2024-05-02T16:12:49.858Z

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Neues Gesicht zwischen den Pfosten: Carina Schlüter kommt vom SC Sand an die Isar.  sampics
Neues Gesicht zwischen den Pfosten: Carina Schlüter kommt vom SC Sand an die Isar.  sampics

Carina Schlüter wechselt vom Sand-Kasten ins Tor des FC Bayern München

„Das sind zwei Welten“

Es war ein Mittwochabend im April, als Carina Schlüter ihre zukünftigen Kolleginnen fast zur Verzweiflung brachte. Im Tor des SC Sand vereitelte die 22-Jährige etliche Großchancen des FC Bayern.

VON CHRISTIAN STÜWE

München – Die Münchnerinnen fanden kein Mittel gegen die Torhüterin. Die Partie endete 1:1, die Bayern-Frauen ließen entscheidende Punkte im Meisterrennen mit dem VfL Wolfsburg liegen.

Dass Schlüter, die reaktionsschnelle Frau im Kasten des SC Sand, zu diesem Zeitpunkt schon ihren Wechsel nach München verkündet hatte, machte die Situation noch einmal spezieller. Seit Anfang Juli trainiert die 1,75 Meter große Torfrau nun mit ihren neuen Kolleginnen, übel genommen hat ihr den starken Auftritt in Sand niemand. „Ich wurde ein- oder zweimal scherzhaft darauf angesprochen“, erzählt sie: „Für mich war völlig klar, dass ich für den SC Sand alles geben werde. Genauso wie ich jetzt für Bayern, wenn wir gegen Sand spielen.“

Knapp 2000 Einwohner hat Sand und ist in Baden-Württemberg, nahe der französischen Grenze, gelegen. Schlüter wohnte in einem Nachbardorf, mit dem Fahrrad fuhr sie die sechs Kilometer zum Training. „Viele fragen mich, wie es beim FC Bayern im Vergleich zum SC Sand ist“, berichtet Schlüter: „Aber man kann das nicht vergleichen, das sind zwei Welten. Für mich ist es super hier, weil ich auf höchstem und professionellem Niveau trainieren kann. So kann ich mich bestmöglich weiterentwickeln.“

Auch in München wohnt die Torfrau ein wenig außerhalb, sie mag es gerne etwas entspannter. Während sie sich privat also in Ruhe einleben kann, dürfte sie auf dem Platz direkt voll gefordert werden. Denn der Konkurrenzkampf im Tor der Bayern-Frauen ist enorm. Mit Schlüter und Laura Benkarth stehen zwei Nationaltorhüterinnen im Kader, die Niederländerin Jacintha Weimar ist die dritte starke Torfrau, die auf einen Stammplatz hofft.

Sie kennen die Situation, deshalb sind sie hier beim FC Bayern“, sagte Trainer Jens Scheuer: „Damit muss man umgehen und das werden sie sicher auch tun.“ Das Rennen um den Stammplatz im Tor sei völlig offen, betonte der neue Trainer, denkbar sei auch eine Variante, bei der eine Torhüterin in der Bundesliga spielt und die andere im Pokal zum Einsatz käme.

„Das sind alles Trainerentscheidungen, dazu möchte ich mich gar nicht groß äußern. Ich freue mich über jede Minute, die ich spielen darf“, erklärte Schlüter dazu. Tatsächlich ist wohl auf keiner anderen Position der Konkurrenzkampf so groß wie im Tor, ausruhen darf sich keine der drei Torhüterinnen. Schlüter hat sich bewusst auf diese Situation eingelassen: „Konkurrenz belebt das Geschäft. Ich denke, dass wir alle voneinander lernen können. Für mich persönlich ist der Schritt zum FC Bayern der Schritt, den ich gehen musste, um mich weiterzuentwickeln. Ich denke auch, dass der Druck, den wir uns machen, uns weiterbringt.“

Zur Weltmeisterschaft wurde Laura Benkarth als dritte Torhüterin mitgenommen, die 26-Jährige hatte nach langer Verletzungspause in der Schlussphase der vergangenen Saison Manuela Zinsberger aus dem Bayern-Tor verdrängt. Carina Schlüter absolvierte bislang ein Länderspiel, im vergangenen Sommer gegen Kanada. Weitere Einsätze für das DFB-Team sollen folgen.

Auch deshalb hat sich die junge Torhüterin auf die neue Welt beim FC Bayern eingelassen.

Aufrufe: 06.8.2019, 11:19 Uhr
Münchner Merkur / tz / Redaktion Münchner MerkurAutor