2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Jubelt auf dem Fußballplatz - und auf dem Handballfeld: Moritz Faßbinder | Foto: Matthias Konzok
Jubelt auf dem Fußballplatz - und auf dem Handballfeld: Moritz Faßbinder | Foto: Matthias Konzok

Bei Moritz Faßbinder hat alles Hand und Fuß

Das eine tun, ohne das andere sein zu lassen: Porträt eines Fußball spielenden Handballers oder andersherum eines Handball spielenden Fußballers

Ob der Ball mit den Händen oder mit den Füßen gespielt wird, ist ihm egal. Moritz Faßbinder weiß so oder so, mit ihm umzugehen. Der 22-Jährige überzeugt auf gehobenem Landesliga-Niveau – sei es im Fußball beim FC Emmendingen oder im Handball bei der HSG Freiburg.
Wenn Moritz Faßbinder von Handball spricht, gerät er ins Schwärmen. „Ich war schon immer ein Hallenkind. Dort geht nichts an Stimmung verloren, das finde ich geil“, sagt der sympathische PH-Student. „Der Zusammenhalt und die Emotionen sind im Handball ausgeprägter als bei allen anderen Sportarten, die ich je gemacht habe.“

Dennoch konzentriert er sich seit vergangenem Jahr auf Fußball. Eine schwierige Entscheidung, wie Faßbinder betont, aber kein endgültiger Abschied vom Handball im Allgemeinen und der HSG Freiburg im Besonderen: „Ganz ohne könnte ich nicht. Ich habe von vorneherein gesagt, dass sie mich fragen sollen, wenn Not am Mann ist.“ In dieser Saison kommt „Mo“, wie er in der Mannschaft genannt wird, auf drei Einsätze für die HSG. Über die volle Distanz ging der Rückraumspieler dabei aber nicht. „Mo ist ein super Junge“, sagt HSG-Trainer Max Wachter. „Wir würden ihn gerne immer bei uns haben. Aber auch wenn er nicht mehr regelmäßig bei uns trainiert, ist er ein fester Teil der Mannschaft.“

Faßbinder stammt aus einer Handballfamilie. Schon als Kleinkind war er in der Halle dabei, ehe er mit acht Jahren selbst anfing, Handball zu spielen. Zu der Zeit kickte er schon drei Jahre beim PSV Freiburg. Bis Ende der D-Jugend machte er beides. Dann richtete er seinen Fokus zunächst auf den Handball – mit Erfolg: Mit der SG Köndringen/Teningen spielte Faßbinder in der B-Jugend Südbadenliga und in der A-Jugend sogar in der Bundesliga. Fußball habe er derzeit eher nebenher gespielt. „Ich war bis zu fünf Mal in der Woche in der Halle und war froh, zwischendurch ein Mal kicken zu können.“

Nach dem Abitur hätte Faßbinder im Teninger Drittliga-Kader mittrainieren können, entschied sich aber, vorerst auf Reisen zu gehen. „Mir war es wichtiger, meine eigenen Erfahrungen zu machen und die Welt sehen zu können“, erklärt der 22-Jährige. Auch nach seiner Rückkehr konzentrierte sich Faßbinder hauptsächlich auf Handball, ohne allerdings auf Fußball zu verzichten. So kam es, dass der Stürmer mit der A-Jugend des VfR Merzhausen 2015 den Bezirkspokal gewann. Er selbst traf beim 8:1-Finalsieg gegen die SG Gundelfingen/Wildtal dreifach.

„Dass das Pokalfinale so gut lief, war auch ein Grund, warum ich neben dem Handball weiter Fußball spielen wollte“, meint Faßbinder. Eine Saison lang versuchte er, beide Sportarten unter einen Hut zu bringen. Zufrieden war er damitaber nicht: „Da ich am Wochenende immer zwei Spiele hatte, war ich selten bei 100 Prozent“, so Faßbinder. „Ich musste mein Pensum runterfahren.“ Nach einem Jahr Fußball-Bezirksliga in Merzhausen wechselte er zu seinem Bruder Julius in die Landesliga zum FC Emmendingen. „Ich wollte mit meinem Bruder zusammenspielen“, sagt Faßbinder. „Außerdem habe ich mich gefragt, was ich im Fußball noch erreichen kann.“ Damit reifte der Entschluss, bei der HSG kürzer zu treten.

Nach einer wechselhaften ersten Saison scheint der Stürmer nun richtig im Fußball angekommen zu sein. „Letztes Jahr hat man bei ihm die Umstellungsphase gespürt“, sagt FCE-Trainer Dino Saggiomo. Faßbinders Potenzial habe man jedoch von Anfang an erkennen können. „Ich bin froh, dass er es dieses Jahr auf den Platz bringt.“ Dort profitiert Faßbinder auch von seinem Handballspiel. „Vor allem in der A-Jugend musste ich mich immer gegen größere, stärkere und schwerere Spieler durchsetzen“, berichtet Faßbinder. Athletik und Durchsetzungsvermögen habe er dadurch bekommen. Mit neun Treffern ist der Stürmer der zweitbeste Torschütze in seinem Team. Zwar habe er von sich erwartet, dass es in dieser Saison besser läuft als in der vergangenen, sagt Faßbinder: „Aber dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht.“

Bei den Fußballern ist jetzt Winterpause. Zeit, zu entspannen. Nicht für Faßbinder. Er brennt darauf, wieder mehr Handball spielen zu können. „Wenn man eine Sportart sehr intensiv betreibt, vermisst man die andere schon ein bisschen.“ Bei der HSG wird Faßbinder mit offenen Armen empfangen: „Wir sind immer froh, wenn er dabei ist“, betont Max Wachter.
Aufrufe: 010.12.2017, 13:09 Uhr
Nils Müller (BZ)Autor