziert: Corona. Abläufe mussten besonders vorsichtig und genau vonstatten gehen, es gab zudem einen Austausch von Notfall-Nummern, hätte sich Teschner infiziert, und auch die Frage stand im Raum, ob er angreifbarer für Covid19 sei, wenn er ausgerechnet jetzt, Mitte März 2020, spenden würde. "Schlussendlich geht es aber für eine andere Person um Leben und Tod, da konnte mich dann auch kein Corona-Virus von abhalten", so der TFV-Coach bestimmt.

Am vergangenen Montagmorgen setzte er sich dann 2 Stunden vor dem Eingriff die letzte Spritze. Und dann war es soweit. Alles lief glatt. "Danach ist man erstmal für einige Tage geschwächt und muss sich schonen." Zwei Wochen kein Kontaktsport - in der aktuellen Zeit kein Problem, doch als Teschner den Stammzellen-Deal einging, war das noch nicht abzusehen. "Wir stecken im Abstiegskampf und ich hätte drei Spiele verpasst. Aber auch hier: Natürlich wäre es das wert gewesen, um ein Leben zu retten!"

Vor der Spende darf der Stammzellendonator nichts über die Identität des Empfängers erfahren. Je nachdem, wo in der Welt der Patient sitzt, der mit Teschner die genetische Übereinstimmung hat, ist nun jedoch ein Kontakt möglich. In seinem Fall erreicht seine Spende einen jungen deutschen Mann unter 30 Jahren. "Ich werde von meinem Recht Gebrauch machen und ihm bald einen Brief schreiben. Denn klar, es interessiert mich, wie es ihm zukünftig geht. Alles weitere muss man dann sehen. Ich hoffe natürlich inständig, dass ich meinen Beitrag leisten konnte, dass er überlebt und ein gesundes Leben führen kann."

Es ist übrigens möglich, dass der Empfänger seiner Stammzellen noch eine weitere Fuhre benötigt. Teschner ist für diesen Fall quasi "reserviert", steht dem drohenden Szenario aber aufgeschlossen gegenüber. "Ich kann nur immer wieder betonen, wie super es wäre, wenn sich noch viel mehr Menschen registrieren lassen würden. "Wenn ich das hinkriege, dann schafft ihr das doch auch alle. Und nicht vergessen: Es gibt so viel Wichtigeres als Fußball". Stimmt. Das wird man wohl nicht nur in Ober-Hörgern so sehen.

Der Moment der Stammzellen-Entnahme. Teschners Daumen geht nach oben: Alles gut gelaufen!
Der Moment der Stammzellen-Entnahme. Teschners Daumen geht nach oben: Alles gut gelaufen! – Foto: Teschner


Aufrufe: 025.3.2020, 09:07 Uhr
Dennis BellofAutor