2024-05-10T08:19:16.237Z

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Röhrnbach im Ausnahmezustand: Nach dem langersehnten Aufstieg in die Bezirksliga ging es per Autokorse durch den Ort.
Röhrnbach im Ausnahmezustand: Nach dem langersehnten Aufstieg in die Bezirksliga ging es per Autokorse durch den Ort. – Foto: Archiv SVR

Auf und neben dem Platz: Als Röhrnbach für Furore sorgte

1997 schaffte der SV Röhrnbach den langersehnten Aufstieg in die Bezirksliga und hielt sich dort zwei Jahre. Manfred Lorenz, "Laure" Traxinger und Rudi Damberger blicken zurück.

Dem wohl bekanntesten Röhrnbacher Fußballspieler der jüngsten Vergangenheit war es nicht vergönnt, mit seinem Heimatverein den langersehnten Aufstieg in die Bezirksliga zu feiern. Unter der Regie des jungen Reinhold "Laure" Traxinger gehörte der SVR Anfang der 90er regelmäßig zum Spitzenfeld der damaligen A-Klasse (heutige Kreisliga). Doch den Sprung eins höher schaffte die Marktgemeinde aus dem Landkreis Freyung-Grafenau erst drei Jahre nachdem der Klassekicker den Verein verlassen hatte - und seine Karriere in der Landes- und Regionalliga so richtig Fahrt aufnahm. Währenddessen verbrachte der SV Röhrnbach zwei Spielzeiten (97/98 bis 98/99) auf Bezirksebene. Der verdiente Lohn für einen langen Anlauf. Der große Erfolg nach dem knapp vermiedenen Super-GAU.

"Natürlich habe ich mich gefreut für Röhrnbach, als es endlich mit dem Aufstieg geklappt hat", erinnert sich Traxinger an den Sommer 1997. Vor bald 25 Jahren spielte er für den SV Hutthurm in der Landesliga, während nur wenige Kilometer weiter der größte Erfolg der Vereinsgeschichte entsprechend begossen wurde. Mit einem Autokorso durch den Ort als Highlight und mehrtägigen Feierlichkeiten als Pflicht. Einerseits freute sich "Laure" mit den ehemaligen Teamkameraden über den Aufstieg. Andererseits war er auch ein bisschen enttäuscht. "Es wäre schon schön gewesen, da dabei zu sein. Aber es hat einfach nicht sollen sein", stellt er nüchtern fest - und ergänzt: "Aber auch ich habe viel erlebt. Und ich blicke gerne auf meine Zeit beim SV Röhrnbach zurück."


Vorne knipste Armin Gubisch, doch der Star war das Team

In der detaillierten Chronik des heutigen Kreisklassisten spielen aber Sentimentalitäten keine Rolle. So ist dort nicht Reinhold Traxinger als Aufstiegsheld vermerkt, sondern andere Namen. Wolfgang Binder, Alex Bauer, Karl Trauner, Markus Hammermüller sowie "Jagge" Schuster drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Trainer-Urgestein Rudi Damberger war damals der Mann an der Linie, Röhrnbach seine zweite von inzwischen elf Stationen. Er hat also den Vergleich, weiß worauf es ankommt - und stellt im Rückblick fest: "Es war jetzt keine Goldene Generation, die damals den Aufstieg realisiert hat. Wobei das nicht abwertend klingen soll. Überragende Einzelspieler gehörten der Mannschaft an. Doch der Star war das Team - ein eingeschworener Haufen. Es hat einfach alles gepasst."

Röhrnbach Legende "Laure" Traxinger verließ seinen Heimatverein nach unzähligen Aufstiegs-Versuchen vier Jahre vor der Bezirksliga-Zeit.
Röhrnbach Legende "Laure" Traxinger verließ seinen Heimatverein nach unzähligen Aufstiegs-Versuchen vier Jahre vor der Bezirksliga-Zeit. – Foto: Archiv Traxinger

Wie eigentlich immer bei derartigen Erfolgsgeschichten ist es schwierig, Erklärungen zu finden. Das sog. Geheimrezept war nicht nicht nur im Falle des SVR eine Mixtur unterschiedlichster Komponenten - manche greifbar, manche nicht. Zum einen waren da Ausnahmespieler wie Torjäger Armin Gubisch, der nach seinem Engagement beim Heimatverein u.a. noch Bayernliga spielte beim 1. FC Passau. Zum anderen waren da aber auch nimmermüde Antreiber, eingefleischte Röhrnbacher, die es nach und nach lernten, alles, aber wirklich auch alles, dem großen Ziel unterzuordnen. Vor allem der Ortsteil Harsdorf, in dem viele der damaligen Spieler wohnten und das von Rudi Damberger liebevoll als "Fußballnest" bezeichnet wird, wurde zur Wiege des Erfolges.


Erst der beinahe-Abstieg, dann der erlösende Aufstieg

Manfred Lorenz, den die Jüngeren als AH-Leiter des SVR kennen, war kurz vor der Jahrtausendwende einer der prägendsten Spieler des langjährigen Kreisligisten überhaupt. Wenn er sich an die damalige Zeit erinnert, fällt ihm sofort eine sinnbildliche Anekdote ein. "Unsere Spielerfrauen haben einen Stammtisch gegründet. Und den gibt es noch heute", erzählt der 55-Jährige, um zusammenfassend festzustellen: "Wir waren kein Verein, wir waren eine große Familie." An eine ähnliche Episode erinnert sich Rudi Damberger: "Das war ein gschiggda Haufen. Abteilungsleiter Karl Traxinger beispielsweise legte ein Spielfrei immer aufs Oktoberfest-Wochenende, sodass seine Jungs nach München fahren konnte. Sie haben es ihm dann mit der Bezirksliga gedankt."

Beinahe allerdings erlebten Fischer, Freund & Co. vor den Feiertagen mit bis zu 700 Zuschauern gegen Freyung, Hauzenberg, Ruhmannsfelden und Hacklberg - ein eigener Fanclub feuerte mit Trommeln an - die sportliche Bruchlandung. 1996, also ein Jahr vor der A-Klassen-Meisterschaft, blockierte sich das ambitionierte Team irgendwie selbst. Der bittere Gang in die B-Klasse konnte nur knapp abgewendet werden. "Wir haben nur richtig Anlauf genommen", schmunzelt Lorenz. Seine Worte etwas weiter ausgeführt: Mit Rudi Damberger konnte ein Trainer an Land gezogen werden, der fachlich und menschlich überzeugte - aber auch den ein oder anderen Reizpunkt setzte und so die letzten Prozentpunkte Qualität und Willen aus den Spielern kitzelte. "Es hat dann einfach gepasst", beschreibt es Manfred Lorenz mit der typischen Aussage an dieser Stelle.

Das Meisterfoto: (stehend v.l.) Bürgermeister Josef Eder, Vereinsboss Eduard Haslacher, Max Fuchs, Trainer Rudi Damberger, Spartenleiter Karl Traxinger, Max Frank, Karl-Heinz Freund, Manfred Lorenz, Erwin Philipp, Alex Bauer, Hans-Dieter Bauer, Armin Gubisch, Sanitäter Alfred Riedl, Platzwart Willi Wolf, Betreuer Hermann Freund, (vorne v.l.) Florian Lorenz, Karl Trauner, Jakob Schuster, TW Wolfgang Binder, Markus Fischer, Markus Hammermüller, Christian Gubisch und Manfred Freund.
Das Meisterfoto: (stehend v.l.) Bürgermeister Josef Eder, Vereinsboss Eduard Haslacher, Max Fuchs, Trainer Rudi Damberger, Spartenleiter Karl Traxinger, Max Frank, Karl-Heinz Freund, Manfred Lorenz, Erwin Philipp, Alex Bauer, Hans-Dieter Bauer, Armin Gubisch, Sanitäter Alfred Riedl, Platzwart Willi Wolf, Betreuer Hermann Freund, (vorne v.l.) Florian Lorenz, Karl Trauner, Jakob Schuster, TW Wolfgang Binder, Markus Fischer, Markus Hammermüller, Christian Gubisch und Manfred Freund. – Foto: Archiv SVR

Ein Jahr vor dem Millennium - also nach zwei Spielzeiten - verabschiedete sich der SV Röhrnbach wieder vom Bezirksliga-Fußball. Bitter, weil viele Partien in der Saison 98/99 nach der Ära Damberger äußerst knapp verloren gingen - und vorne der abgewanderte Knipser Gubisch als Veredler der keinesfalls enttäuschenden Mannschaftsleistungen fehlte. "Bis drei Spieltage vor Schluss hatten wir sogar die beste Abwehr der Liga", erinnert sich Lorenz. Doppelt bitter, weil sich der Verein seitdem - also seit gut 20 Jahren - nach der Rückkehr auf die Bezirksebene sehnt. Der Traum ist noch allgegenwärtig, die Realität gleichzeitig ernüchternd. Pinker, Philipp & Co. stecken aktuell trotz großem Potenzial, das ihrer Generation seit deren Bezirksoberliga-Aufenthalt als D-Junioren nachgesagt wird, im Tabellenkeller der Kreisklasse fest.

Symbolisch: Lorenz, Hammermüller & Co. waren nicht nur beim Feiern eine Einheit.
Symbolisch: Lorenz, Hammermüller & Co. waren nicht nur beim Feiern eine Einheit. – Foto: Archiv SVR

"Das Potenzial, mindestens eine Klasse höher zu spielen, wäre da", stellt auch SVR-Legende Manfred Lorenz fest, um wieder auf bekannte Worte zurück zu greifen. "Aber irgendwie passt es nicht." Noch bleibt dem der künftig von Petr Kulhanek trainierten Truppe Zeit, in die zweifelsohne sehr großen Fußstapfen ihrer Vorgänger zu treten. Schaffen sie das nicht, bleiben sie auf irgend eine Art und Weise unvollendet - so wie "Laure" Traxinger. Allerdings nur, wenn man seine SVR-Zeit als Maßstab nimmt...

Aufrufe: 011.5.2021, 15:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor