2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Foto privat: Zuversichtlich für die Zukunft - Feytal/ Weyers Coach Sebastian "Reisi" Reisenauer
Foto privat: Zuversichtlich für die Zukunft - Feytal/ Weyers Coach Sebastian "Reisi" Reisenauer

Bodenständig und konzentriert bleiben

Ein Blick hinter die Kulissen der SG Feytal/ Weyer

Das FuPa-Team Euskirchen war wieder im Kreis unterwegs und hat sich einen weiteren Interviewpartner geschnappt. Dieses Mal stand uns der Trainer von der SG Feytal/ Weyer - Sebastian „Reisi“ Reisenauer (30) - Rede und Antwort und schaute mit uns in eine schwierige Rückrunde 2013/2014 zurück. Aber auch der furiose Saisonstart mit „weißer Weste“ und ein kleiner Ausblick auf die kommenden Wochen dürfen natürlich nicht fehlen. Hier geht es zu dem sehr lockeren Interview….

rb: Hallo Sebastian, oder darf ich „Reisi“ sagen?

Sebastian Reisenauer: Na klar, die meisten Leute kennen mich eh nur unter „Reisi“. Ich wurde schon öfters gefragt wie „Reisi“ eigentlich mit Nachnamen heißt (lacht).

rb: Bevor wir auf die aktuelle Situation schauen, ein kleiner Blick zurück. Die SG Feytal/ Weyer musste in der abgelaufenen Saison 2013/2014 schon früh den Rücktritt von Dirk Karbowiak verkraften. Die entstandene Vakanz auf dem Trainerposten sollte langfristig nachbesetzt werden. Warum fiel die Entscheidung auf Dich?

Sebastian Reisenauer: Es war Kirmessamstag in Kommern, als ich den Anruf von unserem Geschäftsführer Ingo Klein bekam, dass die SG Feytal/Weyer Interesse an mir als Trainer hat, da einige Jungs aus der Mannschaft mich vorgeschlagen haben. Es kam ehrlich gesagt etwas überraschend, aber umso erfreuter war ich über diese Anfrage meines Ex-Vereins. Also setzte ich mich zu Hause hin, schrieb ein zweiseitiges Konzept über meine Vorstellungen und Ziele und sendete diese dem Verein zu. Dieses Konzept überzeugte Ingo so sehr, dass er Feuer und Flamme war. Danach trafen wir uns, klärten alles ab und ich konnte mit meiner Arbeit beginnen.

rb: Mit damals erst 29 Jahren bist du deutlich jünger als viele Deiner Trainerkollegen. Warum hast Du die Entscheidung getroffen, im besten Fußballalter, den Trainerposten in Feytal zu übernehmen?

Sebastian Reisenauer: Ich hatte mit dem Wechsel nach Nierfeld II wirklich zwei richtig geile Jahre: Aufstieg in die Kreisliga B und der Durchmarsch durch die Kreisliga A. Ich durfte unser Team als Kapitän in die Bezirksliga führen. Was aber nach dem Weggang von Jörg Piana in Nierfeld passierte war wirklich schade und unser Team fiel in der Anfangszeit der Bezirksliga zusammen. Der Verein entschied sich die Reißleine zu ziehen und die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden. Das war wie ein Fall in ein tiefes Loch. So gab es für mich eigentlich nur zwei Alternativen: Zurück zum Heimatverein Kommern oder wieder zurück nach Feytal. Da kam das Angebot wie gerufen und ein guter Trainer, was ich noch beweisen möchte, muss keine 50 Jahre Erfahrung haben.

rb: Die erste Zeit war nicht einfach. Ihr habt lange im Abstiegsstrudel der B-Klasse festgesteckt, obwohl zahlreiche Spieler im Winter zum Verein kamen, die schon höherklassig aktiv waren. Woran lag dies?

Sebastian Reisenauer: Es lag ganz klar an einem Punkt: Wir hatten niemanden der vorne die Buden macht. Dazu kam noch, dass wir nicht eingespielt waren und eher wie ein „zusammengewürfelter Haufen“ auftraten. Trotzdem erspielten wir uns immer wieder gute Chancen, die wir letztendlich kläglich vergaben. Doch wir haben nie die Ruhe verloren und aus diesem Grund heraus haben wir uns mit dem Sieg gegen Vernich doch noch gerettet.

rb: Ende gut, alles gut, denn der Abstieg wurde am Ende verhindert und Du konntest in die neue Kaderplanung gehen. Was hat sich bei Euch im Sommer getan?

Sebastian Reisenauer: Zuerst einmal geht ein riesengroßes Dankeschön an Dennis Miesseler! Ohne ihn würde die Mannschaft ganz anders aussehen. Denn er hat auch die beiden „Königstransfers“ Michels und Valtinke eingetütet (grinst). Mit Murk, Aigner, Knipp und Hammer hatte ich schon am Anfang meiner Trainer - “Laufbahn“ Gespräche geführt, jedoch sagten alle, dass Sie erst die Saison bei ihrem Verein beenden möchten, um dann nach der Saison zu uns zu kommen. Dies zeigte mir, dass alle Spieler Charakter zeigen und ihren Verein nicht im Stich lassen. Genau solche Jungs braucht ein Trainer. Dann rief mich eines Tages Dennis Miesseler an und sagte mir, dass Sebastian Michels einen Tapetenwechsel möchte. Am nächsten Tag haben wir uns bis spät in die Nacht zusammengesetzt und Sebastian hat sich für die SG Feytal / Weyer entschieden. Damit war auch klar, dass Thomas Valtinke kommt, da er mit seinem alten Freund gemeinsam spielen wollte. Wie sagt man so schön? Zwei Fliegen mit einer Klatsche gefangen (strahlt über beide Ohren).
Außerdem konnte mit Angelo Rubino ein weiterer Spieler zur Rückkehr nach Feytal überzeugt werden. Zusätzlich zählen für mich Marcel Derichs (vom Mittelfeldspieler zum Torwart umfunktioniert) und Alex Arns (reaktiviert) zu den „Neuen“! Gerade Alex Arns wird immer fitter und ist für mich unersetzbar. Er entwickelt sich zur festen Säule im Team und im Verein. Diese „Neuzugänge“ werden leider zu oft vergessen.

rb: Wie lief die Vorbereitung? Worauf hast Du Wert gelegt?

Sebastian Reisenauer: Beim ersten Training standen 27 Mann auf dem Platz, die mit uns in die Vorbereitung starten wollten. Ich kam mir vor wie in einem falschen Film, jedoch war ich sehr erfreut über so viel Zuspruch. In der Vorbereitung war es mir extrem wichtig, so viel es geht mit dem Ball zu machen, da ich es selbst früher gehasst habe wenn man 3-4 Wochen nur im Wald war. Dies ist und wird auch niemals meine Art sein. Wir haben viele Testspiele absolviert, damit wir uns als Team finden und haben das Trainingslager genutzt, um Stimmung ins Team zu bekommen und um uns auch menschlich aneinander zu gewöhnen. Ich sag mal so „Dies hat ganz gut funktioniert“ (lacht).

rb: Der Start in die Liga gelang eindrucksvoll. Ihr habt alle sechs Spiele gewonnen. Geht das jetzt so weiter und kann sich die Konkurrenz schon mit dem Ringen um Rang zwei abfinden?

Sebastian Reisenauer: Ein ganz klares NEIN! Es sind noch 26 Spiele (78 Punkte) zu spielen! Das bedeutet 26 mal 100% geben, Einsatz zeigen, jedes Spiel ernst nehmen und von Spiel zu Spiel zu denken.

rb: Ihr habt in den ersten sechs Spielen bereits 33 Tore erzielt. Es sieht so aus, dass die Offensive Euer Prunkstück ist. Ist das Deine Spielphilosophie?

Sebastian Reisenauer: Wie eben schon erwähnt, war dies in der Rückrunde unsere große Schwäche und ich habe viel Wert auf den Torabschluss und das Herausspielen von Chancen gelegt. Mit Kevin Murk (jung, schnell, torgeil und beidfüßig) und Thomas Valtinke (im besten Fußballalter (lacht), robust, torgeil und kopfballstark) haben wir einen wirklichen Traumsturm, der genau weiß wo die Kiste steht. Zusätzlich haben wir noch den jungen Angelo Rubino, der seinen Rückstand aufgrund Urlaub und Arbeit immer mehr wettmacht. Aber das nützt alles nichts, wenn die Jungs hinter ihnen nicht einen super Job machen und die Dinger auflegen.

rb: Hinten hingegen seid ihr anfällig. Zehn Gegentreffer sind nur Ligamittelmaß und immer wird die Formel „vorne eins mehr schießen, als hinten zu bekommen“ nicht aufgehen. Ist das der Ansatz der nächsten Wochen?

Sebastian Reisenauer: Fehler werden eben bestraft, egal ob in der Bundesliga oder in der Kreisklasse. Und wenn wir nicht endlich verstehen, dass ein Spiel 90 + x Minuten geht, dann wird definitiv die Zeit kommen, wo wir hinten eins mehr kassieren als vorne geschossen wird und dann ist das Geschrei groß. Aber Du hast recht, genau da müssen wir ansetzen und meine Meinung ist ganz klar: Ein 2:0 ist mir lieber als ein 5:3! Auch wenn sich die Zuschauer mehr über ein Torspektakel freuen.

rb: Schauen wir auf den Kader. Kevin Murk zum Beispiel schießt in den ersten fünf Spielen zehn Tore und sitzt dann im sechsten Spiel 90 Minuten auf der Bank. Hast Du ein Luxusproblem, oder ist das Dein Verständnis davon, alle Spieler bei Laune zu halten?

Sebastian Reisenauer: Ein Luxusproblem habe ich leider nicht. Kevin Murk war angeschlagen und da er gerade seine Ausbildung angefangen hat, haben wir uns dafür entschieden dass er aussetzt und eine Pause bekommt. Fußball ist nur ein Hobby und sollte den Jungs Spaß machen. Arbeit geht vor und da muss der Fußball schon mal zurückstecken. Außerdem bringt es nichts, wenn jemand nur 70% geben kann. Damit hilft uns niemand weiter. Entweder ein Spieler ist in der Lage 100% zu geben, oder wir lassen es sein. Jedoch war dies für Kevin schmerzhaft mit anzusehen wie wir auf Kunstrasen kombinieren und welche Chancen sich ergaben.
Zusätzlich ist es so, dass bei mir JEDER seine Chance bekommt. Hängt er sich im Training rein, ist er schneller im Team als er gucken kann. Andersherum aber genauso, wer meint Larifari zu spielen, der sitzt auch mal draußen. Somit hat es jeder selbst in der Hand.

rb: Blicken wir auf die Konkurrenz. Wen siehst Du als schärfsten Widersacher im Aufstiegsrennen, oder sind es gar mehrere?

Sebastian Reisenauer: Da ich erst sechs Mannschaften gegen uns spielen gesehen habe, kann ich nur über diese urteilen. Bei diesen Spielen hat mich Dreiborn wirklich sehr positiv überrascht. Die spielen einen guten und gepflegten Ball. Ansonsten finde ich es nach sechs Spieltagen echt schwer, da dies nur eine Momentaufnahme ist. Jedoch haben wir viele gute Mannschaften in der Liga.

rb: Die da wären?

Sebastian Reisenauer: Ich kann nur vom letzten Jahr sprechen, da hat mir die Spielweise von den Sportfreunden 69 sehr gut gefallen und die bekommen durch die perfekte Anlage in Nettersheim zusätzlich noch einen enormen Schwung.

rb: Es schließt sich direkt die Frage an. Wer ist die Überraschung und wer die Enttäuschung der noch jungen Saison?

Sebastian Reisenauer: In meinen Augen steht Schönau zu Unrecht da unten, da sie seit Jahren einen guten Ball spielen. Aber so ist es manchmal im Fußball. Wenn es nicht läuft, dann läuft es einfach nicht. Und genau das kann jeder Mannschaft passieren und davor warne ich meine Jungs auch immer. Es gibt nicht immer nur Siege und das sollte so langsam mal jedem in die Hirse gehen. Manchmal muss man auch aus einem Spiel einen Punkt mitnehmen. Gespannt bin ich auf die Aufsteiger Rotbachtal/ Strempt und die SG92. Zusätzlich tut sich momentan etwas in Schöneseiffen. Dort zu spielen war und wird auch niemals angenehm sein.

rb: Abschließend noch ein Blick auf Sonntag, denn da kommt der SSV Golbach zu Euch. Wie schätzt Du sie ein?

Sebastian Reisenauer: Golbach habe ich selber noch nicht spielen gesehen, aber ihnen wird eine junge und wilde Spieleinstellung nachgesagt. Dort darfst du auf keinen Fall zurückliegen oder sie ins Spiel kommen lassen. Wir werden wieder versuchen dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken. Michael Nelles macht in Golbach einen guten Job und die Truppe ist trotz der zuletzt drei sieglosen Spiele nicht zu unterschätzen. Ganz im Gegenteil, wir müssen höllisch aufpassen und dürfen uns nicht den Schneid abkaufen lassen.

rb: Danach habt Ihr ein spielfreies Wochenende. Zeit für eine Verschnaufpause oder macht Ihr etwas mit der Mannschaft zusammen? Vielleicht ein Testspiel oder mal etwas abseits vom Fußballfeld?

Sebastian Reisenauer: Besser hätte ein spielfreies Wochenende nicht stattfinden können, denn vom 18.09.2015 – 21.09.2015 findet in Vussem die Kirmes statt. Am Freitag werden wir wie gewohnt trainieren, um danach das ein oder andere Kaltgetränk in Vussem zu genießen, denn dort sind wir unschlagbar (lacht). Wir nutzen das Wochenende aber auch um zu verschnaufen und kleinere Blessuren zu kurieren. Und da hilft bekanntlich „Kühlen“ am besten (lacht).

rb: Bevor ich mich für das Interview bedanke hast Du hier noch die Möglichkeit etwas in eigener Sache loszuwerden. Vielleicht ein Aufruf an die Fans und Zuschauer, warum es sich lohnt, wieder die Spiele der SG Feytal/ Weyer zu besuchen?!

Sebastian Reisenauer: Wir als Team versuchen einen schönen Fußball zu spielen und dies so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Da uns dies bis jetzt ganz gut geglückt ist, würden wir uns über den ein oder anderen Zuschauer freuen. Außerdem gibt es bei uns ein „Catering“, welches Peter Moringen perfekt organisiert. Sei es eine leckere heiße Wurst, ein kaltes Bier oder doch einfach eine kalte Cola.
Und dann fallen da ja „leider“ noch momentan 7,16 Tore pro Spiel, was einen Ausflug zum Sportplatz erleichtern könnte. Zusätzlich noch ein dickes Dankeschön an meinen Co-Trainer Fabian Esser, der mir den Rücken freihält und zusätzlich auf dem Platz mein verlängerter Arm ist und extrem wichtig ist. Zusätzlich noch an den Vorstand um Ingo Klein. Die machen wirklich alles für uns Jungs. So war der erste Schritt im Trainerdasein wirklich einfach. DANKE

Reisi, besten Dank für Deine Offenheit und viel Glück für die nächsten Aufgaben.

Über Euren Verein, Eure Trainer und Spieler gibt es auch ein paar Geschichten, dann wendet Euch an uns. Wir machen eine Story daraus. FuPa - Das Amateurportal - hier staubt die Asche!

Aufrufe: 09.9.2015, 18:00 Uhr
Rocco BartschAutor