2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielvorbericht
Nicole Rolser (li.) könnte den Unterschied ausmachen. F: Leifer
Nicole Rolser (li.) könnte den Unterschied ausmachen. F: Leifer

Bayerns Nicole Rolser: Der Terrier für die Extra-Meter

FC Bayern Frauen vor Pokal-Finale

Nicole Rolser ist beim FC Bayern die einzige Nicht-Nationalspielerin, die sich unter den Stammkräften etabliert hat - weil sie um ihre Gegner herumwuselt wie keine Zweite in der Liga

München – Neulich beim Pokal-Halbfinale gegen Turbine Potsdam kam es mal wieder zu einer typischen Szene von Nicole Rolser. Eigentlich sogar zu zwei. Bereits in der ersten Hälfte huschte die Stürmerin des FC Bayern davon, vergab aber nach einem langen Sprint kläglich. Als dann alle schon platt waren, ganz am Ende der Partie, zog sie nochmals allein auf und davon. Und traf zum 3:1-Endstand. Bei ihrer ersten Aktion habe ihr „die Puste gefehlt“, sagte sie später, „darum hatte ich mir fest vorgenommen, in der zweiten Halbzeit noch ein Tor zu machen“. Managerin Karin Danner nennt sie „den Terrier für die Extra-Meter“.

Dass auch die Frauen des FC Bayern morgen im Finale des Pokals stehen (gegen den VfL Wolfsburg in Köln, Anpfiff 15 Uhr/ARD), liegt auch am Biss der kilometerfressenden Rolser, die sich auch in der Schlussphase einer Partie niemals für die schmerzhaften letzten Meter zu schade ist – und sich auch von Fehlschüssen nicht irritieren lässt.

„Was die da vorne in so einem Spiel runterradelt, so eine findest du in der ganzen Ersten Bundesliga kein zweites Mal“, sagt Karin Danner. Umso kurioser ist, dass die 26-Jährige noch nicht für die DFB-Auswahl berufen wurde. Sie ist die einzige Nicht-Nationalspielern, die sich unter den Stammkräften des FC Bayern dauerhaft behauptet.

Als sie nach dem Halbfinale gegen Turbine Potsdam auf die deutsche Nationalelf angesprochen wurde, musste sie erst mal nachfragen; sie dachte, sie hätte sich verhört. Daran verschwende sie keinen Gedanken, sagte sie, sie würde sich nicht sträuben, aber Priorität habe der Verein. Da ist es ja auch längst nicht selbstverständlich, aufzulaufen. Seit 2015 kickt sie für die Münchner, jedes Jahr wurden ihr neue Konkurrenz vor die Nase gesetzt, doch am Ende kam sie immer auf ihre Einsätze. Aktuell schaut gerade Mandy Islacker in die Röhre. Sie holte zuletzt zwei Mal in Serie die Torjägerkrone.

Rolser habe sich fußballerisch enorm entwickelt, sagt Thomas Wörle, „sie hält den Ball jetzt viel besser als früher und ist jetzt für uns nicht nur im Spiel gegen, sondern auch mit dem Ball wertvoll“. Besonders erfreulich sei, so der Coach, dass sie sich inzwischen für ihren hohen Aufwand belohnt. Neulich im Ligaspiel traf sie beim 5:0 gegen Potsdam drei Mal. „Bärenstark“, lobt Wörle die Quote.

Das Vertrauen des Trainers sei ihr wichtig, sagt sie, bei ihr ist das keine Floskel. „Ich will das zurückzahlen, in jedem Spiel.“ Dabei sollte man sich ja nicht täuschen; Rolser hat schon einiges erlebt; nach der U-20-WM in Japan ging sie 2012 zum FC Liverpool, als erste deutsche Spielerin überhaupt auf der Insel. „Transfer-Schock“ titelte ein englisches Magazin, als sie 2015 wieder verschwand, um in München anzugreifen. „Sie sucht jeden Zweikampf und geht dahin, wo es wehtut“, lobt Danner, „sie wuselt sich durch, und da sie so klein ist, hat sie gegen die oft großen Abwehrspieler einen Vorteil, die finden das unbequem und eklig. Es geht nicht immer ums Etikett Nationalspieler, du musst schauen, dass die Post abgeht.“

Idealerweise, wenn beim Rest die Kraft schwindet.

Aufrufe: 017.5.2018, 17:38 Uhr
Münchner Merkur / Andreas WernerAutor