2024-05-31T10:52:53.652Z

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„Ein richtig guter Trainer“: Josip Hrgovic erntet aus eigenen Reihen viel Lob. (Foto: Rutt)
„Ein richtig guter Trainer“: Josip Hrgovic erntet aus eigenen Reihen viel Lob. (Foto: Rutt)

B-Lizenz trotz Rollstuhl? Für Josip Hrgovic kein Problem

Trainer mit Handicap

Josip Hrgovic sitzt seit Kindertagen im Rollstuhl. Jetzt hat er bereits seinen zweiten Fußball-Trainerschein erfolgreich absolviert. Damit wollte der Übungsleiter des TSV Neuried nicht nur sich selbst etwas beweisen.

Es ist eine mehr als bemerkenswerte Leistung: Der erst 25 Jahre alte Josip Hrgovic hat seine Prüfungen zur Fußball-Trainer-B-Lizenz vor wenigen Wochen erfolgreich bestanden. Dabei sitzt er seit frühester Kindheit im Rollstuhl. Seine angeborene Gelenksteife hielt ihn jedoch nicht ab, seinen Weg zu gehen. „Ich habe mir einen Traum verwirklicht“, sagt Hrgovic, der beim TSV Neuried gerade die Frauenmannschaft in der Bezirksliga übernommen hat (wir berichteten).

Der gebürtige Kroate lebt seit Kindertagen in Deutschland. „Hier war die medizinische Versorgung einfach besser als in Kroatien. Deshalb sind meine Eltern ausgewandert“, erzählt Hrgovic, der Sportmanagement studiert. Erste Erfahrungen im Trainerbereich sammelte er beim TSV Neuried in den Jugendmannschaften. Mit der Ermutigung eines guten Freundes wagte Josip Hrgovic den Schritt, seine C-Lizenz zu absolvieren. „Zunächst ging es mir darum, mir selbst zu beweisen, dass ein guter Trainer auch im Rollstuhl sitzen kann“, berichtet der Neurieder. „Dann wollte ich das auch allen anderen zeigen.“ Besonders die TSV-Übungsleiter Davide Taurino und Max Reid förderten das Talent von Hrgovic. „Ich habe den beiden viel zu verdanken“, sagt der 25-Jährige. Mentor Taurino findet lobende Worte: „Er hat sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und ist zu einem richtig guten Trainer geworden.“

Gerade der Umgang mit Nachwuchsspielern war jedoch zunächst nicht so einfach. „Man kann ja nichts vormachen, sondern muss alles in Detail mündlich erklären“, sagt Hrgovic. Inzwischen ist aus ihm ein selbstbewusster Trainer geworden. „Ich weiß, was ich kann.“ Dabei half ihm auch die familiäre Atmosphäre in Neuried. „Ich wurde nie ausgeschlossen“, teilt der Kroate mit.

Hrgovic ist zwar nicht der erste Trainer mit Behinderung, der eine Prüfung bestanden hat. Doch Felix Jäckle, Hauptabteilungsleiter Sport beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV), stellt die Besonderheit heraus: „Um die B-Lizenz zu bestehen, benötigt man ein hohes Fachwissen. Die Anforderungen sind deutlich höher als bei der C-Lizenz, die vorrangig für den Breitensport gedacht ist.“ Beim Verband ist man auf Prüflinge mit körperlichen Einschränkungen bestens vorbereitet. „Praktische Inhalte, die von den Kandidaten nicht geleistet werden können, werden durch zusätzliche theoretische Elemente abgefragt“, erläutert Jäckle.

Mit diesem angeeigneten Wissen möchte Hrgovic, der mit seinen Eltern in Großhadern lebt, in den nächsten Jahren die Fußballerinnen beim TSV voranbringen. Gemeinsam mit Taurino betreut er außerdem weiterhin die U19. Der B-Lizenz-Trainer gibt sich bescheiden: „Ich will nicht als etwas Besonderes gesehen werden. Ich will keine Extrawurst. Ich möchte ganz normal behandelt werden.“

Aufrufe: 022.8.2017, 09:10 Uhr
Tobias Huber - Münchner Merkur (Würmtal)Autor