2024-06-14T14:12:32.331Z

Aufreger der Woche
Das Match zwischen dem SC Gräselberg und CD Espanol ist ein Fall für den Fußballrichter.
Das Match zwischen dem SC Gräselberg und CD Espanol ist ein Fall für den Fußballrichter. – Foto: Marwin Wolf

Absicht oder nicht? Der Tritt ans Bein des Schiedsrichters

Abbruch des B-Liga-Spiels zwischen dem SC Gräselberg und CD Espanol beschäfitgt nun den Fußballrichter +++ Gräselberger Trainer gibt Amt auf

Wiesbaden. Von wegen Adventsstimmung. Auch zum Fußball-Jahresausklang in den Wiesbadener Amateurklassen sorgte am 2. Advent ein Spielabbruch in der Gruppe 1 der B-Liga für Schlagzeilen. Wieder mal, wie so oft in den vergangenen Wochen in Deutschland, ging eine Aktion gegen den Schiedsrichter voraus. Ob mit Absicht oder nicht, da gehen die Meinungen auseinander.

Es lief die 60. Minute im Spiel zwischen dem SC Gräselberg und CD Espanol. In der Beurteilung der Szenen im Vorfeld der Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter decken sich die Schilderungen beider Lager. Ein Gräselberger Spieler hatte einen Akteur von Espanol rüde gefoult. Dieser bekam dafür Gelb. Ein anderer SC-Spieler schoss daraufhin den am Boden liegenden Gästespieler mit dem Ball ab und sah dafür die Rote Karte. In der Folge gab es die im Fußball leider schon fast so übliche Rudelbildung, in der ein Espanol-Funktionär ebenso die Rote Karte bekommen hat.

„Eigentlich hatte sich dann alles wieder befriedet“, war Espanol-Pressesprecher Carsten Zillmann überrascht, was dann geschah. Ein Tritt des Gräselberger Kapitäns gegen das Bein des Schiedsrichters. Gräselbergs Abteilungsleiter Rene Kaiser sah die Szene so: „Ein Spieler von Espanol wollte auf unseren Kapitän los, der ist ausgewichen und hat dabei den Schiedsrichter getroffen. Unser Kapitän ist direkt zum Schiri gegangen, hat sich entschuldigt und ihm gesagt, dass er nur ausweichen wollte. Doch der Schiedsrichter hat die Aktion zum Anlass genommen, das Spiel abzubrechen, jetzt wird der Spielabbruch uns zur Last gelegt und wir müssen erstmal beweisen, dass unser Spieler wirklich nur ausweichen wollte.“

Andreas Henrici, Spielausschuss-Vorsitzender von Espanol, weist diese Version des SC Gräselberg weit weg, dass eine unmittelbare Provokation seitens Espanol vorgelegen hatte: „Die Rudelbildung zuvor war schon lange vorbei. Unser Spieler wollte den anschließenden Freistoß ausführen. Da hat sich der Gräselberger Kapitän, der eigentlich schon weggegangen war, umgedreht und den Schiedsrichter bewusst getreten. Unser Spieler stand weit genug davon weg. Wir wollen Gräselberg wirklich nichts Böses, doch da hatte der Spieler einfach einen kurzen Blackout.“ Gräselbergs Rene Kaiser, der übrigens nicht vor Ort war, verlässt sich weiter auf die Schilderungen seiner Vereinskollegen und des Spielers: „Er ist bisher noch in keiner Weise negativ aufgefallen. Im Gegenteil, er ist als Vorbild ja zum Kapitän gewählt worden. Das war keine Absicht von ihm und auch keine Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter.“

„Ob das Absicht war, kann ich nicht beurteilen. Doch den Tritt gab es“, hat Zillmann kein Verständnis für die Aktion. Und sorgt sich nun um den jungen Schiedsrichter aus Mainz, der humpelnd vom Feld ging: „Hoffentlich hört der jetzt nicht auf, der hat nämlich wirklich gut gepfiffen.“ Die gute Nachricht in dem unschönen Fall: Immerhin blieb nach dem Abbruch alles friedlich und es gab keine Tumulte.

Der Fall wird nun bei dem Wiesbadener Fußballrichter Thorsten Nordholt auf dem Schreibtisch landen. Neben den beiden Stellungnahmen der Vereine dürfte der Sonderbericht des Schiedsrichters von entscheidender Bedeutung sein. Zumal der junge Referee von einem weiteren neutralen Zeugen, einem erfahrenen Kollegen im Zuschauerbereich begleitet wurde. Die Darstellung wird wohl eher in Richtung klare Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter gehen, wie zu hören ist. Derweil hat SC-Trainer Markus Will für sich Konsequenzen gezogen und in einer kurzen Mail mitgeteilt, dass er sein Amt „aus sportlichen Gründen“ beim Tabellenletzten abgegeben habe.

Aufrufe: 012.12.2019, 07:00 Uhr
Alexander Knittel und Torsten MudersAutor