2024-05-14T11:23:26.213Z

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Max Höhenberger (rechts) und Marco Weber sind beste Freunde - seit knapp 20 Jahren. Und die beiden Mittelfeldspieler laufen gemeinsam für Bayernliga-Aufsteiger Feucht auf.
Max Höhenberger (rechts) und Marco Weber sind beste Freunde - seit knapp 20 Jahren. Und die beiden Mittelfeldspieler laufen gemeinsam für Bayernliga-Aufsteiger Feucht auf. – Foto: Dieter Rebel

Blick in den Feuchter Maschinenraum: »Man zickt sich schon an«

Max Höhenberger und Marco Weber vom 1. SC Feucht im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel

Max Höhenberger und Marco Weber haben viele Gemeinsamkeiten. Deshalb sind die beiden seit bald 20 Jahren beste Freunde. Ihre größte Leidenschaft, die sie teilen, ist der Fußball - allen voran der 1. SC Feucht. Mit dem mittelfränkischen Traditionsverein sind die zwei Mittelfeldspieler in die Bayernliga zurückgekehrt, spielen dort eine gute Rolle. Im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel sprechen Weber und Höhenberger aber nicht nur über Punkte und Tore, sondern vor allem über das Zwischenmenschliche - auf und neben dem Platz.

Marco, Maximilian: Was ist Eurer Meinung nach das Geheimnis einer funktionierenden Mannschaft?
Marco Weber: Auf der einen Seite Teamspirit. Dass jeder für jeden da ist. Dass man sich neben und auf dem Platz gegenseitig hilft. Was aus meiner Sicht auch ganz, ganz wichtig ist: Der Spaß. Hat man den, läuft es gut - und umgekehrt.

Max Höhenberger: Als Zusatz noch zu dem, was Marco gesagt hat: Das Verständnis zwischen Management, Trainerteam und Mannschaft. Hier muss es untereinander passen.

Spielen Spieler, die sich neben dem Platz gut verstehen automatisch auf dem Platz gut zusammen?
Max Höhenberger: Ja, ich denke schon. Wir haben hier in Feucht eine gewachsene Mannschaft. Viele Spieler kennen sich zudem von früheren gemeinsamen Stationen. Gerade in einer neuen Liga findet man sich besser zurecht, wenn man sich gut kennt.

Marco Weber: Versteht man sich privat gut, macht man für seinen Nebenmann gerne einen Schritt mehr. Diese entstehende Eigendynamik ist es, was man unter Teamgeist versteht und richtig Spaß macht. Und schon sind wir wieder beim Spaß. Dieses Thema hatten wir bereits.


Alles Friede, Freude, Eierkuchen - alles gut?

Sind, wie oft angesprochen, vielleicht nicht doch auch verschiedene Charaktere und somit Reibung nötig, um Erfolg zu haben?
Marco Weber: Verschiedene Charaktere sind innerhalb einer Mannschaft sehr wichtig. Der eine ist eher ein Typ Leader und geht voran. Der andere braucht Ruhe, um sich entfalten zu können. Genauso wie diese unterschiedlichen Facetten gehören auch Reibereien dazu. Es kann nicht immer alles Spaß machen. Ein gewisser Ernst ist vonnöten. Wettkämpfe um einzelne Positionen sind förderlich, um Leistung zu bringen.

Max Höhenberger: Gerade den letzten Punkte möchte ich nochmal aufnehmen. Ehrgeiz ist ein großer Aspekt im Fußball. Versteht man sich zu 100 Prozent, lässt man vielleicht das ein oder andere Prozent nach. Und das darf nicht sein. Wir wollen ja alle gewinnen.

Ist das Motto „11 Freunde“ längst überholt?
Max Höhenberger: Würde ich nicht zwingend behaupten. Gerade auf dem Platz sollte man sich als Team verstehen. Denn nur so ist man erfolgreich. Füreinander kämpfen, sich gegenseitig unterstützten, den Fehler vom anderen ausbaden – das ist das, was eine erfolgreiche Mannschaft ausmacht. Und das ist es auch, was man in fußballerischer Hinsicht unter Freundschaft versteht. Deshalb würde ich nicht sagen, dass dieses Motto überholt ist.

Marco Weber: Man kann sich nicht mit jedem super verstehen. Stimmt allerdings die Kernstimmung, hält die Mannschaft besser zusammen und erreicht mehr.

Dieter Rebel traf sich mit Marco Weber (rechts) und Max Höhenberger (rechts) im Lokal von Ex-Profi Paolo Rizzo (Mitte).
Dieter Rebel traf sich mit Marco Weber (rechts) und Max Höhenberger (rechts) im Lokal von Ex-Profi Paolo Rizzo (Mitte). – Foto: Dieter Rebel

Ihr beide gehört zu den Leistungsträgern beim 1. SC Feucht, seid im Maschinenraum, dem Mittelfeld, aktiv. Versteht Ihr euch blind?
Marco Weber: Das muss und darf irgendwie gar nicht sein. Unsere Ausbildungen waren unterschiedlich. Zudem ist Max eher defensiv orientiert und ich offensiv. Er bremst mich, ich versuche ihm Freiräume zu ermöglichen. Blind verstehen ist der falsche Ausdruck. Wir verstehen uns gut, kommunizieren viel und ergänzen uns.

Max Höhenberger: Wir verstehen uns neben dem Platz verdammt gut – und wir respektieren uns auf dem Feld. Und das ist wichtiger, als sich blind zu verstehen.

Seid ihr auch im „normalen“ Leben Freunde?
Max Höhenberger: Ich würde fast behaupten, wir verstehen uns abseits des Fußballs besser als während der 90 Minuten (schmunzelt) Wir kennen uns schon seit 18, 19 Jahren. Seit der D-Jugend. Wir haben damals gemeinsam bei Fürth gespielt. Später trennten sich unsere sportlichen Wege, der Kontakt ist aber nie abgerissen. Vor drei Jahren in Ammerthal haben wir dann wieder fußballerisch wieder zusammengefunden.

Marco Weber: Dass man während eines Spieles ab und zu etwas zickt, ist vollkommen normal (lacht). Sich neben dem Platz zu verstehen ist wichtiger als auf dem Platz, da es sich, so ehrlich müssen wir doch sein, „nur“ um ein Spiel handelt. Ich kann mich auf Max als Freund verlassen, zu 100 Prozent. Brauche ich Hilfe, ist er da – ohne Wenn und Aber.

Max Höhenberger: Wir spielen Fußball, es macht uns Spaß – es ist aber nicht unser Beruf. Deshalb ist mir die private Freundschaft wichtiger als zwingend die 11-Freunde-Mentalität auszuleben.

Marco ist eher von „oben“ gekommen, hat seine fußballerische Ausbildung im NLZ von Greuther Fürth absolviert. Maximilian ist eher von „unten“ gekommen, hat sich also in die Bayernliga hochgearbeitet. Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Wege?
Marco Weber: Ich war elf Jahre bei Fürth. Da bleibt natürlich einiges. Der Großteil meines Leben war bzw. ist auf den Fußball fixiert. Sechsmal Training wöchentlich war Alltag. Der Gedanke, Profi zu werden, war natürlich da. Es hat aber nicht sein sollen. Dass ich aber andere Möglichkeiten hatte als Max bei der Quelle, ist selbstverständlich.

Max Höhenberger: Rein aus fußballerischer Sicht hätte der Weg von Marco natürlich zu mehr führen können. Er hat Regionalliga gespielt, ich bisher nicht. Der andere Weg, mein Weg war aber nicht zwingend ein Nachteil. Ich hatte mehr Zeit und Konzentration für die Schule. Auf der anderen Seite aber natürlich nicht so eine hochklassige fußballerische Ausbildung wie Marco.

Marco, hast Du einen Vorteil in der Bayernliga, weil Du schon höherklassiger gespielt hast?
Marco Weber: Nein, es zählt das Hier und Jetzt. Natürlich ist es eine Besonderheit, gegen einen starken Gegner wie den TSV 1860 München damals in der Regionalliga zu spielen. Da ist man extrem motiviert. Man pusht sich da selber, geht ganz anders in das Spiel rein. Es zählt aber nicht das individuelle Gefühl. Fußball ist ein Mannschaftssport. Und wir können nur gemeinsam erfolgreich sein.

Max, oder hast Du einen Vorteil, weil Du Fußball an der Basis gelernt hast?
Max Höhenberger: Dadurch, dass meine NLZ-Stationen beim Club und beim Kleeblatt lange zurückliegen, habe ich nicht die hochklassige Ausbildung genossen wie Marco – obwohl ich bei der Quelle in besten Händen war. Das ist aber aus meiner Sicht auch nebensächlich, wer welche Vergangenheit hat. Eine Mannschaft braucht unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Mentalitäten.


»Grundsätzlich ist Feucht keine unfaire Mannschaft«

Feucht gilt als kampfstarke Mannschaft, die oft an der Grenze des Erlaubten agiert. Wie schätzt Ihr das ein?
Max Höhenberger: Das ist sicher richtig. In der aktuellen Bayernliga Nord ist es aber auch vonnöten, eine solche Spielweise an den Tag zu legen. Es gibt zwei, drei absolute Topteams, die spielstark sind. Dahinter gibt es viele Mannschaften, die auf fast demselben Niveau agieren. Und da gilt es dann, dagegen zu halten.

Marco Weber: Wir sind kampfstark. Wir wollen aber auch über das Spielerische kommen. Dass es teilweise an die Grenze oder sogar darüber hinaus geht, gehört zum Sport. Grundsätzlich ist Feucht keine unfaire Mannschaft.

Schafft man es mit diesem Ruf vielleicht sogar eine Art Wagenburg-Mentalität herzustellen und somit noch eingeschworener zu werden?
Max Höhenberger: Ja, dadurch entwickelt sich ein gewisser Spirit. Wie Marco aber sagt, wollen wir uns nicht über Härte nicht definieren. Wir wollen Fußball spielen und auf diese Art und Weise Spiele gewinnen. Haut sich aber der ein oder andere mehr rein, tut das dem Teamgeist gut.

Feucht spielt als Aufsteiger gut mit, wird aber von Mitaufsteiger Neumarkt in den Schatten gestellt. Fühlt Ihr Euch deshalb nicht ausreichend wert geschätzt?
Marco Weber: Wir spielen bisher eine gute Runde. Wir haben das große Ziel des Vereins, die Rückkehr in die Bayernliga, geschafft. Es ist nicht selbstverständlich durch die Landesliga so zu marschieren, wie wir es gemacht haben. Deshalb sind wir mit unserem Weg zufrieden und fühlen uns auch nicht benachteiligt.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Aufrufe: 029.12.2021, 20:25 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor