2024-05-24T11:28:31.627Z

Ligabericht
Ausgerechnet Sascha Blessing - der Angreifer (links, hier gegen Michael Müller) erzielte gegen seinen Ex-Verein TSV Plattenhardt das entscheidende Tor. Foto: Yavuz Dural
Ausgerechnet Sascha Blessing - der Angreifer (links, hier gegen Michael Müller) erzielte gegen seinen Ex-Verein TSV Plattenhardt das entscheidende Tor. Foto: Yavuz Dural

Bezirksliga-Nachlese: Fokus auf die Filder-Teams

+++ Beim TSV Plattenhardt ist die Ernüchterung groß +++ Verdiente Niederlage des SV Bonlanden II +++ SV Vaihingen vergibt zahlreiche Großchancen +++ SpVgg Möhringen chancenlos gegen Adnan Akcan +++

Vier Spiele, vier Niederlagen: die Filderteams legen in der Bezirksliga einen Fehlstart hin. Vor allem beim TSV Plattenhardt ist die Ernüchterung groß.

Hurra, endlich wieder Fußball? Könnte man meinen nach zwölf Wochen Winterpause. Und eigentlich hatte man auch bei den vier Bezirksligisten von den Fildern so gedacht - bis am Sonntag die Kugel rollte und die Vorfreude prompt in Ernüchterung umgeschlagen ist. Die Bilanz des ersten Spieltags im Kalenderjahr: vier Spiele, vier Niederlagen. Es ist ein klassischer Fehlstart geworden, vor allem für die Filderstädter Mannschaften des SV Bonlanden II und des TSV Plattenhardt. Letzterer muss seine leisen Hoffnungen, vielleicht noch in den Kampf um den Relegationsplatz eingreifen zu können, wohl vorzeitig begraben.

TSVgg Plattenhardt - SV Sillenbuch 0:1

War's das schon? Ausgeträumt bereits nach dem ersten Spiel? Der Trainer Bernd Giersdorf antwortet mit einer Gegenfrage: ,,Wie viel Punkte sind es nun bis Platz zwei? Neun? Oder zehn?" Will heißen: sie können ja auch rechnen im Weilerhau. Und sie sind keine Fantasten auf Filderstadts Höhen. Realistisch betrachtet ist dem Unternehmen Aufholjagd in Richtung Top drei des Klassements der Strom abgedreht, ehe jenes überhaupt begonnen hat. Das 0:1 am Sonntag gegen den bisherigen Fünften Sillenbuch bedeutet einen mächtiger Dämpfer gleich zum Beginn der ausgerufenen Wochen der Wahrheit, in denen Giersdorfs Mannschaft bis Mitte April, Zufall des Spielplans, in Serie auf alle Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel trifft. Und nachdenklich stimmen muss die Niederlage allemal, weil nicht nur das Ergebnis nicht passte - auch die Leistung war weit von Spitzenniveau entfernt.

Angetreten ohne ihren Neuzugang Ramush Dashi (Wadenzerrung) und den Torjäger Christian Mayer (starke Erkältung), quälten sich die Plattenhardter zunehmend uninspiriert durch die Partie. Die Gastgeber verhedderten sich in Zweikämpfen, agierten im Angriff zu ungeduldig und ließen dann obendrein ihre beiden einzigen dicken Torchancen aus. Giersdorfs Trainerpartner Paulo Bayrak und Aristidis Perhanidis scheiterten jeweils freistehend. Der bittere Gegenzug des Gegners: er köpfte seinerseits den Ball nach einer Freistoßflanke zum Tor des Tages ins Netz. Der Schütze: ausgerechnet Sascha Blessing, also der Ex-Plattenhardter im Sillenbucher Trikot.

Alles in allem, sagt Giersdorf, ,,hat es irgendwie nicht so funktioniert" - was er ,,ein Stück weit auf die eigene Kappe" nimmt. Umgestellt hatten er und Bayrak vom bisher praktizierten 4-2-2- auf ein 4-2-3-1-System, um das Zentrum zu stabilisieren. Ein Fehler? Vielleicht ja. Immerhin: dieser ließe sich bis zum nächsten Spieltag korrigieren. Mit einer schnellen Wiedergutmachung für die verlorenen Punkte wird es schwieriger. Der folgende Gegner heißt NAFI Stuttgart, der Tabellenführer.

Tore: 0:1 Sascha Blessing (70.)

SV Bonlanden II - Sportvg Feuerbach 1:2

Es gibt so Tage, an denen kommt dann das eine zum anderen - und muss man als Trainer am Ende froh sein, dass sich keiner der eigenen Spieler beim Duschen den Knöchel gebrochen oder eine Haarwurzelzerrung zugezogen hat. Es fing für die zweite Mannschaft des SV Bonlanden am Sonntag so an, dass sich der Kapitän Yannic Buchwald mit einem Magen-Darm-Infekt abmeldete. Es ging damit weiter, dass der Abwehrmann Marcel Decker einen harmlosen Rückpass unter der Sohle durchrutschen ließ, was der Gegner dankend zu seiner Führung nutzte. Ausgerechnet Decker! Laut dem Coach Robert Stadtmüller hatte der 23-Jährige während der Rückrunden-Vorbereitung ,,herausragend gespielt". Aber damit noch nicht genug. Vollends ein schwarzer Nachmittag war es für die Filderstädter, als in der Nachspielzeit dann auch noch Alexander Busse die rote Karte sah. Der Keeper kam im Laufduell zu spät. Statt des Balls räumte Busse den auf ihn zustürmenden Gästeangreifer Brian Hofmann ab. Die letzten zwei Minuten bestritten die Schwarz-Weißen darauf mit dem Feldspieler Simon Kirschner im Tor.

Da freilich war der Karren eh schon verfahren. Unter dem Strich stand gegen die Sportvg Feuerbach eine unerwartete 1:2-Heimniederlage - durchaus verdient, wie Stadtmüller sagt. Denn nach einer noch annehmbaren ersten Hälfte, in der Jannis Imme drei Chancen zum eigenen 1:0 vergab, habe seine Mannschaft ,,den Faden total verloren". ,,Wir haben es nur noch mit der Brechstange versucht", sagt der Trainer. Mit der ging an diesem Sonntag allerdings nur eines zu Bruch: der Plan vom Auftaktsieg. Der Anschlusstreffer durch einen Kopfball von Patrick Dambacher fiel zu spät, um die Partie noch zu drehen.

Tore: 0:1 Harun Sever (32.), 0:2 Harun Sever (40.), 1:2 Patrick Dambacher (80.)

SV Ümmet Stuttgart - SV Vaihingen 3:2

Ob er nun wollte oder nicht: Carmine Napolitano hat die Begegnung vom Sonntag gleich zweimal durchgemacht: erst live am Spielfeldrand - und dann zuhause im Bett. ,,Ich konnte in der folgenden Nacht überhaupt nicht schlafen", sagt der Trainer des SV Vaihingen. Denn vor seinem geistigen Auge ratterten sie als aufwühlender Streifen ein weiteres Mal ab: all die vielen Torchancen. Wie viele waren es gewesen? Zehn? Fünfzehn? Oder gar noch mehr?

Das Dumme an der Geschichte: die Schwarzbachkicker haben gerade mal zwei davon genutzt. Ein Volleytreffer von Steffen Günther und ein Abstauber von Giampiero Lapeschi: das war die einzige zählbare Ausbeute. Und so ergab sich im Auswärtsspiel beim SV Ümmet Stuttgart nicht etwa Sieg Nummer drei in Serie - zu quittieren galt es eine 2:3-Niederlage, die erste seit Napolitanos Aufstieg zum Chefcoach beim Filderclub. ,,Ich kann der Mannschaft gar nicht viel vorwerfen", sagt der 43-Jährige, ,,wir haben alles probiert. Aber der Ball wollte nicht mehr rein." Auch dann nicht, als er im zweiten Durchgang mit Mann und Maus stürmen ließ und den gerade erst von einer Leistenoperation genesenen Torjäger Philipp Rosenberg ins Rennen warf. Letzterer köpfte die Kugel kurz vor dem Abpfiff um Zentimeter nebens Tor.

Freilich: ebenfalls zur Wahrheit gehört, dass die Vaihinger zuvor bereits mit drei Treffern in Rückstand geraten waren. Ein Konter, eine Abwehrpanne sowie ein ,,Traumfreistoß des Gegners" (Napolitano) hatten die Gäste in der ersten Hälfte geschockt - ehe die Heimelf auch deshalb ins Trudeln geriet, weil auf ihrer Seite in Nektarios Malamidis, Tefik Akkar und dem Spielertrainer Erdal Koyuncu drei Leistungsträger verletzt vom Rasen mussten. Ob Napolitanos Gegenüber Koyuncu seinerseits eine danach schlechte Nacht verbrachte? Grund hatte jedenfalls auch er.

Tore: 1:0 Ismail Cangür (25.), 2:0 Alperen Gürer (38.), 3:0 Mustafa Yesildaglar (42.), 3:1 Steffen Günther (47.), 3:2 Giampiero Lapeschi (83.)

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - N.A.F.I. Stuttgart 1:4

Ja, gewiss, auch die Kicker von der Hechinger Straße haben verloren. Und natürlich: nach einem 1:4 klatscht man sich als Beteiligter nicht vor Begeisterung auf die Schenkel. Aber: in diesem Fall gilt es zu relativieren. Schließlich war der Gegner nicht irgendwer, sondern die Liga-Übermacht, der Spitzenreiter NAFI Stuttgart. Im Hinspiel waren die Möhringer gegen diesen noch mit 0:8 unter die Räder gekommen. Diesmal? ,,Was zählt, ist nicht das Ergebnis, sondern die Leistung. Und die war in Ordnung", sagt der Trainer Jörg Elser.

Vor allem jene in der Defensive. Selbige stemmte sich mit intensiver Laufarbeit und taktischer Disziplin gegen die Angriffslawine des Gasts. Bezeichnend: die Entscheidung erzwang der Favorit schließlich nicht aus dem Spielfluss heraus, dafür mussten drei Standardsituationen her. Adnan Akcan verwandelte zwei Freistöße direkt und blieb auch vom Elfmeterpunkt aus kühl, nachdem Steven Jordan zwischendurch die Sportart verwechselt hatte - der Möhringer Abwehrchef hatte einen Eckball reflexartig mit der Hand abgewehrt. Für Akcan waren es die Saisontreffer Nummer 28 bis 30. Damit hat er schon jetzt fast das Endergebnis der beiden letztjährigen Torschützenkönige erreicht: Der Münsteraner Marco Schulz und der Möhringer Steffen Müller kamen seinerzeit auf 31 Treffer.

Aktuell war Müller wegen eines grippalen Infekts gar nicht dabei. Er fehlte ebenso wie Olivier Mendi (privat verhindert), währen der Winterpausen-Neuzugang Giovanni Casarin im linken Mittelfeld debütierte.

Tore: 0:1 Ugur Capar (12.), 0:2 Adnan Akcan (19.), 1:2 Marian Wieser (47.), 1:3 Adnan Akcan (66.), 1:4 Adnan Akcan (85.)


1.
N.A.F.I. Stuttgart (Auf) 17 15 0 2 85 : 20 65 45 2.
TSV Weilimdorf 17 12 3 2 50 : 17 33 39 3.
MTV Stuttgart 17 12 2 3 45 : 22 23 38 4.
SV Sillenbuch 17 9 4 4 46 : 35 11 31 5.
TSVgg Plattenhardt 17 8 5 4 38 : 16 22 29 6.
FC Stuttgart-Cannstatt 17 8 3 6 38 : 38 0 27 7.
VfB Obertürkheim (Auf) 17 8 3 6 42 : 43 -1 27 8.
Sportvg Feuerbach 17 6 3 8 32 : 31 1 21 9.
SV Bonlanden II 17 6 3 8 29 : 41 -12 21 10.
SSV Zuffenhausen 17 6 1 10 26 : 36 -10 19 11.
SV Vaihingen 17 5 3 9 32 : 49 -17 18 12.
SV Ümmet Stuttgart (Auf) 17 5 3 9 39 : 69 -30 18 13.
SpVgg 1887 Möhringen e.V. 17 4 4 9 30 : 47 -17 16 14.
TV Zuffenhausen 17 4 4 9 28 : 45 -17 16 15.
TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 17 2 4 11 25 : 39 -14 10 16.
Croatia Stuttgart 17 2 3 12 26 : 63 -37 9



Aufrufe: 08.3.2016, 13:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor